Ein Jahr nach seinem Tod: Buch über Schimon Peres
TEL AVIV, 14.09.2017 (FJ) – Sieben Jahrzehnte lang dauerte seine Karriere an. Eine Karriere voller historischer Triumphe und schmerzlicher Rückschläge. Und doch legte Schimon Peres immer großen Wert darauf, nach vorne zu schauen. In den letzten Wochen vor seinem Tod schrieb der israelische Staatsmann den endgültigen Entwurf seiner Memoiren. Das Buch „No Room for Small Dreams“ („Kein Platz für kleine Träume“) ist am Dienstag – ein Jahr nach Peres‘ Tod im Alter von 93 Jahren – veröffentlicht worden.
Das Buch bietet einen seltenen Einblick in die wichtigsten Kapitel von Peres‘ außergewöhnlichem Leben. Er wurde 1923 als Sohn eines Holzhändlers in einer polnischen Stadt geboren. 1934 wanderte die Familie nach Israel aus. Peres wurde persönlicher Berater von Staatsgründer David Ben-Gurion. Während seiner politischen Karriere gab es kaum ein Amt, dass er nicht inne hatte: Zweimal Ministerpräsident, dreimal Außenminister, Einwanderungsminister, Verkehrsminister, Verteidigungsminister und als Krönung von 2007 bis 2014 Staatspräsident.
„Ratgeber für zukünftige Generationen“
Er habe in seinem Leben nichts bereut, betont Peres in dem Werk, – mit nur einer Ausnahme: dass seine Vision, Frieden in der Region zu schaffen, während seiner Lebenszeit nicht zustande kam. Obwohl Peres im Laufe seines Lebens mehr als zehn Bücher verfasst hat, schrieb er darin nur selten über seine eigene Biographie. Peres‘ Sohn Chemi vermutet, sein Vater hatte mit seinem letzten Buch einen Ratgeber für zukünftige Staatsoberhäupter hinterlassen wollen. „Er bietet dem Leser einen Werkzeugkasten an und sagt: ‚Schau dir mein Leben an. Schau an, was ich geträumt habe, wie ich gedient habe, all meine Dilemmas und nutze das für deine Zukunft‘.“
Im Buch erzählt Peres von seinen Begegnungen mit großen Namen und israelischen Ikonen wie Golda Meir, Moshe Dayan und Yitzhak Rabin. Erstaunlicherweise fehlt dabei Israels gegenwärtiges Staatsoberhaupt Benjamin Netanjahu, der Peres eine seiner schmerzlichsten Wahlniederlagen im Jahr 1996 bescherte.
Eine Karriere voller Kritik und Beliebtheit
Der Großteil des Buches widmet sich aber den entscheidenden Momenten und Herausforderungen in seinem Leben. Aus erster Hand erfährt der Leser von einigen der größten Dramen des Mittleren Ostens, einschließlich des Kaufs von Waffen, als das Land unter einem Waffenembargo stand, heimlichen Treffen in Frankreich, um eine Atomindustrie aufzubauen, den nervenzehrenden Tagen vor der Befreiungsaktion „Operation Entebbe“ in Uganda 1976, und seinen langen, frustrierenden Friedensvermittlungsversuchen mit den Palästinensern und den arabischen Nachbarstaaten. Im Laufe seiner Karriere wurde er im eigenen Land immer wieder mit hämischer Kritik überzogen.
Doch von Anfeindungen ließ er sich nie beeindrucken. Als Präsident gelang es ihm, das chronisch zerstrittene israelische Volk zu einen – und wurde einer der beliebtesten Staatsmänner des Landes. Schimon Peres, der letzte Vertreter der legendären Gründergeneration, verstarb am 28. September 2016 nach einem schweren Schlaganfall. „Er wusste, dass seine Tage gezählt sind, dass er das Ende seiner Reise erreicht hatte“, erklärt Chemi Peres. „Ich bereue keinen meiner Träume“, erklärt Peres in seinem Buch. Und: „Mein einziges Bedauern bleibt, nicht mehr geträumt zu haben“.
Ein Nachruf von Fokus Jerusalem nach Peres‘ Tod:
Schimon Peres: Vom ewigen Verlierer zum beliebtesten Politiker Israels
Foto: Flash90/Hadas Parush