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Israel lässt wieder Hilfslieferungen in den Gazastreifen – Soldaten, Geiselfamilien und Politiker äußern scharfe Kritik

JERUSALEM 20.05.2025 (LS) – Die Entscheidung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, humanitäre Hilfe in den Gazastreifen zu lassen, hat eine Welle scharfer Kritik von Familien von Geiseln, Soldaten und Kabinettsministern ausgelöst. Sie sind der Meinung, dieser Schritt untergrabe die Kriegsanstrengungen und Abschreckung ernsthaft.

Netanjahu ordnete die sofortige Wiederaufnahme der „grundlegenden“ humanitären Hilfe für den Gazastreifen an, nachdem der Druck der USA zur Beendigung der monatelangen Blockade zugenommen hatte. Der Schritt wurde in einer Sitzung des Sicherheitskabinetts auf Empfehlung von Militärbeamten beschlossen, die Berichten zufolge davor gewarnt hatten, die Lebensmittelvorräte der UN und von Hilfsorganisationen seien vollständig aufgebraucht und eine akute humanitäre Krise könnte kurz bevorstehen.

Kritik von Politikern und Geiselfamilien

Rechtsgerichtete Politiker und Gruppen kritisierten die abrupte Entscheidung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Sonntagabend, die humanitäre Hilfe für alle Teile des Gazastreifens wieder aufzunehmen, nachdem hochrangige Vertreter, darunter auch Verteidigungsminister Israel Katz, wiederholt versprochen hatten, dies nicht zu tun, solange kein neuer Mechanismus zur Umgehung der Hamas in Kraft ist.

Likud-Politiker und Knessetabgeordneter Mosh Saada erklärte gegenüber Arutz Sheva: „Es gibt hier nur eine moralische und ethische Position. Es ist inakzeptabel, dass wir vier Divisionen von Soldaten zur Eroberung des Gazastreifens schicken und ihr Leben riskieren, während wir gleichzeitig der Hamas die Mittel geben, um weiterzukämpfen. Sie mit Lebensmitteln zu versorgen, bedeutet, ihnen Munition zu geben“.

Das Tikva-Forum, das Familien der Geiseln vertritt, erklärte: „Wir sind schockiert über die Entscheidung des Kabinetts unter der Leitung des Ministerpräsidenten, der Hamas ein Geschenk ohne Gegenleistung zu machen, während unsere Angehörigen seit fast 600 Tagen hungern. Wir fordern die Minister Smotrich und Ben Gvir auf, dies zu verhindern und ihre Versprechen gegenüber der Öffentlichkeit einzuhalten. Wenn auch nur ein einziges Korn an Vorräten den Feind erreicht, ist das nicht nur ein Verrat an den Geiseln, sondern auch ein Dolchstoß in den Rücken der Soldaten, die in diesem Moment ihr Leben im Kampf riskieren.“

Die Gruppe Tzav 9, die zuvor Hilfsgütertransporter auf dem Weg nach Gaza blockiert hatte, rief ihre Aktivisten auf, diese Aktionen wieder aufzunehmen.

Netanjahu verteidigt die Entscheidung

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu reagierte am Montagmorgen auf die Kritik. „Von Beginn des Krieges an haben wir gesagt, dass eine wesentliche Bedingung für den Sieg erfüllt sein muss – wir dürfen keine Hungersnot in Gaza zulassen. Niemand wird uns unterstützen, wenn das passiert“, so Netanjahu.

Auch Finanzminister Smotrich erklärte die Entscheidung, Hilfslieferungen nach Gaza zu lassen. „Um es klar und deutlich zu sagen: Keine Hilfe wird an die Hamas gehen. Punkt. Jeder, der etwas anderes behauptet, verbreitet Unwahrheiten. Ich war derjenige, der ein Ende der rücksichtslosen Politik forderte, Tausende von Lastwagen zu schicken, die von der Hamas beschlagnahmt, zu Geld gemacht und zur Stützung ihres Regimes verwendet wurden. Ich habe einen alternativen Plan initiiert, der zivile Unternehmen einbezieht, und ich kann mit voller Überzeugung sagen, dass sich die Vergangenheit nicht wiederholen wird. Nur das absolute Minimum an Lebensmitteln und Medikamenten wird in den Gazastreifen gelangen, und kein einziges Korn wird der Hamas zugutekommen.“

Titelbild: Lastwagen mit humanitärer Hilfe fahren wieder in den Gazastreifen ein. Foto: Flash90  

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