
Israelis füttern gerne streunende Katzen, aber deren Zahl wächst rasant
JERUSALEM, 8.5.2025 (TPS) – Fast ein Drittel der Israelis füttert regelmäßig streunende Katzen. Aber eine überwältigende Mehrheit spricht sich auch dafür aus, die Zahl der Katzen zu reduzieren, so eine am Mittwoch veröffentlichte Studie. Die Forscher Dr. Idit Gunther, Prof. Eyal Klement und Doron Levin von der Hebräischen Universität befragten 700 Personen in ganz Israel und fanden heraus, dass 32 Prozent der Befragten im vergangenen Monat streunende Katzen gefüttert hatten. Mehr als elf Prozent taten dies täglich. Dennoch stimmten 77 Prozent aller Befragten – darunter viele, die Katzen fütterten – zu, dass die Zahl streunender Katzen reduziert werden sollte.
„Die Menschen wollen humane Lösungen“, erklärt Prof. Klement. „Aber diese Lösungen müssen mit einem größeren öffentlichen Bewusstsein für die Auswirkungen des Fütterungsverhaltens auf die Populationsdynamik einhergehen.“
Oft Überangebot an Nahrung
Laut der Studie, die in der Fachzeitschrift „Preventive Veterinary Medicine“ veröffentlicht wurde, werden streunende Katzen oft aus Mitleid gefüttert. „Aber nicht immer sind sich die Menschen der Folgen bewusst“, so Dr. Gunther. „Ein Überangebot an Nahrung und die schnelle Fortpflanzungsfähigkeit der Katzen führen zu dichten und überfüllten Populationen. Diese Bedingungen erhöhen die Konkurrenz, die Übertragung von Krankheiten und die Sterblichkeit – was nicht nur das Wohlergehen der Tiere gefährdet, sondern auch die öffentliche Gesundheit und die städtische Ökologie“.
Obwohl die Mehrheit der Israelis über die Überpopulation besorgt war, lehnte die große Mehrheit tödliche Bekämpfungsmethoden ab. Die Studie ergab, dass 90 Prozent der Befragten gegen Tötungen zur Kontrolle der Katzenpopulation sind. Obwohl TNR-Programme (Trap-Neuter-Return) zur Sterilisation der Tiere allgemein als humane Alternative unterstützt wurden, zeigte die Studie, dass die Unterstützung nicht so überwältigend war, wie die politischen Entscheidungsträger vielleicht gehofft hatten. Es wurde festgestellt, dass religiöse Befragte die TNR deutlich zurückhaltender befürworteten, was darauf hindeutet, dass kulturelle oder religiöse Normen die Einstellung zu Sterilisationsbemühungen beeinflussen.
Die Umfrage zeigte auch eine möglicherweise ungenutzte Ressource auf, nämlich diejenigen, die häufig Katzen füttern. Viele Menschen, die streunende Katzen füttern, kümmern sich um mehrere Tiere und leisten manchmal auch medizinische Hilfe. Ihr großes Engagement für die Tiere, so die Forscher, könnte in strukturierte Bemühungen zur Überwachung und Stabilisierung von Katzenpopulationen umgeleitet werden.
„Fütterer haben bereits starke emotionale Bindungen und etablierte Beziehungen zu den Tieren“, sagt Dr. Gunther. „Wenn wir sie formeller einbeziehen, können wir effektivere und mitfühlendere Managementstrategien entwickeln.“
Die Studie empfiehlt den Kommunen, Kastrationskampagnen mit gezielten Aufklärungsinitiativen zu kombinieren. Ohne das Problem der Nahrungsverfügbarkeit anzugehen, so die Studie, werden die Bemühungen im Umgang mit streunenden Katzen langfristig kaum erfolgreich sein.
Debatte um Sterilisationen
Internationale Vergleiche legen nahe, dass die israelische Haltung gegenüber streunenden Katzen nicht einzigartig ist. Ähnliche Muster wurden in den Vereinigten Staaten und in Teilen Europas beobachtet, wo das Mitgefühl der Öffentlichkeit für streunende Katzen oft mit der Sorge um ihre ökologischen Auswirkungen einhergeht. Wie in Israel werden TNR-Programme auch in anderen Ländern als humane Alternative zur Tötung weitgehend unterstützt.
Kulturelle und religiöse Faktoren scheinen bei der Meinungsbildung in Israel aber eine größere Rolle zu spielen als in Europa, wo Sterilisationen in der Regel weniger kontrovers diskutiert werden, so die Wissenschaftler.
Foto: Im Süden Israels schaut eine Katze aus den Überresten von Autos, die während des Hamas-Angriffs am 7. Oktober 2024 zerstört wurden. Foto: Batya Sharabi/TPS