
Jerusalemtag: Das Fest der Wiedervereinigung durch Ausschreitungen getrübt
JERUSALEM 27.05.2025 (LS) – Jedes Jahr am 28. Ijar des hebräischen Kalenders feiert Israel den „Yom Yerushalayim“ – den Jerusalemtag. Dieser Tag erinnert an die Wiedervereinigung der Stadt im Sechstagekrieg von 1967. Israelische Truppen brachten die Altstadt und den Tempelberg unter ihre Kontrolle und vereinten damit die getrennten Stadtteile. Was für viele Juden in Israel ein historischer und religiöser Wendepunkt war, wird heute mit zahlreichen Zeremonien, Gebeten und Umzügen begangen.
Extremisten in der Flaggenparade
Die traditionelle Flaggenparade durch die Altstadt verläuft oft durch das muslimische Viertel, was regelmäßig zu Spannungen führt.
Zehntausende religiöser zionistischer Feiernder drängten sich auch an diesem Montag durch die Gassen der Jerusalemer Altstadt. Doch einige extremistische Teilnehmer skandierten auf dem Weg zur Klagemauer anti-arabische Lieder. Sie riefen „Tod den Arabern“ und sangen „Möge euer Dorf brennen“, während sie durch die Straßen der Altstadt zogen. Die Polizei teilte mit, dass ihre Beamten „mit Dutzenden von Verdächtigen wegen des Verdachts auf Ruhestörung, Körperverletzung und Bedrohung zu tun hatten“ und versuchten, die Situation zu deeskalieren.
Ebenfalls vor Ort waren jüdische Freiwillige der linken Bewegung „Standing Together“ mit lila Westen. Sie agierten als Teil einer selbsternannten „humanitären Garde“ mit dem Ziel, „palästinensische Bewohner und Geschäfte vor Angriffen durch Teilnehmer des Flaggenmarsches zu schützen“. Es kam zu einigen Auseinandersetzungen zwischen linken und rechten Aktivisten und die Polizei musste einschreiten.
Der israelische Polizeichef Danny Levy erklärte am Abend, die Strafverfolgungsbehörden hätten mehrere Personen festgenommen, die genaue Zahl blieb jedoch unklar. Im vergangenen Jahr hatte die Polizei 18 Festnahmen vorgenommen.
Ben-Gvir auf dem Tempelberg
Der Minister für nationale Sicherheit, Itamar Ben Gvir, besuchte währenddessen zu Ehren des Jerusalem-Tages den Tempelberg in Begleitung von Mitgliedern seiner Partei Otzma Yehudit.
Ben-Gvir wies auf die zunehmende Präsenz jüdischer Besucher auf dem Tempelberg hin. „Wir erleben den Feiertag von Jerusalem. Es gibt wirklich viele Juden, die den Tempelberg füllen – was für eine Freude, das zu sehen“, verkündete er. Der Minister drückte auch seine Dankbarkeit für die wachsende Möglichkeit aus, an der Stätte jüdische Gebete zu verrichten.
Ben-Gvir sprach außerdem Gebete für die israelischen Geiseln und den Sieg in Gaza gegen die Hamas.
Titelbild: Tausende Jugendliche strömen durch das Damaskus-Tor in die Altstadt Jerusalems. Foto: Chaim Goldberg/Flash90