
Extreme Selbstfolter: Forscher entdecken Skelett einer in Ketten gelegten Nonne in Jerusalem
JERUSALEM, 11.03.2025 (NH) – Die israelische Altertumsbehörde hat bei einer Ausgrabung in Jerusalem ein in Ketten gelegtes Skelett entdeckt. Obwohl das Knochengerüst in einem sehr schlechten Zustand gefunden wurde, ergab eine Zahnanalyse, dass es sich um die Überreste einer Frau handelt. Die Tote war mit Dutzenden von Ringen an Armen, Händen und Beinen gefesselt. Eisenplatten am Bauch gaben dem Körper ein gepanzertes Aussehen. Neben der Verstorbenen lagen Metallgegenstände im Grab, darunter ein kleines Kreuz. Die Forscher vermuten, dass es sich bei dem historischen Fund um eine asketische Nonne handelt, die sich einer exzessiven Foltermethode verschrieben hatte. Die Experten sind verblüfft: „Es ist das erste Mal, dass wir Hinweise auf ein Phänomen gefunden haben, das wir bisher nur aus historischen Schriften kannten“.
Proteinanalyse des Zahnschmelzes zeigt – Skelett gehörte einer Frau
Die Analyse des Zahnschmelzes der Zahnfragmente ermöglichte es den Archäologen, das biologische Geschlecht des Skeletts anhand einzigartiger Proteine zu bestimmen. Da diese Proteine von den X/Y-Geschlechtschromosomen kodiert werden, ist es am wahrscheinlichsten, dass die Überreste einer Frau gehörten. Die Analyse wurde am Weizmann-Institut mit Hilfe innovativer Technologien für die Proteinanalyse von Zahnschmelz durchgeführt.
Die Frau wurde etwa drei Kilometer nordwestlich der Altstadt von Jerusalem in einer Ausgrabungsstätte gefunden, die als byzantinisches Kloster identifiziert wurde. Das Gotteshaus soll zwischen dem 5. und 7. Jahrhundert n. Chr. in Betrieb gewesen sein. Zubair ʼAdawi, Kfir Arbiv und Dr. Yossi Nagar, Experten der israelischen Altertumsbehörde und Ausgrabungsleiter, erklärten, die Frau sei in einem Grab unter einem Kirchenaltar gefunden worden. Ein solches Grab zeugt von der großen Ehre, die den Toten entgegengebracht wurde.

Exzessiver Hang zu Zerstörung und Selbstverstümmelung
Die Verstorbene stammte vermutlich aus Syrien und schloss sich einer Gemeinschaft asketischer Mönche und Nonnen an, die sich aus dem gesamten byzantinischen Reich in der Region niedergelassen hatten. Die Gläubige wurden mit 12 bis 14 Ringen um Arme und Hände, vier Ringen um den Hals und mindestens zehn Ringen um die Beine gefesselt. Interessanterweise war das Tragen schwerer Eisenringe keine Folter- oder Bestrafungsmethode, sondern geschah aus freien Stücken. Historische Quellen berichten, dass dies eine der ungewöhnlichen Methoden war, mit denen sich Mönche und Nonnen selbst geißelten. Damals glaubte man, die Seele steige zu geistigen Höhen auf, wenn ein Mensch auf Vergnügungen verzichtet und seinen Körper freiwillig Qualen aussetzt.
„Die ‚Ring-Nonne‘ ist Ausdruck eines in der Antike unter byzantinischen Mönchen weit verbreiteten Phänomens, das individueller Natur war und von einem übertriebenen Extremismus begleitet wurde. Die Gläubigen zwangen ihren Körper zur Zerstörung und Selbstverstümmelung“, erklären die Forscher. Zu den Foltermethoden gehörten demnach langes Fasten, das Binden von Eisenketten, schweren Gewichten und Steinen um den Körper, das freiwillige Einsperren in engen und abgelegenen Orten wie verlassenen Türmen, Höhlen oder Zellen sowie hängenden Käfigen. Historische Quellen berichten von asketischen Mönchen, die sich ins Feuer oder vor Raubtiere warfen.
Neben der „Kettennonne“ wurden in weiteren Grabkrypten die sterblichen Überreste von weiteren Frauen, Männern und Kindern gefunden.
Titelbild: Die verstorbene Nonne war mit Ketten und Ringen gefesselt. Foto: Yoli Schwartz/Israel Antiquities Authority