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Qumran-Rollen: Echt oder gefälscht?

von Ulrich W. Sahm

JERUSALEM/ WASHINGTON, 25.10.2018 – Die sogenannten Qumran-Rollen gelten als die ältesten Bibelabschriften der Welt. Die 2000 Jahre alten Papyrus- und Pergamentrollen wurden in Höhlen am Toten Meer und später auch an weiteren Orten in der judäischen Wüste ab 1948 gefunden. Da es sich um biblische Abschriften handelt und noch dazu aus der Zeit Jesu und des Zweiten Tempels, haben diese Schriftrollen einen einzigartigen Wert für Juden wie für Christen. Und so wundert es nicht, dass selbst kleinste Fragmente immer wieder auf dem Schwarzen Markt auftauchen und zu astronomischen Preisen gehandelt werden.

Im Jerusalemer Israel Museum wird dieser „nationale Schatz“ in einem architektonisch besonderen Gebäude aufbewahrt, dessen Dach dem Deckel eines Tonkrugs nachgebildet worden ist, in dem einige der Funde gemacht wurden. Darunter befand sich auch eine komplette Kopie des biblischen Buches Jesaja. Hinzu kamen noch Tausende, teils wenige Zentimeter große Fragmente, deren Entzifferung und die bis heute noch keinem der biblischen Texte zugeordnet werden konnten.

5 gefälschte Fragmente im Bibel Museum Washington

Das hochmoderne Bibel Museum in Washington D.C. wurde im November 2017 eröffnet und präsentierte dem Publikum 16 Fragmente der Qumran-Rollen. Aus der Pressemitteilung des Museums ging nicht hervor, wann und wo sie erworben worden waren. Seriöse Forscher schöpften den Verdacht, dass einige dieser Fragmente nicht echt seien. Die Schriftqualität, die Schreibtechnik, die Komposition sowie den Zustand der Fragmente löste diesen anfänglichen Verdacht aus. Die Rollen wurden deshalb der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) in Deutschland zugestellt, um sie mit modernsten Mitteln zu prüfen. Dabei stellte sich heraus, dass 5 der Fragmente gefälscht wurden. Das Museum entfernte daraufhin die Exponate aus der laufenden Ausstellung.

Nach Angaben der dpa ist der Hauptfinanzierer des Bibelmuseums in Washington der Milliardär Steve Green. Die auf biblische Archäologie spezialisierte Zeitschrift der „Biblical Archaeology Society“ veröffentlichte zusätzliche Informationen über Green. So soll er zahlreiche Fragmente unbekannter Herkunft von namentlich nicht genannten Antiquitätenhandlern erworben haben. Zudem habe er einen Teil seiner privaten Sammlung dem Museum vermacht. Seine Kunsthandwerk-Ladenkette hatte kürzlich 3 Millionen Dollar Strafe an den amerikanischen Zoll zahlen müssen, wegen der Einfuhr vermeintlich gefälschter Objekte.

Der Markt geplünderter antiker Objekte wird größer

Doch mit dem Bemühen, die Echtheit der ausgestellten Fragmente festzustellen, hat das Museum einen wichtigen Beitrag für die eigene Glaubwürdigkeit geleistet. Gerade bei Antiquitäten ist es nicht immer einfach festzustellen, ob es sich um eine Fälschung handelt. Gleichwohl gibt es auch viele ungenehmigte Ausgrabungen, gezielte Plünderungen antiker Grabanlagen und zufällige Funde. Der Markt mit geplünderten historischen Objekten weitete sich in den letzten Jahren stark aus, als ISIS in den historischen Gebieten in Syrien und Irak ganze Museen ausraubte, um mit dem Erlös der Objekte Waffen zu kaufen.

Bild: Ausgestellte Qumran-Rollen im Israel Museum, Jerusalem. Foto: Hadas Parush/Flash90

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