
Israel setzt die Hamas unter Druck und liefert keinen Strom mehr in den Gazastreifen
JERUSALEM, 09.03.2025 (TM) – Der Minister für Energie und Infrastruktur Eli Cohen (Likud) hat die Elektrizitätsgesellschaft angewiesen, die Stromlieferungen in den Gazastreifen sofort einzustellen. „Wir werden alle unsere Mittel einsetzen, damit alle Geiseln zurückkehren, und wir werden dafür sorgen, dass die Hamas am Tag nach dem Krieg nicht mehr in Gaza ist“, erklärte Cohen.
Bereits zu Beginn des Krieges hatte Israel angekündigt, die Stromlieferungen nach Gaza zu stoppen. Auf Druck der Vereinigten Staaten und europäischer Länder wurde die Versorgung jedoch zunächst fortgesetzt. Zu Beginn des Krieges lieferten etwa zehn Leitungen Strom aus Israel den Gazastreifen, die meisten wurden jedoch später abgeschaltet. Zuletzt war nur noch eine in Betrieb: die Qalaa-Leitung, die Meerwasser-Entsalzungsanlagen direkt versorgt. Cohen hat nun den vollständigen Stopp der Stromlieferungen angeordnet.
Die israelischen Streitkräfte rechtfertigten die Stromversorgung der Entsalzungsanlage im vergangenen Sommer mit der Begründung, dass die Anlage die geflüchteten Bewohner in Mawasi, Khan Younis und Deir al-Balah mit Trinkwasser versorgt.
Finanzminister: Wir öffnen die Pforten zur Hölle
Finanzminister Bezalel Smotrich hatte sich gegen die Stromversorgung des Gazastreifens ausgesprochen und vor sechs Monaten die Reparatur der Infrastruktur kritisiert: „Wir haben völlig den Verstand verloren. Wir sanieren den Gazastreifen mit unseren eigenen Händen, bevor er entmilitarisiert ist – vor allem die Krankenhäuser, die als Drehscheiben des Terrors dienen“, sagte er damals. „Premierminister, stoppen Sie diesen Wahnsinn. Diesmal wird niemand mehr sagen können, wir hätten es nicht gewusst.“
Die Entscheidung Israels, die humanitäre Hilfe für den Gazastreifen einzustellen, begrüßte Smotrich: „Dies ist ein Schritt in die richtige Richtung, und ich kann Ihnen versichern, dass dies erst der Anfang ist“, hob er hervor. „Wir schließen die Pforten des Paradieses und bereiten uns darauf vor, die Pforten der Hölle zu öffnen.“
Die Hamas hat sich bislang auf Generatoren verlassen, um die Bewohner mit Strom zu versorgen. Internationale Hilfsorganisationen schätzen, dass die Hamas über genügend Treibstoff verfügt, um die Generatoren noch etwa 45 Tage lang zu betreiben. Seit der israelischen Entscheidung, die Grenzübergänge in den Küstenstreifen zu schließen, gelangt kein Nachschub an Benzin und Diesel in das Küstengebiet.
Bald kein Wasser mehr?
Ein hochrangiger israelischer Beamter gab bekannt, dass auch die Unterbrechung der Wasserversorgung des Gazastreifens in Erwägung gezogen wird. „Als Teil des israelischen Instrumentariums steht die Unterbrechung der Wasserleitungen nach Gaza zur Debatte. Die erste Pipeline, die gekappt werden müsste, wäre die, die den nördlichen Gazastreifen versorgt, aber es wurde noch keine Entscheidung getroffen“, wird der Beamte von israelischen Medien zitiert.
Als Israel in der vergangenen Woche entschied, keine Hilfslieferungen in den Gazastreifen mehr zuzulassen, führte dies international zu einem Sturm der Entrüstung und dem Vorwurf, die israelische Regierung begehe ein Kriegsverbrechen. Hilfsorganisationen warnten vor dramatischen Folgen für die zwei Millionen Einwohner des Küstenstreifens.
Außenminister Gideon Sa’ar wies die Kritik zurück: „Hilfe, die an die Hamas geht, ist nicht humanitär. Ich erinnere daran, was Präsident Biden zu Beginn des Krieges sagte: (Zitat Präsident Biden): ‚Lassen Sie es mich klar sagen: Wenn die Hamas die Hilfe umleitet oder stiehlt, hat sie wieder einmal bewiesen, dass sie sich nicht um das Wohlergehen des palästinensischen Volkes kümmert und die internationale Gemeinschaft daran hindern wird, diese Hilfe zu leisten.‘ Und Sie wissen, dass sie nicht nur die Hilfsgüter an sich reißen. Sie schießen auch auf Zivilisten, die versuchen, sich Zugang zu den Hilfsgütern zu verschaffen. So kann und wird es nicht weitergehen.“
Titelbild: Palästinensische Arbeiter versuchen, einen Transformator in der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen zu reparieren. Foto: Abed Rahim Khatib / Flash 90 (Archivbild)