Palästinenser verteidigen Zahlungen an Familien von Häftlingen
JERUSALEM / RAMALLAH, 23.06.2017 (FJ) – Die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) hat die Zahlungen an Familien von Häftlingen mit ihrer „sozialen Verantwortung“ begründet. Das bekräftigte nun noch einmal der Sprecher der PA, Nabil Shaath. Seine Regierung sei in der Pflicht, die Familien von Gefangenen in israelischen Gefängnissen monetär zu unterstützen, weil sie „politische Gefangene“ seien. Aus Sicht der PA sind die Häftlinge unschuldig und ihre Familien leiden in Folge der Inhaftierung oder Tötung ihrer Lieben.
„Schlag ins Gesicht“
Israelische Opfer des palästinensischen Terrors verurteilten Shaath für seine Aussagen. Seine Rede zeige das wahre Gesicht der palästinensischen politischen Führung. „Das war eine wichtige Aussage“, unterstrich Meir Indor, Leiter der Terroropferorganisation Almagor. „Die Aussage sagt im Wesentlichen, solange wir Palästinenser schlecht behandeln, haben sie ein Recht, uns zu töten. Damit rechtfertigen die Palästinenser den Terrorismus.“ Indor fügte hinzu, dass der Zeitpunkt von Saaths Rede sehr unglücklich gewählt sei – ausgerechnet einen Tag, nachdem sich Trumps engster Berater Jared Kushner mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas in Ramallah getroffen hat, um die Friedensverhandlungen wieder in Gang zu bringen. „Das ist ein Schlag ins Gesicht“, kommentierte Indor.
Andere israelische Opfer-Familien reagierten gedämpfter, aber gleichermaßen beleidigt. Setz Mandell verlor seinen 13-jährigen Sohn Koby. Er wurde außerhalb seiner Heimatstadt Tekoa zu Tode gesteinigt. Mandell sagte, wenn sich Saath um Palästinenser kümmere, dann wäre es das beste, er würde einfach den palästinensischen Terrorismus beenden. „Dann wäre es auch nicht notwendig Geld, an die Familien zu schicken, deren Söhne unschuldige Menschen töten oder verletzten. Aber die Bezahlung von Personen, deren Angehörige nach Angriffen auf israelische Staatsbürger eingesperrt sind oder bei ihrem Terrorakt getötet wurden, ermutigt andere Palästinenser, das gleiche zu tun“, warnte Mandell.
Zahlungen verhindern Frieden
Erst im Juni hatte die Palästinensische Autonomiebehörde nach Angaben von US-Außenminister Rex Tillerson zugesagt, den Familien von Selbstmordattentätern künftig kein Geld mehr zu zahlen. Die finanzielle Unterstützung der Hinterbliebenen von Terroristen ist einer der umstrittensten Punkte im Nahost-Friedensprozess. Nach israelischen Angaben handelte es sich bei den Zahlungen an Häftlinge und Familien getöteter Attentäter im Jahr 2016 um etwa 270 Millionen Euro. Schätzungen zufolge werden 4.500 von über 6.000 palästinensischen Inhaftierten in Israel finanziell unterstützt. Je schwerer die Straftat, desto höher fällt die „Entschädigung“ aus.
Bild: Grenzpolizisten entzünden Erinnerungskerzen für ihre Kollegin Hadas Malka, die am vergangenen Freitag bei einem Terrorangriff am Damaskustor erstochen wurde. Die Freunde und Angehörigen der Opfer haben kein Verständnis dafür, dass die Palästinensische Autonomiebehörde die Mörder als „Märtyrer“ verklärt und ihre Familien finanziell großzügig unterstützt. Foto: Yonatan Sindel (Flash 90)