
Gewaltsame Zusammenstöße zwischen pro-palästinensischen Aktivisten und ägyptischen Behörden – Teilnehmer des Konvois werden verhaftet und abgeschoben
JERUSALEM, 15.06.2025 (NH) – Israels Nachbarland Ägypten hat radikale Maßnahmen gegen Aktivisten des „Widerstandskonvois” ergriffen, die versuchten, über ägyptisches Territorium die Gaza-Grenze zu durchbrechen. Zuvor wurde bereits angekündigt, es werde dem Konvoi nicht gestattet, ägyptisches Territorium zu passieren. So blockierten die ägyptischen Behörden die Durchfahrt verschiedener Busse unter Berufung auf Sicherheitsbedenken und schickten die Aktivisten in ihre Heimatländer zurück. Zuvor wurden hunderte Teilnehmer des Konvois, die den internationalen Flughafen in Kairo passieren wollten, sofort abgeschoben; weitere wurden in ihren Hotels verhaftet. Der Konvoi droht inzwischen, seine vermeintlich friedlichen Intentionen zu verschärfen.
Die Abschiebung der Aktivisten hat begonnen
Im Schatten der Kämpfe mit dem Iran versuchen weiterhin Dutzende pro-palästinensische Aktivisten, über Ägypten in den Gazastreifen zu gelangen. Der Konvoi will den Grenzübergang Rafah passieren, um „die Belagerung des Gazastreifens zu durchbrechen” und auf die „humanitäre Krise in der Enklave” aufmerksam zu machen. Bereits wenige Stunden nach der Ankündigung, der besagte Gaza-Konvoi sei unterwegs, drohte Ägypten, diesen mit allen Mitteln zu stoppen.
Laut Berichten kam es daraufhin zu massenhaften Verspätungen und Verhaftungen am internationalen Flughafen von Kairo. Hunderte Aktivisten, die sich dem Widerstandskonvoi anschließen wollten, wurden sofort in ihre Heimatländer zurückgeschickt. Weitere Demonstranten wurden mit Bussen nach Marokko gebracht. Zuvor hatten die ägyptischen Behörden bereits Teilnehmer des Konvois in ihren Hotels verhaftet. Die Pässe und Telefone von etwa 40 Teilnehmern wurden beschlagnahmt. Drei algerische Anwälte, die an dem Konvoi teilnehmen wollten, erklärten, die Verhaftung sei ohne klare rechtliche Begründung erfolgt.
Ägyptische Einheimische kollidieren mit Pro-Palästinensern
In den sozialen Medien werden zudem Video- und Fotoaufnahmen verbreitet, die schwere Zusammenstöße zwischen ägyptischen Einwohnern und Gaza-Aktivisten dokumentieren. Zu sehen sind in Keffiyeh gekleidete Aktivisten, die von Einheimischen gewaltsam angegriffen und mit Knüppeln sowie Wasserflaschen beworfen werden.
Laut ägyptischen Offiziellen sind die Maßnahmen das Ergebnis „des Versäumnisses der Organisationen, ordnungsgemäße Anträge auf Genehmigungen einzureichen”. Es gebe keine Erlaubnis, den Sinai ohne Genehmigung zu betreten, da es sich um ein sehr sensibles militärisches Grenzgebiet handele und Ägypten verpflichtet sei, „die nationale Sicherheit zu wahren”. Darüber hinaus machte Kairo deutlich, dass die harsche Politik „gegen jeden Versuch, Aktivisten unter Verstoß gegen das Gesetz ins Land zu holen”, fortgesetzt werde.
Gaza-Konvoi droht, Proteste zu verschärfen
Der Konvoi, der sich „Globaler Marsch nach Gaza” oder „Widerstandskonvoi” nennt, gab auf Instagram bekannt, es habe „unprovozierte Gewalt gegen eine friedliche globale Delegation” gegeben. Dabei seien Menschen festgenommen, schikaniert, körperlich verletzt und abgeschoben worden. Die Organisatoren des Gaza-Konvois drohen zudem damit, einen „Plan B ihrer gewaltlosen Proteste” zu starten und in diesem Rahmen „einen Hungerstreik einzuleiten und die Nahrungsverweigerung als eine Form des friedlichen Widerstands zu nutzen”. Den Aktivisten des Konvois zufolge mache sich Ägypten „mitschuldig am Völkermord des palästinensischen Volkes”.
Der Widerstandskonvoi hat Tunesien am 9. Juni mit etwa 1.000 bis 1.500 Teilnehmern aus über 80 Ländern, darunter Tunesien, Algerien, Marokko und Libyen, verlassen.
Titelbild: Palästinenser schlagen ihre Zelte in der Nähe der ägyptischen Grenze zur Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen auf. Foto: Abed Rahim Khatib/Flash90