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Großangriff auf Israel: Tote und Schwerverletzte bei blutigen Terrorattacken und Krawallen im ganzen Land

JERUSALEM / LOD, 12.05.2021 (NH) – Israel steht unter massivem Beschuss. Seit 2:50 Uhr sind in der Nacht zum Mittwoch mehr als 300 Raketen auf das Zentrum des Landes, die Grenzgemeinden um Gaza, Beersheba, Arad und Dimona abgefeuert worden. Die meisten Raketen konnten abgefangen werden. In Lod kam es zu einem direkten Raketeneinschlag im Garten eines Wohnhauses. Ein 52-jähriger Mann und seine 16-jährige Tochter wurden getötet. Ein Wohnblock in der Ortschaft Jehud wurde schwer beschädigt, doch blieb die Familie, die den Schutzraum aufsuchte, unverletzt. Nach Angaben der Hamas wurden allein in der Nacht 110 Raketen auf Zentralisrael und den Flughafen gefeuert, 100 weitere Richtung Beersheba.

Direkteinschlag in einem Wohnhaus in der israelischen Stadt Jehud. Die Bewohner blieben unverletzt. Foto: Flash90

Israel antwortet mit Luftangriffen

Als Reaktion auf die schwersten Raketenangriffe auf das israelische Zentralland seit Jahren greift die Luftwaffe weiterhin Terrorziele der Hamas und des islamischen Dschihad im Gazastreifen an. Zwei hochrangige Hamas-Kämpfer wurden getötet. Zudem bombardierte die Armee drei Hochhäuser, die von der Hamas als strategisches und technisches Hauptquartier benutzt wurden. Zuvor wurden die zivilen Bewohner der Gebäude von der israelischen Armee über das sogenannte „Hakesh ba’Gag“-Verfahren gewarnt (zu Deutsch: „Klopfe auf das Dach“): Frühzeitige SMS informierten die Zivilisten von dem bevorstehenden Angriff und ermöglichte es ihnen, das Gebäude zu verlassen. Das palästinensische Gesundheitsministerium berichtet, dass bei den Angriffen der israelischen Luftwaffe 35 Menschen getötet wurden, darunter angeblich 12 Kinder. 220 weitere wurden verletzt.


Drohung der Hamas: Um 21 Uhr wird Tel Aviv beschossen

Der schwere Angriff auf Zentralisrael begann am Dienstagabend um 20:45 Uhr. Die Hamas drohte mit dem Raketenbeschuss von Tel Aviv, sollte Israel die Hochhäuser der Organisation bombardieren. Nach Angaben der Terrororganisation wurden dann binnen weniger Minuten 130 Projektile auf das Herz des Landes geschossen. Die sonst so belebten Straßen Tel Avivs waren binnen Sekunden menschenleer. Bei einem Direkteinschlag in Holon wurde ein Bus getroffen und acht Menschen schwer verletzt, darunter ein 5-jähriges Mädchen. Die Passagiere des Linienbusses konnten das Verkehrsmittel rechtzeitig verlassen. Bei einem weiteren Einschlag in Givataim wurden vier Anwohner von Raketensplittern verletzt. In Rishon LeZion wurde eine Frau bei einem direkten Raketeneinschlag in einem Wohngebiet getötet.

Polizei und Sicherheitskräfte neben dem Wohnhaus in Rishon leZion, das von einer Rakete getroffen wurde. Eine Frau wurde bei dem Einschlag getötet. Foto: Noam Revkin Fenton/Flash90

Technischer Defekt des Iron Dome

Seit Beginn der Eskalation wurden mehr als 850 Raketen auf israelisches Gebiet abgefeuert. Das Raketenabwehrsystem Iron Dome („Eiserne Koppel“) fing mehr als 200 Projektile ab.

Die Mittelmeerstadt Ashkelon steht unter Dauerbeschuss. Die Bewohner wurden dazu aufgerufen, die Schutzräume nicht zu verlassen. Eine Rakete, die am Dienstagnachmittag auf Ashkelon abgefeuert wurde, traf eine leer stehende Schule. Drei weitere Raketen explodierten in Wohngebäuden in der Stadt. Dabei kamen zwei Frauen ums Leben. Die israelische Armee bestätigte, dass die direkten Einschläge in Ashkelon durch eine technische Fehlfunktion des Iron Dome ermöglicht wurden.

Speziell im alten Stadtteil der südlichen Küstenstadt haben die meist älteren Bewohner keine Schutzbunker in ihren Häusern. Sie müssen ihre Wohnungen verlassen und Zuflucht in öffentlichen Schutzräumen suchen. Dafür haben die Anwohner genau 30 Sekunden Zeit.

Eine der Raketen traff einen Treibstoffspeicher in Ashkelon und steckte ihn in Brand. Die Löscharbeiten dauerten Stunden an.

Terrorattacken in ganz Israel

Unterdessen wurde an der Tapuach-Kreuzung in Judäa und Samaria eine versuchte Schussattacke auf Passanten vereitelt. Beide Terroristen wurden außer Gefecht gesetzt, es gab keine Verletzten.

Bei einer Messerattacke in Beersheba Nähe des Soroka-Krankenhauses wurde ein 18-Jähriger schwer verletzt. Passanten eilten dem jungen Mann zu Hilfe und schlugen auf den Terroristen ein. Der Verdächtige flüchtete in das anliegende Krankenhaus und wurde wenig später von den dortigen Sicherheitskräften festgenommen. Eine weitere Messerattacke am Damaskustor in der Hauptstadt konnte ebenfalls vereitelt werden.

Lod im Kriegszustand

Der Bürgermeister der arabisch-israelischen Stadt Lod, Jair Revivo, rief Ministerpräsident Benjamin Netanjahu dazu auf, den zivilen Notstadt auszurufen und nationale Unterstützung zu senden. Die Polizei sei mit der Situation überfordert und bekomme die massiven Krawalle und blutigen Übergriffe auf jüdische Mitbürger nicht unter Kontrolle. Hunderte Autos und drei Synagogen wurden von den Arabern in Brand gesteckt, Molotowcocktails in Wohnungen geworfen. Die Situation in Lod wurde als Pogrom bezeichnet. Ein 56-jähriger Autofahrer wurde von dem randalierenden Mob angehalten und gesteinigt. Er wurde mit schweren Kopfverletzungen ins Krankenhaus gebracht und liegt im Koma. Zwei weitere Personen wurden bei den Krawallen schwer verletzt.

Die blutigen Szenen, die sich zwischen arabischen und jüdischen Nachbarn abspielen, haben ein neues Level der Gewalt erreicht, die Israel so noch nicht gesehen hat. Sondereinheiten der israelischen Grenzpolizei wurden von Judäa und Samaria in israelische Ortschaften verlegt, in denen Juden und Araber Seite an Seite leben.

Netanjahu: Offensive braucht Zeit

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte: „Wir befinden uns inmitten in einer großen Offensive. Die israelische Armee hat gestern Hunderte von Zielen angegriffen und werden auch weiterhin mit aller Macht zurückschlagen. Die Hamas und der islamische Dschihad werden einen hohen Preis zahlen. Das Blut israelischer Bürger klebt an ihren Händen. Die Militäroffensive wird Zeit, Entschlossenheit und Einheit brauchen. Mit aller Macht werden wir den Bürgern Israels ihre Sicherheit zurückgeben.“

Dieses Haus wurde durch einen Raketentreffer verwüstet. Foto: Eitan Elhadaz/TPS

Titelbild oben: Der Linienbus in Hulon wurde direkt von einer Rakete aus dem Gazastreifen getroffen. Foto: Noam Revkin Fenton/Flash90

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