
2300 Jahre alter Goldring in Jerusalem ausgegraben: Hinweis auf einstigen Reichtum
JERUSALEM, 23.05.2025 (TPS) – Bei archäologischen Ausgrabungen in der Davidsstadt in Jerusalem ist ein rund 2.300 Jahre alter Goldring entdeckt worrden. Es ist der zweite Fund dieser Art innerhalb eines Jahres an derselben Stelle, wie die israelische Altertumsbehörde mitteilte. Der mit einem roten Edelstein besetzte Ring gehörte vermutlich einem Kind oder Jugendlichen, das während der frühhellenistischen Zeit, kurz nach den Eroberungen Alexanders des Großen, in Jerusalem lebte.
„Wir haben die Erde in der Nähe des Ausgrabungsbereichs gesiebt, und plötzlich zieht Ben, mit dem ich zusammenarbeite, einen Goldring aus der Erde. Zunächst war er sich sicher, dass es sich um einen modernen Gegenstand handelt, den einer unserer Ausgräber fallen gelassen hat. Als ich den Ring jedoch untersuchte, hielt ich ihn sofort für etwas Antikes. Wir riefen die Archäologen herbei, alle versammelten sich um uns und staunten über den besonderen Fund. Es war sehr aufregend“, berichtete Rivka Lengler, eine der Ausgräberinnen.
Verbindung mit dem alten Jerusalem
Der neu entdeckte Ring ähnelt verblüffend einem etwas größeren Goldring, der zuvor in derselben Gegend gefunden wurde. Rivka Lengler: „Schon auf den ersten Blick sieht man die große Ähnlichkeit zu dem Ring, der erst vor wenigen Monaten bei unserer Ausgrabung entdeckt wurde – nur, dass dieser noch kleiner ist. Als ich diesen Ring in der Hand hielt, spürte ich einen Teil meiner Geschichte. Ich hatte das Gefühl, dass ich die Menschen, die vor Tausenden von Jahren hier in Jerusalem gelebt haben, tatsächlich berühren und mit ihnen in Verbindung treten konnte.“
Die Davidsstadt bildet den ursprünglichen Kern der alten biblischen Stadt. Sie liegt direkt außerhalb der südlichen Mauern der Jerusalemer Altstadt und gilt als eine der wichtigsten archäologischen Stätten Israels. Hier gründete König David seine Hauptstadt und hier fanden viele entscheidende biblische Ereignisse statt. Der Park ist vor allem für den Hiskia-Tunnel bekannt, den König Hiskia bauen ließ, um die Stadt während der Belagerung durch die Assyrer unter Sennacherib mit Wasser zu versorgen.
„Die beiden Goldringe wurden in einer Schicht aus dem späten 3. oder frühen 2. Jahrhundert v. Chr. in den Fundamenten eines großen Gebäudes entdeckt, das vom Reichtum seiner Bewohner zeugt“, so die Leiter der Ausgrabungen, Dr. Yiftah Shalev und Dr. Marion Zindel von der israelischen Altertumsbehörde sowie Efrat Bocher vom Ancient Jerusalem Research Center und Prof. Yuval Gadot von der Universität Tel Aviv.
„In derselben Schicht wurden vor kurzem auch eine Reihe von Bronzeohrringen gefunden. Außerdem wurden ein goldener Ohrring mit einem gehörnten Tier und eine verzierte Goldperle entdeckt, die alle aus der frühhellenistischen Zeit stammen“, so die Forscher. Diese Schicht liegt unter den Fundamenten des Gebäudes, das laut den Archäologen einer wohlhabenden Familie aus dieser Zeit gehörte.
Einst ein hoher Lebensstandard
„Dies ist das erste Mal, dass wir in Jerusalem eine so große Ansammlung von Goldschmuck aus dieser Zeit gefunden haben“, fügte Bocher hinzu. „Dieser Reichtum ist in archäologischen Schichten sehr selten und zeugt vom Reichtum Jerusalems und dem hohen Lebensstandard seiner Bewohner in dieser Zeit.“
Dr. Marion Zindel, die den neu entdeckten Ring analysierte, vermutet einen kulturellen Kontext für den Fund. „Die Tatsache, dass die beiden kleinen Ringe und der übrige Schmuck unter den Böden des Gebäudes gefunden wurden, legt die Vermutung nahe, dass sie dort absichtlich vergraben wurden“, sagte sie und fügte hinzu: „Eine der Möglichkeiten, die jetzt untersucht wird, ist, dass der Schmuck, der in den Fundamenten des Gebäudes gefunden wurde, im Zusammenhang mit der Ausführung eines bekannten Brauchs aus hellenistischer Zeit steht. Bei diesem Brauch vergruben verlobte Frauen Schmuck und andere Gegenstände aus der Kindheit in den Fundamenten des Hauses, um den Übergang von der Kindheit zum Erwachsensein zu symbolisieren.“
Schmuck, der Gold mit leuchtenden Steinen wie Granaten kombinierte, war typisch für diese Epoche und spiegelte den Einfluss östlicher Modetrends aus Persien und Indien wider. Diese modischen Einflüsse wurden durch die Eroberungen Alexanders des Großen und die sich dadurch öffnenden Handelskanäle mit diesen Regionen ermöglicht.
Foto: Der 2 300 Jahre alter Goldring, der bei Ausgrabungen in der Davidsstadt in Jerusalem gefunden wurde. Bild: Reut Vilf, Davidsstadt/TPS-IL