
Überraschende und erschreckende Umfrageergebnisse: fast 30% der arabischen Befragten befürworten Hamas-Herrschaft in Gaza
JERUSALEM, 10.02.2025 (NH) – Eine Umfrage des Viterbi Center for Public Opinion and Policy Research am Israel Democracy Institute hat neue Trends im politischen Spektrum der israelischen Bevölkerung aufgedeckt. Die Umfrage ergab nicht nur, dass die Mehrheit der Bevölkerung die zweite Phase des Geiselabkommens unterstützt, sondern auch, dass der nationale Optimismus in Bezug auf die Sicherheit im Land abgenommen hat. Die Umfrage brachte aber auch erschreckende Ergebnisse zutage: Fast 30 Prozent der arabischen Befragten gaben an, die Hamas als künftige Machthaber im Gazastreifen zu unterstützen.
Wer sollte den Gaza-Streifen kontrollieren?
Die Umfrage wurde zwischen dem 2. und 28. Januar dieses Jahres durchgeführt. An der Umfrage nahmen 755 israelische Bürger teil, davon 604 jüdische und 151 arabische Befragte über 18 Jahre. Zu den acht brisanten Hauptthemen gehörten unter anderem das Waffenstillstandsabkommen zwischen Israel und der Hamas, die Meinungen zur nationalen Sicherheit im Land sowie die Frage, wer den Gazastreifen „am Tag danach“ kontrollieren sollte.
Während unter den jüdischen Teilnehmern die große Mehrheit eine multinationale Regierung vorzieht, gefolgt von israelischer Kontrolle, zeigt sich unter den arabischen Befragten ein dramatischer Anstieg der Hamas-Unterstützer. Mehr als 29% der arabischen Befragten befürworten die Kontrolle der Enklave durch die Hamas. Dabei sind es vor allem die jüngeren Männer, die eine zukünftige Hamas-Herrschaft unterstützen. Nur noch 24,5% befürworten eine zukünftige Kontrolle der Palästinensischen Autonomiebehörde in Gaza, wobei die Befürworter deutlich älter sind.
Frauen unterstützen zweite Phase des Abkommens
Bei der Frage nach dem jüngsten Waffenstillstandsabkommen zeigt sich unter den jüdischen Befragten das weit verbreitetes Gefühl, dass die Terrororganisation im Gazastreifen ihre Interessen in der ersten Phase des Abkommens besser durchsetzen konnte: Mehr als 47,5% glauben, dass die Hamas von dem Abkommen profitiert hat, während nur 21% Israel im Vorteil sehen. Unter den arabischen Befragten sind mehr als 50% der Meinung, dass beide Seiten ihre Interessen verwirklicht haben.
Trotz der Besorgnis über Israels Position im jüngsten Abkommen unterstützt die überwältigende Mehrheit sowohl der arabischen als auch der jüdischen Öffentlichkeit die zweite Phase des Geiseldeals. Interessanterweise sind es in beiden Bevölkerungsgruppen vor allem die Frauen, die sich für eine Fortsetzung des Abkommens aussprechen: 73% der jüdischen und 94% der arabischen Frauen befürworten eine zweite Phase, während nur 58% der jüdischen und 89% der arabischen Männer die nächste Phase vorantreiben würden. Die Mehrheit aller Befragten (72,5%) ist zudem der Meinung, dass US-Präsident Donald Trump das Abkommen erfolgreich befördert hat.
Nationale Stimmung sinkt
Als weiteres Thema wurde die „nationale Stimmung“ untersucht. Unter den jüdischen Befragten ist ein deutlicher Rückgang des Optimismus bezüglich der nationalen Sicherheit zu verzeichnen: von 56 Prozent im Dezember 2024 auf 42 Prozent im Januar 2025. Auch der Optimismus bezüglich der Demokratie ist unter der jüdischen Bevölkerung um drei Prozent gesunken. Hier zeigt sich eine Segmentierung in politische Lager. Während auf der „rechten“ Seite 44 Prozent optimistisch auf eine demokratische Regierung blicken, sind es in der „Mitte“ nur noch 24 Prozent. Auf der linken Seite der jüdischen Befragten geben nur noch 15,5% an, zuversichtlich in die Zukunft zu blicken. Bei den arabischen Befragten hingegen ist der Optimismus in beiden Bereichen sogar etwas gestiegen: bei der nationalen Sicherheit von 23% im Dezember auf 35% im Januar und bei der Zukunft einer demokratischen Regierung von 27% im Dezember auf 34% im Januar.
Insgesamt zeigen die Werte jedoch nur sehr geringe Veränderungen gegenüber dem Vormonat. Betrachtet man das Gesamtbild, so blickt weniger als die Hälfte der Israelis optimistisch in die Zukunft.
Titelbild: Palästinensische bewaffnete Kinder in Uniformen der Al-Qassam-Brigaden nehmen an einer Übergabe von israelischen Geiseln an das Rote Kreuz teil. Foto: Abed Rahim Khatib/Flash90