
Der Himmel über Sanaa brennt: Europas Schweigen, wenn Israel sich verteidigt
Ein Kommentar von Alon David
JERUSALEM, 9.5.2025 – Es war mitten in der Nacht, als über dem Himmel von Jemen ein leises Grollen begann. Kein Gewitter. Kein Naturereignis. Sondern die präzise, kontrollierte Antwort eines Staates, der es sich nicht leisten kann, schwach zu sein.
Israel hat in dieser Woche eine gezielte Operation gegen militärische Infrastruktur der Huthi-Rebellen in Sanaa durchgeführt – 2.500 Kilometer entfernt vom eigenen Territorium. Der zentrale Flughafen der Hauptstadt wurde lahmgelegt. Kraftwerke, ein Zementwerk, logistische Einrichtungen getroffen. Nicht etwa aus Machtgelüsten. Sondern, weil wenige Stunden zuvor Raketen auf den zivilen Flughafen Ben Gurion abgefeuert wurden.
Wer in Berlin, Brüssel oder Genf suchte, fand kaum etwas darüber. Kein großes Medienecho. Keine Verurteilung des Raketenbeschusses. Kein Aufschrei darüber, dass ein souveräner Staat angegriffen wurde, dessen Bürgerinnen und Bürger mal wieder in Luftschutzräume fliehen mussten.
2.500 Kilometer Verantwortung
Der Angriff auf die Huthis war keine Routineaktion. Es war eine der weitesten Einsätze, die Israels Luftwaffe je durchgeführt hat – und einer der präzisesten. Innerhalb von nur 24 Stunden wurde geplant, vorbereitet, geflogen. Das Ziel war die militärische Infrastruktur des von dem Iran unterstützten Huthi-Regimes auszuschalten, ohne zivile Opfer zu riskieren.
Solche Operationen gelingen nur, wenn modernste Technologie, präzises Timing und uneingeschränktes Vertrauen nahtlos ineinandergreifen. Die Welt nennt das „hochmoderne Kriegsführung“. Wir in Israel nennen es: den Schutz des Lebens unserer Bürger. Denn wir haben gelernt, was geschieht, wenn man schweigt – wenn man tatenlos zusieht, wie aus Hass Raketen werden, die auf unsere Städte zielen. Wir handeln, weil wir wissen, was auf dem Spiel steht: das Recht auf Sicherheit, das Recht auf Leben.
Die Rückkehr in die Stille
Nach der Operation kehrten die Jets zurück. Ohne große Worte. Ohne Siegespose. In einem Land, das sich seit dem 7. Oktober im permanenten Alarmzustand befindet, ist selbst so ein Schlag gegen den Terror keine Pause, sondern nur eine weitere Etappe in einem Krieg, den sich viele im Westen nicht vorstellen können – oder nicht wollen.
Denn in dieser Welt, in der Israel sich gegen islamistischen Fanatismus verteidigt, stellt man sich in Europa lieber taub. Dieselben, die noch nie den Klang einer Sirene gehört haben, moralisieren über Verhältnismäßigkeit. Dieselben, die keine Kinder haben, die nachts in den Schutzbunker laufen, belehren uns über Zurückhaltung.
Zynismus als Außenpolitik
Man kann es nicht mehr anders nennen: Der Umgang Europas mit Israels Verteidigung ist zynisch. Solange Raketen aus Gaza oder Drohnen aus Jemen fliegen, herrscht Schweigen. Erst wenn Israel antwortet – präzise, begründet, notwendig – dann erwacht das moralische Gewissen in westlichen Redaktionen und diplomatischen Hallen.
Wo bleibt die Klarheit? Wo die Solidarität? Wann endlich erkennt man, dass dieser Krieg nicht von Israel gewollt ist, sondern von jenen, die Tod und Vernichtung zu ihrem politischen Programm gemacht haben?
Der lange Arm der Selbstachtung
Die Operation in Sanaa war nicht nur militärisch ein Erfolg. Sie war ein Statement. Dass Israel nicht wartet, bis es brennt. Dass wir gelernt haben – aus der Geschichte, aus dem 7. Oktober, aus jedem einzelnen Moment, in dem die Welt wegsah.
Der Himmel über Sanaa brannte – nicht, weil wir es wollten, sondern weil es notwendig war. Und während die Welt weiter schweigt, bleibt uns nur eines: unbeirrbar für unser Land und unser Volk einzustehen – im Kampf gegen Terror, Hass und den Wahn der Vernichtung.
Der Autor ist freier Journalist, wuchs in Deutschland auf und lebt seit 2011 in Israel.
Titelbild: Israelische Kampfjets machen sich auf den Weg in den Jemen. Foto: IDF