
Seltene Entdeckung in Cäsarea: Archäologen legen 1.800 Jahre alten Marmorsarg mit römischer Götterschnitzerei frei
JERUSALEM, 10.06.2025 (NH) – Ein spektakulärer Fund ist bei routinemäßigen archäologischen Ausgrabungen der israelischen Altertumsbehörde zutage gefördert worden. Die beiden Archäologen Nohar Shachar und Shani Amit entdeckten beim Entfernen von Sand in den Mittelmeer-Dünen der antiken Stadt Caesarea das Ende eines riesigen Marmorgegenstandes. Bei der weiteren Freilegung des spannenden Schatzes wurde ein beeindruckender, zerbrochener Sarkophag entdeckt, der mit prächtigen Schnitzereien von Göttern, Tieren und Bäumen verziert war. Der Höhepunkt der Entdeckung: Eine der Schnitzereien zeigte eine ganz besondere Szene – Herkules liegt auf der Haut eines Löwen und hält einen Kelch in der Hand.

„Szenen wie in einem Film“
Ein atemberaubender und einzigartiger Fund wurde gestern (Montag) bei archäologischen Ausgrabungen freigelegt, die von der israelischen Altertumsbehörde auf Initiative der Caesarea Development Company durchgeführt werden. Die Ausgrabungen finden außerhalb der Stadtmauern in einem Gebiet statt, in dem bereits in der Vergangenheit spannende Artefakte geborgen werden konnten.
„Es war wie eine Szene in einem Film“, erzählten die zwei Archäologen der Altertumsbehörde. „Wir begannen, den weichen, hellen Sand der Düne zu räumen, als plötzlich die Spitze eines Marmorstücks auftauchte. Das gesamte Ausgrabungsteam stand aufgeregt herum, und je mehr Sand wir wegräumten, desto unwirklicher erschien uns das, was wir sahen: Stücke von Sarkophagen, auf denen geschnitzte Figuren standen: Götter, Tiere und Bäume.“
Der zerbrochene Schatz wurde nach seiner Bergung zur sorgfältigen Säuberung an die Konservierungsstelle der Altertumsbehörde übergeben.

Weinwettstreit der Götter
Anschließend führte das von Gabriel Solomon und Ilya Almanovsky geleitete Konservierungsteam die Restaurierung und Reinigung des Artefaktes fort, wodurch die vollständig gravierten Szenen zum Vorschein kamen. Im Zentrum dieses atemberaubenden Werkes steht Dionysos, der Gott des Weines, begleitet von einem fröhlichen Gefolge mythologischer Figuren. „Jedes freigelegte Fragment war beeindruckender als das vorherige“, beschreiben die Experten. „Doch dann kam der Höhepunkt: Eine ganze Wand des Sarkophags, die im Sand vergraben war, wurde freigelegt, einschließlich der Szene, in der Herkules auf einem Löwenfell liegt und ein Glas in der Hand hält.“ Laut den Archäologen handelt es sich dabei um eine seltene Darstellung eines Trinkwettstreits zwischen Dionysos und Herkules – ein bekanntes Mosaikmotiv, das jedoch bisher noch nie auf Särgen oder Sarkophagen zu sehen war. „Es scheint, als würden die Figuren hier nicht nur feiern, sondern den Verstorbenen auf seiner letzten Reise begleiten. Dabei wird das Trinken und Tanzen zu einem Symbol der Befreiung und des Übergangs zum Leben im Jenseits“, fuhr Shachar fort. „Der Sarkophag bietet einen außergewöhnlichen Blick auf die Idee des Todes – nicht als Ende, sondern als Beginn eines neuen Weges.“

Der Sarkophag wird bald der Öffentlichkeit zugänglich gemacht
Laut Eli Escuzido, dem Direktor der israelischen Altertumsbehörde, ist diese archäologische Entdeckung die erste ihrer Art in Israel. Escuzido weist ebenfalls darauf hin, dass der Marmorsarkophag in einem Bereich gefunden wurde, in dem bereits zuvor archäologische Überreste der antiken römischen Stadt entdeckt wurden. „Das bedeutet, dass dieses Gebiet viel breiter und reicher an Funden ist, als wir bisher angenommen haben.“
Der Konservierungsprozess des Sarges geht mit dem Ziel weiter, den spannenden Fund der breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. In der Zwischenzeit sollen die Details der Ausgrabung in einem Vortrag vorgestellt werden, der in den kommenden Tagen auf einer Konferenz im Eretz-Israel-Museum in Tel Aviv stattfinden soll. Die erste Zusammenfassung des Fundes wird von der israelischen Altertumsbehörde sowie den Universitäten Tel Aviv und Bar Ilan geleitet.
Titelbild: Die Seite des Sarkophags, auf der Herkules auf einer Löwenhaut liegt und einen Becher in der Hand hält. Foto: Emil Aladjem/Israel Antiquities Authority