Schule unter Beschuss: Familien im Kibbuz Yehiam organisieren sicheren Unterricht
JERUSALEM, 1.11.2024 (TPS) – Für die Familien im Kibbuz Yehiam war es schwierig, ihre Kinder zur Schule zu schicken, während die Hisbollah täglich Raketen auf Nordisrael abfeuerte.
„Die lokalen Behörden haben beschlossen, die Kinder wieder in die Schule zu schicken, aber die einzige Schule ist eine halbe Stunde von Yehiam entfernt“, berichtet Roni Egozi Aberman, Bewohnerin von Yehiam und Mutter von zwei Kindern, dem israelischen Pressedienst TPS. „Sie haben beschlossen, die Kinder wieder zur Schule zu schicken, aber sie haben die Schulbusse nicht in Betrieb genommen.“
Das bedeutete, dass jedes Kind zweimal am Tag eine halbe Stunde lang von seinen Eltern gefahren werden musste, ohne Schutz und unter Raketenbeschuss. Doch die Bewohner der Gemeinde waren entschlossen, einen sichereren Weg zu finden, um ihre Kinder zur Schule zu bringen. „Die Eltern hier haben sich organisiert. Sie haben sich zusammengetan und beschlossen, hier im Kibbuz eine eigene Schule zu gründen“, erklärt Egozi Aberman, deren Kinder die vierte und fünfte Klasse besuchen.
Schutzräume werden Klassenzimmer
Außerdem war es den Eltern von Yehiam wichtig, dass die Schule selbst sicher ist. Die Luftschutzbunker und Schutzräume des Kibbuz wurden zu Klassenräumen umgebaut, die nach Fächern aufgeteilt sind. 112 Schülerinnen und Schüler der Klassen 1 bis 6 lernen jetzt im Kibbuz. Die Zahl schwankt, da auch Kinder aus den umliegenden Gemeinden die Schule besuchen, wenn die Sicherheitslage das zulässt.
Laut Niv Moran, dem Vorsitzenden des lokalen Komitees von Yehiam, kam der Anstoß zu dieser Initiative ausschließlich von den Bewohnern des Kibbuz, die eine kreative Lösung für ein dringendes Problem fanden. „Die Eltern waren innovativ“, so Moran. „Wir sprachen mit den zuständigen Leuten in der lokalen Regierung. Sie halfen uns mit allem, was wir brauchten, um unsere Luftschutzbunker in geeignete Lernorte zu verwandeln.“
Die ganze Gemeinde kam zusammen, um die neuen Klassenzimmer vor dem ersten Schultag zu säubern, einzurichten und vorzubereiten. Egozi Aberman: „Jeder in der Gemeinde brachte etwas von dem mit, was er zu Hause hatte, um sicherzustellen, dass die Klassenzimmer gut ausgestattet waren.“
Fünf Lehrer unterrichten
„Jeden Morgen kommen fünf Lehrer“, erklärt Egozi Aberman. „Jeder unterrichtet etwas anderes, aber alle die Hauptfächer, die für die Kinder am wichtigsten sind.“ Nach einem Jahr Krieg und Unsicherheit ist Moran froh, Teil einer Lösung zu sein, die seinen Kindern und denen seiner Gemeinde ein wenig Stabilität gibt. „Echter Unterricht! Persönlich, genau so, wie es Kinder in diesem Alter brauchen!“
Für die Bewohner von Gemeinden im Norden des Landes wie Yehiam, in denen die Bildung der Kinder seit über einem Jahr durch den Krieg unterbrochen ist, ist die sichere Rückkehr zum Schulunterricht ein großer Erfolg. „Mein Sohn geht in die dritte Klasse“, erläutert Moran, „ihn in der Klasse zu sehen, wie er seine Freunde trifft, ist etwas ganz Besonderes.“
Angriffe seit über einem Jahr
Nach den Angriffen der Hamas am 7. Oktober 2023 begann die Hisbollah, die nordisraelischen Gemeinden täglich mit Raketen und Drohnen anzugreifen. Mehr als 68.000 Bewohner Nordisraels wurden aus ihren Häusern vertrieben. Die Hisbollah-Führung hat wiederholt erklärt, sie werde die Angriffe fortsetzen, um die Israelis an der Rückkehr zu hindern.
Gemäß der Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrates, die 2006 den Zweiten Libanonkrieg beendete, ist es der Terrorgruppe verboten, im Südlibanon zu operieren.
Bild: Die Kinder des Kibbuz Yehiam im Norden Israels werden jetzt in einem umgebauten Luftschutzraum unterrichtet. Bei Alarm werden die Fenster mit Metallplatten gesichert. Foto: Roni Egozi Aberman/TPS-IL