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Tongefäße gegen Dämonen

JERUSALEM, 08.03.2022 (MS) – Die Polizei hat in Kooperation mit der Einheit zur Verhinderung von Raubüberfällen der Altertumsbehörde eine Wohnung in Jerusalem durchsucht und einige sehr wertvolle Antiquitäten sichergestellt. Der Besitzer der Wohnung wird nun beschuldigt, illegal mit Antiquitäten gehandelt zu haben, auch weil in seiner Wohnung Chemikalien gefunden wurden, mit denen Fundstücke gereinigt und restauriert werden können.

Seltene Funde

Bei der Aktion wurden hunderte antike Münzen, Waffen und Glasgegenstände sowie drei „magische“ Gefäße, die im 5. bis 7. Jahrhundert im heutigen Irak hergestellt wurden, gefunden. Nach Angaben von Professor Morgenstern von der Universität Tel Aviv wurden diese Gefäße um ein Wohnhaus herum platziert, um es vor Dämonen zu schützen. Die jüdischen Gefäße dieser Art sind mit Versen aus der Bibel, dem Talmud und anderen jüdischen Schriften verziert.

Auf einem Gefäß ist sogar der Name des Besitzers angegeben, Joshua ben (Sohn des) Perachiah, der im Talmud zitiert wird. Der Stil des Textes erinnert an eine Scheidungsurkunde, wobei sich der Besitzer nicht von seiner Frau scheiden lässt, sondern von verschiedenen bösen Geistern, die namentlich genannt werden. Gleichzeitig wird um Schutz bekannter jüdischer Engel wie Gabriel und Michael gebeten.

Einige der sichergestellten Antiquitäten – Yoli Schwartz, Israelische Altertumsbehörde
Von Babylonien nach Jerusalem

Die Gefäße wurden vor etwa 1500 Jahren im damaligen Babylonien hergestellt, wo damals die größte jüdische Gemeinde lebte. Hier wurde der Talmud verfasst und es überrascht nicht, dass er bei der Bekämpfung von Dämonen eingesetzt wurde. Es ist offensichtlich, dass die Juden dieser Zeit an böse Geister glaubten und auch im Talmud wird dieses Thema diskutiert. Das heutige Judentum hat wenig über Dämonen zu sagen, die Einhaltung der Gesetze steht eher im Mittelpunkt des religiösen Lebens. Die Tatsache, dass die babylonischen Gefäße bei einem Antiquitätenschmuggler in Jerusalem gefunden wurden, zeigt jedoch, dass es hier ein großes Interesse und Budget für dieses Thema gibt.

Die Tongefäße wurden umgedreht und um ein Wohnhaus platziert – Yoli Schwartz, Israelische Altertumsbehörde

Titelbild: Diese drei „magischen“ Gefäße schützten die Besitzer vor bösen Geistern. Foto: Yoli Schwartz, Israelische Altertumsbehörde

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