
Süße Leckereien in Cafés und die Hungersnot: Zwei Realitäten im Gazastreifen
Ein Kommentar von Alon David
JERUSALEM / GAZA, 10.10.2025 – Seit Wochen dominieren dieselben Bilder die Schlagzeilen westlicher Medien: abgemagerte Kinder, zerstörte Häuser, verzweifelte Menschen. Die Berichte über den Gazastreifen sind voll von Empörung, moralischen Urteilen und großen Worten – Genozid, Hungerblockade, Israel tötet Kinder.
Millionenfach werden diese Schlagzeilen geteilt. Aber kaum jemand stellt eine einfache Frage: Stimmt das Bild überhaupt, das wir sehen?
Ich habe angefangen, genauer hinzuschauen. Nicht in die Studios von CNN oder ARD – sondern dorthin, wo die Realität stattfindet: auf die Instagram-Profile von Menschen, die tatsächlich in Gaza leben.
Dort zeigen sich Bilder, die kaum jemand im Westen sehen will. Während westliche Journalisten von einer humanitären Katastrophe sprechen, posten Menschen aus Gaza Fotos aus Restaurants und Cafés. Tische voller Essen, üppige Desserts, Pizzen, Hochzeiten, Schmuckläden, Partys, Musik, Licht. Und das nicht aus alten Zeiten, sondern von diesem Sommer – mitten aus dem angeblich „verhungerten“ Gaza.

Zwei Welten nebeneinander
Ich sehe Cafés, in denen Desserts serviert werden, hergestellt mit Zutaten aus humanitären Hilfslieferungen – Waren, die eigentlich für hungernde Familien gedacht sind. Auf den Bildern: Nutellagläser mit spanischer Beschriftung, Kaffeepackungen aus Russland oder der Türkei, alles Teil internationaler Hilfen, die über Organisationen wie das World Food Programme in den Gazastreifen gelangen.
Nur: Sie landen nicht bei den Bedürftigen. Sie landen in den Küchen von Konditoreien.

Wie passt das zusammen? Wie kann es dort funktionierende Märkte, Strom, Wasser, Hochzeiten und Beachclubs geben, während die Medien dieselbe Stadt als „Freiluftgefängnis“ beschreiben?
Eine für die Kameras – und eine für die Wirklichkeit
Die erste Realität ist, die westliche Medien zeigen ein Bild der ewigen Opfer, das gebraucht wird, um moralische Schlagzeilen zu rechtfertigen.
Die zweite Realität ist die, die man sehen kann, wenn man hinschaut: Die Hamas kontrolliert alles, hortet Hilfsgüter, verkauft sie weiter, bereichert sich daran. Manche Menschen hungern – andere verdienen daran.
Diese zweite Realität darf im Westen nicht gezeigt werden. Denn sie würde das ganze Kartenhaus aus Schuldgefühlen, Empörung und Anti-Israel-Hysterie zum Einsturz bringen.
Die Doppelmoral
Ich habe Dutzende aktive Accounts aus Gaza überprüft. Restaurants, Bäckereien, Modeboutiquen – viele davon keine zehn Minuten entfernt von UNRWA- oder Rotkreuz-Büros. Das heißt: Diese Organisationen wissen, was dort passiert. Sie wissen, dass Hilfsgüter missbraucht werden. Und sie schweigen.
Denn es ist politisch bequemer, Israel zu beschuldigen, als die Hamas zur Rechenschaft zu ziehen.
Vor dem 7. Oktober war Gaza kein „Freiluftgefängnis“. Es gab Luxuswohnungen, Beachclubs, Boutiquen – alles dokumentiert, öffentlich einsehbar. Natürlich gibt es auch Armut, Not, Verzweiflung. Aber das Problem hat einen Namen: Hamas.
Nicht Israel. Nicht die Blockade. Sondern eine Terrororganisation, die ihr eigenes Volk ausbeutet, Spenden zweckentfremdet und sich hinter Zivilisten versteckt.
Wenn ein Wort seine Bedeutung verliert
Es ist absurd, von „Genozid“ zu sprechen, während gleichzeitig Cafés in Gaza Torten mit Sahne und importiertem Kaffee servieren.
Ein Wort verliert seine Bedeutung, wenn es auf Situationen angewendet wird, in denen ein Teil hungert – und ein anderer sich am Handel mit Hilfsgütern bereichert.
Diese Doppelmoral zerstört den Begriff der Wahrheit.
Der Westen will Emotionen – nicht Realität. Doch die Realität ist unbequem.
Wer sie sehen will, muss nur hinschauen: nach Gaza-Stadt, nach Khan Younis, nach Rafah.
Die Wahrheit ist da. Öffentlich. Nur will sie kaum jemand sehen.
Titelbild: Aufnahmen aus dem Al Nabulsi Restaurant in Gaza an der Rashid Street. Zu sehen sind belegte Sandwiches und reich gefüllte Teller. Die Fotos stammen aus August und September 2025. Quelle: Screenshot des Instagram-Accounts alnabulsi_ps