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Nach dem Waffenstillstand mit dem Libanon: Der Wiederaufbau Nordisraels wird Jahre dauern und 2,4 Milliarden Schekel kosten

JERUSALEM, 11.12.2024 (NH) – Der Waffenstillstand im Norden Israels mit dem benachbarten Libanon ist vor rund zwei Wochen in Kraft getreten. Bislang ist die Sicherheitslage zwar fragil und angespannt, doch der Waffenstillstand scheint vorerst zu halten. Der Innenausschuss der israelischen Knesset hat nun begonnen, sich intensiver mit dem Wiederaufbau des vom Krieg beschädigten und zerstörten Norden zu beschäftigen. Ersten Schätzungen zufolge werden sich die Kosten für den Wiederaufbau auf mehrere Milliarden Schekel belaufen. Doch neben der Frage, wie der jüdische Staat den akuten Arbeitskräftemangel in der Bauindustrie überbrücken will, stellt sich auch die Frage, ob ein Großteil der Bevölkerung überhaupt an eine Rückkehr in die grenznahen Gemeinden denkt.

Viele Dörfer bleiben Geisterdörfer

Bislang sind nur sehr wenige Bewohner des Nordens in ihre Dörfer zurückgekehrt, nicht nur, weil ihre Häuser und die örtliche Infrastruktur zerstört wurden – viele Israelis sind verängstigt und unsicher. Vor allem Familien mit Kindern wollen nicht vor dem Ende des Schuljahres zurückkehren. Im kinderreichen Israel bedeutet dies, dass die überwiegende Mehrheit der Dörfer für weitere sieben bis neun Monate menschenleer bleiben wird.

Eine dieser Geisterstädte im Norden droht die grenznahe Gemeinde Metulla zu werden. Seit Kriegsbeginn hat die Hisbollah mehr als 1.600 Raketen und Mörser sowie 450 Panzerabwehrraketen auf das idyllische Dorf abgefeuert. In Metulla gibt es rund 650 Gebäude, von denen 100 durch direkten Einschlag zerstört wurden, weitere 400 erlitten indirekte Schäden. Damit sind mehr als 75% der Wohngebäude unbewohnbar.

Viele Häuser haben keinen Schutzraum. Ist ein Bunker vorhanden, bietet er keinen ausreichenden Schutz gegen die Geschosse der Hisbollah. Foto: David Cohen/Flash90

Hisbollah-Angriff: Nicht ob, sondern wann

Hinzu kommt, dass kaum ein Bewohner über Schutzräume oder gar Waffen verfügt. Einem ähnlichen Szenario wie am 7. Oktober könnte die Nordregion nicht standhalten. Hier würden altmodische Handfeuerwaffen den modernen Waffen der Hisbollah gegenüberstehen. Während viele Israelis darauf warten, dass die Hisbollah den Waffenstillstand bricht, glauben andere, dass die Terrororganisation zunächst geduldig ihr Raketen- und Waffenarsenal aufrüstet, bevor sie angreift. Die Frage sei nicht, „ob“ die Terrororganisation angreifen werde, sondern „wann“. Viele Bewohner der Nordregion sind daher nicht an militärischen Statistiken über getötete Terroristen interessiert, sondern fordern die vollständige Vernichtung der libanesischen Terrorbedrohung.

2,4 Milliarden Schekel Sanierungsplan für Nordgemeinden

Nichtsdestotrotz hat der Innenausschuss der israelischen Knesset bereits über den Wiederaufbau der Nordgemeinden diskutiert. Rund 2,4 Milliarden Schekel, umgerechnet 635 Millionen Euro, sollen die Stadterneuerungs- und Infrastrukturprojekte den Staat kosten. Neben der Sanierung und Renovierung der Kriegsschäden, für die die Staatskasse rund 1,4 Milliarden NIS (370 Millionen Euro) zur Verfügung stellt, wird eine weitere Milliarde NIS (265 Millionen Euro) für den Bau von 10.000 Schutzräumen in 28 Gemeinden, die zwischen einem und neun Kilometer von der libanesischen Grenze entfernt liegen, veranschlagt.

Das Wohnungsbauministerium hofft, bereits ein Sofortbudget von 100 Millionen Schekel zu erhalten, um noch in diesem Monat mit einem Teil der notwendigen Sanierungsarbeiten beginnen zu können. Ob der Sanierungsstart auch die Rückkehr der Bewohner einläutet, bleibt abzuwarten.

Titelbild: Blick auf die Schäden des jüngsten Krieges in Metulla an der israelischen Grenze zum Libanon, 9. Dezember 2024. Foto: Chaim Goldberg/Flash90

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