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Schawuot – Als Israel den Schöpfer am Berg Sinai traf und die Thora erhielt

JERUSALEM 01.06.2025 (LS) – Schawuot (auf Deutsch auch „Wochenfest“ genannt) ist ein jüdischer Feiertag, der an den Tag erinnert, an dem Gott dem jüdischen Volk vor über 3.000 Jahren am Berg Sinai die Thora gab.

Gott sprach zu euch mitten aus dem Feuer; ihr hörtet den Klang von Worten, aber ihr saht keine Gestalt, nur einen Klang. Er erzählte euch von seinem Bund und wies euch an, die Zehn Gebote zu halten, und schrieb sie auf zwei Steintafeln. (5. Mose 4, 12-13)

Obwohl er an das wichtigste Ereignis der jüdischen Geschichte erinnert, ist Schawuot ein wenig bekannter Feiertag. Er wird am 6. Tag des jüdischen Monats Siwan begangen und beginnt dieses Jahr am Abend des 1. Juni.

Feiertag ohne spezielle Gebote

Schawuot ist ein „Jom Tov“ (Vollfeiertag), und als solcher gelten die meisten Einschränkungen des Schabbats, wie zum Beispiel Arbeiten, Autofahren und das Ein- und Ausschalten elektrischer Geräte. Die Ausnahme ist, dass am Jom Tov die Zubereitung von Speisen (z. B. das Kochen) erlaubt ist. In Israel dauert Schawuot einen Tag, außerhalb Israels sind es zwei Tage. Der Feiertag gehört außerdem zu den drei Wallfahrtsfesten (Pessach, Sukkot und Schawuot), an denen die Juden zu Zeiten des Tempels nach Jerusalem pilgerten.

Vielleicht liegt der Grund für die relative Unbekanntheit von Schawuot darin, dass es an diesem Feiertag keine offensichtlichen „Symbole“ gibt, wie zum Beispiel ein Schofar an Rosch HaShana, eine Laubhütte an Sukkot oder ein Chanukka-Leuchter an Chanukka.

An Schawuot gibt es keine Symbole, die uns vom zentralen Punkt des jüdischen Lebens ablenken könnten: der Thora. Wie begehen Juden also Schawuot? Es ist ein weit verbreiteter Brauch, die ganze Nacht aufzubleiben und Thora zu lernen. Und da die Thora der Weg zur Selbstvervollkommnung ist, wird das nächtliche Lernen an Schawuot „Tikkun Leil Schawuot“ genannt, was so viel bedeutet wie „Selbstvervollkommnung in der Nacht von Schawuot“.

Wer die ganze Nacht lernt, spricht dann die Morgengebete zur frühesten erlaubten Zeit. Dadurch drücken gläubige Juden die Begeisterung des jüdischen Volkes aus, die Thora zu empfangen.

Schawuot ist außerdem das Fest, an dem in biblischer Zeit die ersten geernteten Früchte als Dankopfer nach Jerusalem in den Tempel gebracht wurden. Sieben Wochen (daher auch der Name „Wochenfest“) liegen zwischen Pessach, dem Beginn der Gerstenernte, und Schawuot, dem Beginn der Weizenernte. Daher wird der Feiertag auch als Erntedankfest begangen.

Teenager aus Ben Shemen in einem Erntefeld vor dem jüdischen Feiertag Schawuot. Der gilt auch als Erntedankfest. Foto: Yossi Aloni/Flash90
Das Buch Rut

In den Synagogengottesdiensten am Schawuot-Morgen lesen Juden das biblische Buch Rut. Rut war eine nichtjüdische Frau, deren Liebe zu Gott und zur Thora sie dazu brachte, zum Judentum zu konvertieren. Die Thora deutet an, dass auch die Seelen der Konvertiten am Sinai anwesend waren. In 2. Mose 29,13 heißt es: „Ich schließe [den Bund] sowohl mit denen, die heute vor dem Herrn, unserem Gott, stehen, als auch mit denen, die heute nicht hier sind.“ (2. Mose 29,13)

Es gibt viele Erklärungen für die Lesung von Rut an Schawuot. Der meistgenannte Grund ist, dass Ruts Ankunft in Israel um die Zeit von Schawuot herum stattfand und ihre Aufnahme in den jüdischen Glauben vergleichbar war mit der Aufnahme des jüdischen Volkes in Gottes Thora. Außerdem ist das Thema der Ernte im Buch Rut ein zentrales Thema. Rut sammelt zur Zeit der Ernte für sich und ihre Schwiegermutter Naomi auf den Feldern Getreide.

Als Vorfahrin von König David hat Rut hat eine weitere Verbindung zu Schawuot. König David wurde an Schawuot geboren und verstarb an Schawuot.

Zusätzlich spielt das Thema Nächstenliebe sowohl im Buch Rut als auch an Schawuot eine zentrale Rolle. Der Zweck der Thora ist es, die Juden dazu anzuleiten, bessere Menschen zu werden. Das Buch Rut stellt uns zwei Vorbilder vor: die barmherzige, wohltätige und mutige Naomi und die loyale und gläubige Rut.

Ein weiterer Brauch dieses Feiertages, nämlich der Verzehr von Milchspeisen, vor allem Käsekuchen, wird von allen Teilen der Bevölkerung begeistert eingehalten – trotz seines etwas unklaren Ursprungs. Einer der Gründe, der traditionell angeführt wird, ist ein Vers im biblischen Hohelied. In Hohelied 4,11 heißt es über die Thora: „Sie tropft von deinen Lippen, wie Honig und Milch unter deiner Zunge.“

Fokus Jerusalem wünscht auch Ihnen ein fröhliches Schawuot-Fest! Chag Sameach!

Titelbild: Kinder marschieren während der Schawuot-Feierlichkeiten vor dem jüdischen Feiertag Schawuot im ultraorthodoxen jüdischen Viertel Mea Shearim in Jerusalem mit Thorarollen. Foto: Chaim Goldberg/Flash90

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