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Chaotische Szenen bei Geiselfreilassung: Spießrutenlauf und Propaganda-Show

JERUSALEM. 30.01.2025 (TM) – Die Terrorgruppen Hamas und Islamischer Staat haben heute acht Geiseln freigelassen: die Soldatin Agam Berger (20), die Zivilistin Arbel Yehud (29), den Rentner Gadi Mozes (80) sowie fünf Thailänder. Sie waren 482 Tage lang im Gazastreifen festgehalten worden.

Yehoud und Mozes wurden zusammen mit den fünf thailändischen Geiseln unter chaotischen und gefährlichen Umständen in Khan Younis, vor dem zerstörten Haus des getöteten Hamas-Führers Yahya Sinwar, an das Rote Kreuz übergeben. Sie waren umgeben von Hunderten von maskierten Bewaffneten und einer großen, brodelnden Menschenmenge. Die beiden israelischen Zivilisten waren gezwungen, sich mit Bewaffneten an ihrer Seite durch die grölende Menschenmenge zu drängen. Dabei wurden sie fotografiert und bedrängt, während die Schaulustigen „Allahu akbar“ („Allah ist größer“) skandierten.

Netanjahu: Inakzeptable Bedingungen

Premierminister Benjamin Netanjahu bezeichnete die chaotische Übergabe in einer Erklärung unmittelbar nach der Freilassung als inakzeptabel. Aus Protest gegen die chaotische Übergabe verzögerte Israel die geplante Freilassung der palästinensischen Gefangenen. Das Büro von Netanjahu erklärte, diese werde erst erfolgen, „wenn bei den nächsten Freilassungen das sichere Geleit unserer Geiseln garantiert werden kann“.

Arbel Yehud wurde gezwungen, zu Fuß durch einen palästinensischen Mob zu den wartenden Fahrzeugen des Roten Kreuzes zu gehen. Foto: Majdi Fathi/TPS-IL

Berger und die thailändischen Geiseln Thenna Pongsak, Sathian Suwannakham, Sriaoun Watchara, Seathao Bannawat und Rumnao Surasak wurden von der Terrorgruppe Hamas festgehalten. Yehoud und Mozes waren in der Gewalt des Palästinensischen Islamischen Dschihad. Berger, eine Überwachungssoldatin, war vom Militärstützpunkt Nahal Oz entführt worden, während Yehoud und Mozes aus ihren Häusern im Kibbuz Nir Oz verschleppt wurden. Die thailändischen Geiseln gehörten zu den 31 ausländischen Staatsangehörigen, die bei dem Hamas-Angriff am 7. Oktober 2023 entführt wurden. Sie waren Landarbeiter nahe der Grenze zum Gazastreifen.

Geschenktüte“ von den Terroristen

Agam Berger wurde genötigt, in einer Propagandashow der Terroristen mitzuwirken. Sie trug olivgrüne Kleidung, die wie eine Armee-Uniform aussehen sollte, und erhielt eine „Geschenktüte“ der Hamas sowie eine gerahmte Urkunde. Sie winkte der vor der Bühne versammelten Menge zu, bevor sie von schwer bewaffneten, uniformierten und maskierten Männern zu den Vertretern des Roten Kreuzes geführt wurde.

Agam Berger: Wiedersehen mit ihren Eltern nach langer Geiselhaft. Foto: IDF Spokesperson

Die Geiseln wurden an die israelische Armee übergeben. An der Gazagrenze standen Mediziner und Psychologen bereit, um sie zu versorgen. Die Israelis wurden von ihren Familien in Empfang genommen, die Thailänder von Vertretern ihrer Regierung. Hebräische Medien berichteten, dass thailändische Restaurants in Tel Aviv sich darauf vorbereiteten, ihre Landsleute nach ihrer Rückkehr mit vertrauten Speisen zu versorgen.

Die vier am Samstag freigelassenen Soldatinnen – Karina Ariev, Daniella Gilboa, Naama Levy und Liri Albag – hatten darum gebeten, noch ein paar Tage im Krankenhaus zu bleiben, um Agam Berger zu begrüßen und bei ihrer Genesung zu begleiten.

Jubel auf dem Geiselplatz in Tel Aviv. Foto: Yonathan Sindel

Auf dem Geiselplatz in Tel Aviv versammelten sich Hunderte von Menschen und verfolgten jubelnd die Live-Übertragung der Freilassung auf einer Großleinwand.

Gefangene mit Blut an den Händen

Im Austausch für die drei israelischen Geiseln, die heute freigelassen wurden, entlässt Israel 110 palästinensische Sicherheitsgefangene aus dem Gefängnis – 30 für jeden Zivilisten und 50 für Berger. Darunter sind 30 Terroristen, die zu lebenslanger Haft verurteilt wurden. Einige sind Drahtzieher von Terroranschlägen, bei denen Dutzende Israelis ums Leben kamen. Unklar ist, welche dieser Häftlinge in den palästinensischen Gebieten bleiben dürfen und welche ins Ausland verbannt werden.

Titelbild oben: Chaos in Khan Younis: Die Rot-Kreuz-Fahrzeuge steckten zwischen den bewaffneten Terrorkämpfern und der johlenden Menschenmenge lange fest. Foto: Abed Rahim Khaatib / Flash 90

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