
Ehemalige Geisel Omer Wenkert: „Ich wurde während der Gefangenschaft geschlagen, wenn Verhandlungen mit Israel scheiterten“
JERUSALEM 13.03.2025 (LS) – Die freigelassene Geisel Omer Wenkert hat am Dienstag in einem Interview erzählt, obwohl er während seiner 505 Tage in Gefangenschaft von der Außenwelt abgeschnitten war, hätte er gewusst, wann Gespräche über ein Waffenstillstandsabkommen zwischen Israel und der Hamas gescheitert waren oder ein hochrangiger Hamas-Aktivist getötet wurde, weil seine terroristischen Entführer das in diesen Fällen an ihm ausließen.
Er berichtete, seine Bewacher bespuckten ihn und zwangen ihn zu anstrengenden körperlichen Übungen.
„Ich war körperlich sehr schwach“, erklärte er und fügte hinzu, dass das Ziel seiner Entführer darin bestand, ihn zu demütigen.
Die Entführung
In dem Interview schilderte Omer detailliert seine Zeit in Gefangenschaft, beginnend mit der Nacht vom 6. auf den 7. Oktober 2023, als er mit seiner besten Freundin Kim Damti zum Nova-Musikfestival fuhr.
Kim wurde in demselben Schutzbunker getötet, aus dem Omer entführt wurde, obwohl er ihr Schicksal erst nach seiner Rückkehr nach Israel erfuhr.
Um 6:30 Uhr, so erzählte er, ertönten Raketensirenen und er floh mit Kim in den Schutzraum. „Ich erinnere mich, dass ich das letzte Mal auf meiner Uhr 7:29 Uhr sah und in derselben Sekunde jemand sagte: Komm rein, komm rein. Da sind Terroristen. Ich höre ‘Allahu Akbar‘, eine Granate schlägt im Schutzraum ein und alle gehen in Deckung.“
Nachdem die erste Granate explodiert war, begannen die Terroristen, den Schutzraum in Brand zu setzen. „Vorher herrschte Hysterie, die Leute schrien, aber als sie anfingen, uns anzuzünden, wurde es still … Ich bekam ein wenig Atemnot, es war viel Rauch, sie warfen Granaten mit bestimmten Materialien, die uns erstickten.“
Omer beschloss schließlich, aufzustehen und den Bunker zu verlassen. „Wenn ich schon sterbe, dann draußen, auf meinen Füßen … Ich hatte einen Moment, den man als ‚Selbstachtung‘ bezeichnen könnte. Ich sagte mir, dass ich mich mit dem Tod abgefunden habe, dass ich bereit dafür bin, dass ich jetzt dem entgegengehe, was ich als sicheren Tod betrachte, und dass ich es akzeptiere und will.“
Als er den Raum verließ, habe einer der Terroristen ihm gesagt, er würde ihn nicht erschießen. Da habe er verstanden, dass er entführt wird.
Geisel in Gaza
Als er in Gaza eintraf, so Omer, habe er Menschenmassen gesehen, von denen einige ihn schlugen, darunter auch kleine Kinder. Innerhalb von 20 Minuten war er eine Geisel in Tunneln.
Nachdem er zunächst geglaubt hatte, er sei die einzige Geisel, traf er in einem Tunnel auf vier thailändische Geiseln und Liam Or, der später freigelassen wurde. Omer erzählt, sie seien schwer geschlagen worden und hätten die meiste Zeit in völliger Dunkelheit verbracht, mit wenig Nahrung und Wasser.
Nach Liam Ors Entlassung verbrachte Omer Wenkert nach eigenen Angaben die nächsten 197 Tage allein und führte täglich zwei Stunden Selbstgespräche.
Schließlich wurden drei Geiseln – Tal Shoham, Evyatar David und Guy Gilboa-Dalal – zu ihm gebracht. Tal Shoham wurde am selben Tag wie Wenkert freigelassen; Evyatar David und Guy Gilboa-Dalal waren später in einem Hamas-Video zu sehen, wie sie sie die Freilassung ihrer Freunde von einem Transporter aus mitansehen mussten.
Titelbild: Omer Wenkert kehrt am 4. März 2025 in sein Haus in Gedera zurück. Foto: Jonathan Shaul/Flash90