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Im Schatten eines Abkommens: Hamas sucht lebende Geiseln im Gazastreifen

JERUSALEM, 08.12.2024 (NH) – Die in Gaza herrschende Terrororganisation hat mit der Suche nach lebenden Geiseln in der Enklave begonnen. Dazu habe die Hamas hochrangige palästinensische Gruppen kontaktiert, um herauszufinden, wie viele Israelis sie noch im Gazastreifen festhalten. Dies berichtete die saudische Zeitung Ashreq Al-Awsat am Samstag. Nach Angaben der Nachrichtenagentur steht ein Geiselaustausch kurz bevor. Neben der Suche nach lebenden Geiseln versuchen die Terroristen auch, die Leichen der entführten Israelis ausfindig zu machen.

Fortschritte bei indirekten Verhandlungen zwischen den Parteien

Die in London ansässige Zeitung Ashreq Al-Awsat zitiert in ihrem Wochenendbericht Funktionäre, die nicht der Hamas angehören. Die Aktivisten, die anderen terroristischen Gruppen im Gazastreifen nahe stehen, behaupten, dass „die Hamas mit ihnen Kontakt aufgenommen hat, in Erwartung der Möglichkeit, dass bald etwas passieren könnte“. Den Quellen zufolge seien bei den indirekten Verhandlungen mit Israel über einen „Geiselaustausch“ ernsthafte Fortschritte erzielt worden.

Die verschiedenen Verantwortlichen weisen darauf hin, die Hamas konzentriere sich bei ihrer Suche auf lebende israelische Geiseln, aber suche auch nach den Leichen mehrerer Entführter, die mutmaßlich bei israelischen Angriffen getötet wurden. „Es gibt eine Reihe von Toten, deren genauer Verbleib unbekannt ist, zum Teil, weil sie zusammen mit ihren Entführern getötet wurden“, erklärten die Quellen der Zeitung. „Es wird einige Zeit dauern, ihren Verbleib herauszufinden, daher wird ein Waffenstillstand in dieser Hinsicht sehr hilfreich sein.“ Die Gruppen berichten weiter, die Hamas fordere für die Freilassung der entführten Soldaten die Freilassung ihrer eigenen hochrangigen Gefangenen mit sehr hohen Freiheitsstrafen aus israelischen Gefängnissen.

„Mordbefehl“ bei israelischen Rettungsversuchen

Im Schatten aufkommender Euphorie über ein mögliches Geiselabkommen hat die Nachrichtenagentur Reuters ein internes Hamas-Dokument veröffentlicht, in dem die Mitglieder der Terrororganisation aufgefordert werden, sich auf eine israelische Operation zur Befreiung von Geiseln vorzubereiten. In dem Reuters-Dokument behauptet die Terrororganisation, Informationen darüber zu haben, dass das israelische Militär eine Operation plane, „ähnlich der, die es im vergangenen Juni durchgeführt hat“, als die Geiseln Noa Argamani, Almog Meir Jan, Andrei Kozlov und Shlomi Ziv lebend aus der Enklave befreit wurden. Die Hamas hat nun ihre Aktivisten angewiesen, die Haftbedingungen für die Entführten zu „verschärfen“. Sollte die israelische Armee versuchen, die Geiseln zu retten, sollen die Entführten „neutralisiert“ werden. Die amtierende Terrororganisation fordert ihre Mitglieder auf, in einem solchen Fall die möglichen Konsequenzen zu ignorieren: „Für das Schicksal ihrer Entführten ist allein Israel verantwortlich“, zitiert Reuters das Hamas-Dokument.

Aktualisiertes Abkommen auf dem Verhandlungstisch

Israel hat nach der Tötung des Hamas-Führers Yahya Sinwar mehrfach versucht, die Verhandlungen wieder aufzunehmen, doch die Gespräche sind immer wieder gescheitert. Mit dem jüngsten Waffenstillstand mit dem benachbarten Libanon und dem bevorstehenden Einzug des wiedergewählten Präsidenten Donald Trump ins Weiße Haus versucht der jüdische Staat, die Verhandlungen mit der Terrororganisation wieder aufzunehmen.

In der vergangenen Woche hat Israel der Terrororganisation über ägyptische Vermittler einen aktualisierten Entwurf für ein Geiselabkommen und einen Waffenstillstand vorgelegt. Obwohl sich der Vorschlag nicht wesentlich von früheren Vereinbarungen unterscheidet, gehen Ägypten und Katar davon aus, dass die Hamas dem jüngsten Vorschlag zustimmen wird. Eine Quelle in Kairo erklärte, es gebe noch ungelöste Fragen bezüglich des „Tages danach“ im Gazastreifen.

Titelbild: Palästinensische Mitglieder der Izz ad-Din al-Qassam-Brigaden, des bewaffneten Flügels der Hamas-Bewegung, bei einer Patrouille in Rafah im südlichen Gazastreifen. Foto: Abed Rahim Khatib/Flash90

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