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Nach erschütterndem Geiselbericht – US-Präsident Trump lädt befreiten Entführten Eli Sharabi ins Weiße Haus ein

JERUSALEM, 03.03.2025 (NH) – Das erschütternde Interview mit der freigelassenen Geisel Eli Sharabi hallt um die Welt. Mutig und selbstlos beantwortete der blasse und abgemagerte Mann detailliert jede Frage und gab tiefe und verstörende Einblicke in die menschenverachtende Behandlung, die er in den letzten 15 Monaten in Gaza erlebt hat. Die Dokumentation des nur noch 44 Kilogramm wiegenden Mannes beeindruckte auch US-Präsident Donald Trump, der Eli und seine Familie zu einem Treffen ins Weiße Haus einlud. Trump soll am Dienstag auch eine Rede zur Lage der Nation vor beiden Häusern des Kongresses halten – wahrscheinlich mit einem israelischen VIP-Besucher in der Gästeloge. Neben Sharabi werden auch andere freigelassene Geiseln in Washington erwartet.

Interview erschüttert US-Präsidenten

Am vergangenen Donnerstag strahlte der israelische Fernsehsender Channel 12 ein Interview mit Eli Sharabi aus. Sharabi, der während seiner 491-tägigen Geiselhaft mehr als 40 Prozent seines Körpergewichts verloren hatte, beantwortete jede einzelne Frage mit erschreckender Ehrlichkeit. Das Interview ist wohl eines der schockierendsten Zeugnisse, das je im israelischen Fernsehen zu sehen war. Neben grausamen Details über seine Entführung, wie er seine Frau und seine Töchter zurückließ, wie er beinahe von einem wütenden zivilen Mob in Gaza gelyncht wurde und dass „Hunger viel schlimmer als Schläge ist“, waren die Zuschauer von der mentalen Stärke des aus Gaza zurückgekehrten ehemaligen Entführten erschüttert.

Elis Bruder Sharon Sharabi berichtet, das Interview habe nicht nur in Israel, sondern auch im Ausland hohe Wellen geschlagen. Kein Geringerer als Präsident Donald Trump habe die Dokumentation gesehen und Eli daraufhin ins Weiße Haus eingeladen. „Allein die Tatsache, dass Eli vor den Kameras stand und nicht an sich selbst und seine körperliche oder geistige Stärke dachte, zeigt, dass seine Aufgabe in diesem Abschnitt darin besteht, Leben zu retten.“

US-Präsident Trump zeigte sich schockiert über das Geiselzeugnis und lud Sharabi sowie weitere Geiseln nach Washington ein. Foto: Liri Agami/Flash90 

491 Tage in Ketten

Sharabi, der aus der Hölle von Gaza zurückgekehrt ist und mit gebrochenem Herzen und viel Mut vor der Kamera über die Qualen der Geiselhaft spricht, hat nur ein Ziel vor Augen: die anderen Geiseln zu retten.

Eli erzählt von den eisernen Ketten, mit denen die Hamas seine Arme und Beine bis zum Ende seiner Geiselhaft fesselte. Die Ketten schnitten ihm ins Fleisch und verursachten unerträgliche Schmerzen, bis er das Bewusstsein verlor. Doch schlimmer als die Schmerzen und mörderischen Schläge, die dem 54-Jährigen die Rippen brachen, waren Hunger und Durst. An „guten Tagen“ musste sich der Entführte ein kleines Pita-Fladenbrot mit drei weiteren Geiseln teilen, eine getrocknete Dattel wäre ihm wie das beste Essen der Welt vorgekommen.  „Von dieser Vorstellung eines freien Menschen, der Früchte oder Wasser zu sich nehmen kann, träumt man jeden Tag. Du kümmerst dich nicht mehr um die Schläge, die dir die Rippen brechen – gib mir nur ein halbes Fladenbrot“, erzählt Eli.

Gebet stärkt den gebrochenen Mann

„Ich bin kein religiöser Mensch, aber vom ersten Tag meiner Entführung an habe ich jeden Morgen das ‚Schma Israel‘ gebetet. Ich machte (freitags) den Kiddusch für mich und sprach das ‚Eshet Chayil‘-Gebet für meine Mutter, meine Frau und meine Töchter. Das Schabbatessen war ein ferner Traum, wie eine verrückte Fantasie. Alles, was ich wollte, war, abends mit meiner Familie am Tisch zu sitzen“, erzählt Eli unter Tränen.

Eli, der erst am Tag seiner Freilassung erfuhr, dass seine Frau Lian und seine Töchter Noya und Yahel das Massaker in den Grenzgemeinden nicht überlebt hatten, erzählte, er werde „nie den Blick in ihren Augen vergessen, wie verängstigt sie waren, und er hofft, dass sie nicht gelitten haben“. Der Witwer betonte, dass er nicht böse sei: „Im Gegensatz zu dem, was die Leute denken, bin ich nicht wütend. Ich hatte das Glück, Lian 30 Jahre lang an meiner Seite zu haben, ich hatte das Glück, diese wunderbaren Mädchen über Jahre hinweg zu haben. Ich hatte Glück, dass ich nicht getötet wurde. Ich hatte Glück, dass ich nach 16 Monaten zu meiner Familie zurückkehren konnte. Ich hatte Glück.“

Titelbild: Eli Sharabi bei seiner Freilassung in Gaza. Foto: Majdi Fathi/TPS-IL

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