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„Jesus wurde als Jude geboren und starb als Jude“ – israelischer Minister mit scharfem Appell an den Papst

JERUSALEM, 22.12.2024 (NH) – Das Oberhaupt der katholischen Welt, Papst Franziskus, hat in Israel erneut einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Vor etwa einem Monat beschuldigte der Papst Israel, „Kriegsverbrechen begangen zu haben, die untersucht werden müssen“, und letzte Woche nahm Franziskus an einer Krippenfeier teil, bei der das Jesuskind in einer palästinensischen Keffiyeh in seiner Krippe gebettet wurde. Gestern verurteilte das Kirchenoberhaupt den mutmaßlichen Tod von sieben Kindern in Gaza: „Das ist Grausamkeit, das ist kein Krieg“.

Papst auf Anti-Israel-Kampagne?

Nach den schweren Vorwürfen des Vatikans hat das israelische Militär erklärt, bei der gestrigen Operation „mehrere Terroristen ins Visier genommen zu haben, die in einer militärischen Struktur der Hamas operierten und eine Bedrohung für die in der Region operierenden Streitkräfte darstellten“. Zudem erklärten israelische Armeesprecher, dass die von der Terrororganisation angegebenen Opferzahlen „nicht mit den Informationen des Militärs übereinstimmen“. Die Argumente Israels ließen den Papst unbeeindruckt. Franziskus beklagte später, dass „Israel gestern den Patriarchen von Jerusalem nicht wie versprochen nach Gaza gelassen hat“.

Nun hat der israelische Minister für Diaspora-Angelegenheiten in einem Brief an das katholische Oberhaupt seinen Unmut über die brisanten anti-israelischen Äußerungen der vergangenen Wochen zum Ausdruck gebracht.

„Er wurde als Jude geboren und starb als Jude“

Der Minister kritisiert zunächst die Teilnahme des 266. Papstes einer Krippenausstellung, bei der ein palästinensisches Jesuskind präsentiert wurde: „Vor zwei Wochen haben Sie an einer Messe teilgenommen, die das palästinensische Narrativ widerspiegelt, das Jesus als palästinensischen Araber darstellt. Anders kann man die Entscheidung nicht verstehen, sein Bild in einer Wiege zu präsentieren, eingewickelt in eine Keffiyeh. Jesus wurde von einer jüdischen Mutter geboren, lebte als Jude und starb als Jude. Bethlehem ist die Stadt, in der Rachel, unsere Matriarchin, starb, als sie Benjamin gebar, und in der David, der Sohn von Jesse, geboren wurde – derselbe David, der König von Israel wurde und Jerusalem zu seiner Hauptstadt machte“.

Der israelische Minister für Diaspora-Angelegenheiten Amichai Chikli findet scharfe Worte für den katholischen Religionsführer. Foto: Miriam Alster/Flash90

Die Kritik des Ministers richtet sich jedoch vor allem gegen die Forderung des Religionsoberhauptes, „eine sorgfältige Untersuchung durch internationale Instanzen durchzuführen, um festzustellen, ob in Gaza Kriegsverbrechen begangen wurden“. So hatte der Bischof von Rom vor knapp vier Wochen erklärt, „was in Gaza geschieht, nimmt Züge eines Völkermordes an“.

Israel sehr sensibel für „Völkermord“

Amichai Chikli wies den Vergleich des israelischen Vorgehens in Gaza mit einem Völkermord vehement zurück und bezeichnete den Vorwurf als widerlichen Versuch, die Geschichte umzuschreiben. „Erst vor wenigen Wochen haben Sie eine neue blutige Verleumdung geäußert, Israel begehe in Gaza einen Völkermord. Diese Terroristen haben schreckliche Kriegsverbrechen gegen die Menschlichkeit begangen, darunter die Ermordung Dutzender israelischer Familien, die Vergewaltigung und sadistische Folter von Frauen und die Entführung von Kindern, älteren Menschen und Männern“, schrieb Chikli. „Dagegen kämpfen wir. Es ist erstaunlich, dass dies der Welt überhaupt erklärt werden muss“, so Chikli.

Gerade vor dem Hintergrund der Geschichte des jüdischen Volkes reagiere Israel sehr sensibel auf die Verharmlosung des Begriffs „Völkermord“. Eine solche Verharmlosung käme einer Leugnung des Holocaust gefährlich nahe. Chikli argumentiert, dass „das Schweigen des Vatikans während des Holocaust immer noch in der Haltung des heutigen Israel nachhallt“.

In seinem eindringlichen Appell versuchte der Minister nach eigenen Worten, Positionen zu betonen, die auf der historischen Wahrheit beruhen, und sich gegen Versuche zu wehren, die Geschichte des Staates Israel und des jüdischen Volkes zu verzerren.

Titelbild: Papst Franziskus hat am 12. Dezember Palästinenserpräsident Mahmud Abbas zu einer Privataudienz im Vatikan empfangen. Foto: Handout / Vatican Media / AFP

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