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Tausende Gebetszettel aus Mauer entfernt und beerdigt

JERUSALEM, 28.08.2018 (TM) – Israel bereitet sich auf die hohen Feiertage vor: Tausende Gebetszettel, die von Besuchern in die Ritzen der Westmauer („Klagemauer“, „Kotel“) gesteckt wurden, sind am Dienstag entfernt worden. Die Aktion wurde von Rabbiner Schmuel Rabinovitch überwacht, der bereits seit 1995 für die heiligen jüdischen Stätten in Jerusalem zuständig ist. Beschäftigte der Stiftung „Kulturerbe Westmauer“ zogen die Zettel zwischen den Steinen hervor und sammelten sie ein. Als Werkzeuge benutzten sie hölzerne Stöcke, die zuvor in einem Ritualbad gereinigt worden waren. Die Zettel wurden ungelesen auf dem Ölberg in einer Geniza beerdigt, einer speziellen letzten Ruhestätte für heilige Texte. Nach jüdischem Gesetz darf nichts verbrannt werden, auf dem der Name des Ewigen steht.

Gebete auch per Mail und Fax

Rabbi Rabinovitch betete für die Schreiber und bat, dass ihre Bitten erhört werden. Gläubige Juden hoffen, dass sie dem Allmächtigen an dem heiligen Ort besonders nahe sind.

Jedes Jahr werden Zehntausende Gebetszettel zur heiligsten Stätte des Judentums gebracht. Besucher stecken sie persönlich in die Ritzen, oder sie werden über die Internet-Webseite der Westmauer, per E-Mail oder Fax eingereicht. Zweimal jährlich, vor Pessach und vor Rosh Hashana, werden sie dann entfernt, um Platz für neue Mitteilungen zu schaffen. Für die Sammelaktion wird der Bereich abgesperrt, um die Privatsphäre der Schreiber zu wahren.

Festigkeit der Steine kontrolliert

Dieses Jahr entfernten die Arbeiter nicht nur die Gebetszettel, sie kontrollierten auch die Standfestigkeit der Mauersteine. Dabei kamen moderne Ultraschall-Detektoren zum Einsatz. Anlass war ein Vorfall im Juli: Ein großer Stein hatte sich aus der Mauer gelöst und war in die Tiefe gestürzt. Er schlug neben einer Frau ein, die mit dem Schrecken davon kam. Niemand wurde verletzt. Noch am Tag zuvor hatten dort Menschen dicht gedrängt gebetet.

Die Kotel ist ein Überrest der Außenmauer des Zweiten Tempels, der im Jahre 70 von den Römern zerstört wurde. Fünf Millionen Menschen besuchen jedes Jahr die 50 Meter lange und 15 Meter hohe Mauer, 1,5 Millionen davon sind Touristen. Frauen und Männer beten getrennt. Nicht-Juden ist der Zutritt problemlos möglich.

Bild: Rabbiner Schmuel Rabinovitch packt selbst mit an und entfernt Gebetszettel aus den Ritzen der Kotel. Foto: Yonatan Sindel / Flash90

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