
Kindermädchen für Terroristenkinder und Putzfrau – so verbrachten die vier Beobachterinnen 15 Monate in Hamas-Gefangenschaft
JERUSALEM, 27.01.2025 (NH) – Die vier israelischen Militärbeobachterinnen Daniella Gilboa, Liri Elbag, Naama Levy und Karina Ariev, die am 7. Oktober 2023 von ihrem Militärstützpunkt in Nahal Oz entführt wurden, sind nach 477 Tagen in Gefangenschaft der Hamas nach Hause zurückgekehrt. Die ersten Bilder der mutigen Frauen auf der Hamas-Bühne in Gaza ließen ein ganzes Land aufatmen. Auf den ersten Blick schienen die jungen Soldatinnen „alle in guter Verfassung“ zu sein. Vor allem Liri fiel durch ihre fast „fröhlichen“ Triumphbekundungen mit ihren Fäusten auf der Hamas-Propagandabühne auf. Später sollte sich herausstellen, dass es tatsächlich Liri war, die sich in den letzten 15 Monaten um ihre Freundinnen gekümmert hatte. Sie diskutierte mit den Terroristen und wurde so zur „Anführerin“ der vier Mädchen. Den Versuch der Hamas, sie vor ihrer Freilassung auf der Propagandabühne vor Hunderten von Palästinensern zu demütigen, konterte Liri strahlend und mutig: „Wir sind stärker als das“. Doch wie haben die Mädchen die langen Monate der Gefangenschaft wirklich erlebt?
Wenig Essen, schlechte sanitäre Bedingungen
Am 7. Oktober stürmten Hamas-Terroristen in drei Wellen den Armeestützpunkt Nahal Oz: 53 Soldaten und Soldatinnen wurden massakriert, darunter 15 Überwachungssoldatinnen. Fünf weitere wurden in den Gazastreifen entführt. Inzwischen sind vier der fünf Mädchen zurückgekehrt und erste Details ihrer Geiselhaft unter Wahrung ihrer Privatsphäre bekanntgeworden.
So bewachte ein älterer Palästinenser die Beobachterinnen in den ersten Tagen ihrer Gefangenschaft. Er sorgte für Essen und Duschen und vermittelte zwischen den Israelinnen und ihren Entführern.
Daniella, Liri, Naama und Karina erzählen, dass sie zeitweise zusammen festgehalten wurden, aber die ganze Zeit über in zivilen Wohnungen oder unterirdischen Tunneln unter schlechten hygienischen Bedingungen lebten. Getarnt als palästinensische Frauen wurden die vier von Ort zu Ort gebracht. In der Regel duschten die Frauen über sehr lange Zeiträume nicht. Außerdem mussten die 20-Jährigen für ihre Peiniger kochen und putzen. Dabei bekamen die Mädchen nur sehr wenig zu essen. Manchmal wurden die vier auch gezwungen, auf die Kinder einiger ihrer Entführer aufzupassen. Der Umgang mit den Frauen war immer sehr hart. Die Mädchen durften nicht weinen oder sich umarmen.
Demonstrationen gaben Hoffnung
Die Mädchen berichten, sie hätten zum Teil auch die Medien verfolgt. Zentrales Medium war der arabische Fernsehsender Al-Jazeera. Hier erfuhren die Frauen von den massiven Kämpfen der israelischen Armee und dem schweren Zwischenfall des Ingenieurskorps, bei dem 21 Kämpfer durch die Explosion eines Gebäudes getötet wurden. Insgesamt berichteten die Frauen, dass der Dezember 2023 ihrer Wahrnehmung nach ein Monat sehr beängstigender Kämpfe in der Enklave gewesen sei. Die vier erzählten ihren Familien, dass es „Zeiten gab, in denen sie kein Essen bekamen“. Dies geschah immer dann, wenn die israelische Armee nahe gelegene Ortschaften bombardierte. Die Beobachterinnen waren nicht nur über die verschiedenen Operationen im Gazastreifen informiert, sondern auch über den vorangegangenen Geiselaustausch im November 2023. Alle vier verfolgten ihre Familien über Radio und Fernsehen und der unermüdliche Kampf ihrer Angehörigen gab ihnen Hoffnung und Kraft.
Berichten zufolge sind die Entführten während ihrer Gefangenschaft mehrfach mit „sehr hohen Hamas-Funktionären“ zusammengetroffen. Nähere Einzelheiten sind bisher nicht bekannt.
Nach 15 Monaten grausamer Gefangenschaft sind die psychischen Folgen noch nicht absehbar. Aber es gibt Hoffnung. So scherzte Liri schon im Hubschrauber mit den Familien und bat sie, Arabisch zu sprechen, sonst „verstehen wir euch nicht“.
Titelbild: Die vier Soldatinnen treffen nach 15 Monaten auf ihre Familienangehörigen. Foto: IDF Spokesperson