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Nach drei Netajahu-Trump-Telefonaten – Iran fordert Änderung der „schädlichen“ Trump-Politik und droht mit Ausweitung des Krieges

JERUSALEM, 11.11.2024 (NH) – Israels Premierminister Benjamin Netanjahu hat eine Botschaft veröffentlicht, in der er offenlegt, er habe bereits dreimal mit dem neu gewählten US-Präsidenten Donald Trump gesprochen. Netanjahu bezeichnet die Gespräche als „sehr gut und wichtig“ und versichert, Israel und die USA seien in Bezug auf den Iran „einer Meinung“. Diese Euphorie scheint man im Iran allerdings nicht zu teilen. Das Regime befürchtet bereits einen offenen Krieg zwischen Teheran und Washington. Der Wahlsieg Trumps wurde in iranischen Zeitungen mit Überschriften wie „Die Rückkehr des Mörders“ beschrieben und der designierte US-Präsident wird aufgefordert, seine Druckpolitik aus der ersten Amtszeit zu überdenken.

Bibi und Trump

Benjamin Netanjahu hat am Sonntag ein Video veröffentlicht, in dem er über seine jüngsten Gespräche mit dem designierten Präsidenten Donald Trump berichtet. „Es waren sehr gute und wichtige Gespräche. Wir sind uns einig über die iranische Bedrohung in all ihren Komponenten und die Gefahr, die sie darstellt“, so Netanjahu. Es scheint, dass der israelische Premierminister seine Botschaft auch als eine Art versteckte Warnung an den Iran sendet: „Wir sehen auch die großen Chancen, vor denen Israel steht, im Bereich des Friedens und seiner Expansion und in anderen Bereichen“. Netanjahu pflegt seit jeher enge Beziehungen zu den USA. Mit dem scheidenden US-Präsidenten Joe Biden kam es häufig zu heftigen politischen Meinungsverschiedenheiten. Mit dem 47. Präsidenten Trump hingegen teilt Netanjahu oft die gleichen Ansichten.

„Die Rückkehr des Mörders“

Die engen Beziehungen zwischen Israel und Donald Trump werden in Teheran offenbar kritisch verfolgt. Bereits am Samstag forderte der Iran Trump auf, seine Politik des „maximalen Drucks“ gegen Teheran aus seiner ersten Amtszeit zu überdenken. „Trump muss zeigen, dass er nicht die gleiche falsche Politik wie in der Vergangenheit verfolgt“, erklärte der iranische Vizepräsident für strategische Angelegenheiten, Mohammad Javad Zarif. Es sei daran erinnert, dass Trump in seiner ersten Amtszeit aus dem Atomabkommen ausstieg, die verheerenden Wirtschaftssanktionen gegen das Regime erneuerte und sogar die Ermordung des iranischen Generals Qassem Soleimani anordnete. Diese “ Tötung“ im Jahr 2020 scheint man Trump bis heute nicht verziehen zu haben. Nach Trumps jüngstem Wahlsieg veröffentlichte die iranische Tageszeitung Hamshahari ein Foto des Präsidenten in Handschellen und Gefängnisuniform mit der Schlagzeile „Die Rückkehr des Mörders“, während die Zeitung Javan Trump vorwarf, „an den Ort des Verbrechens zurückzukehren“.

Während der iranische Präsident Masoud Fezshkian den Wahlsieg Trumps begrüßte und signalisierte, „die Tür für künftige Gespräche nicht zu verschließen“, zeigte der oberste religiöse Führer Ali Khamenei in der Vergangenheit wiederholt seine tiefe Abscheu gegenüber Trump.

Stillschweigendes Waffenembargo

Trotz aller Euphorie im Heiligen Land haben die USA stillschweigend mehrere Waffenlieferungen an Israel gestoppt, darunter auch eine größere Lieferung von 134 so genannten D9-Bulldozern. Zwar hat Jerusalem die D9 bereits bezahlt, doch warten die Geschosse auf die Exportgenehmigung des US-Außenministeriums in Washington.

Die D9-Bulldozer des Ingenieurkorps spielen eine zentrale Rolle bei Manövern in Gaza und im Südlibanon. Die Bulldozer säubern in Gaza „kontaminierte“ Gebiete von Sprengladungen, die sonst gegen Infanterie- und Panzertruppen detonieren würden und im Norden räumen die D9 tausende Hektar Wald, in dem die Hisbollah Bunker und Waffenlager versteckt hatte, um sich auf eine Invasion wie am 7. Oktober in Galiläa vorzubereiten. Neben den lebenswichtigen Bulldozern frieren die USA immer noch die Lieferung von rund 1.300 schwerer Munition und Kampfmitteln ein, die Israel von Boeing gekauft und in Schekel bezahlt hat, nicht mit US-Hilfsgeldern. Auch beim Kauf von Apache-Kampfhubschraubern Anfang des Jahres zeigte Washington Israel die kalte Schulter. Ob Trumps Wahlsieg eine weitere regionale Ausweitung der Konflikte in Gaza und im Libanon verhindern kann, bleibt vorerst abzuwarten.

Titelbild: US-Präsident Donald Trump und der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu bei einem Treffenim Jahr  2017 im Israel Museum in Jerusalem. Foto: Yonatan Sindel/Flash90

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