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Taucher suchen Knochen von Holocaust-Opfern

BUDAPEST / JERUSALEM, 16.01.2019 (FJ) – Israelische Taucher suchen rund 75 Jahre nach den Massenerschießungen Tausender Juden während des Holocausts deren Knochen in der Donau in Budapest.
Der israelische Rettungsdienst Zaka hatte drei Jahre lang um dieses Vorhaben gerungen. Der israelische Innenminister Aryeh Deri mischte sich nun ein und traf sich mit dem ungarischen Innenminister Sandor Pinter in Budapest. Danach stimmten die Ungarn zu, den Rettungskräften von Zaka und der Organisation der Opferidentifizierung zu gestatten, die Donau nach sterblichen Überresten zu durchsuchen.
Pinter erklärte sich auch bereit, zusätzliche Unterstützung bei dem Projekt zu leisten, sollte Israel Hilfe oder technologische Ausrüstung benötigen. „Wenn die Knochen gefunden werden, werden sie zur Beerdigung nach Israel gebracht“, sagte Deri in einem Video-Statement vor dem Holocaust-Mahnmal „Schuhe am Donauufer“ in Budapest (siehe Foto).

Schuhe am Donauufer
Das Denkmal besteht aus 60 Paar Eisenschuhen, die an die Juden erinnern, die von Mitgliedern des Pfeilkreuzes umgebracht wurden. Die faschistischen Pfeilkreuzler holten in Budapest im Winter Tausende Juden aus ihren Wohnungen, führten sie ans Donauufer und erschossen sie. Zuvor mussten die Opfer mit Pickeln Löcher in die Eisdecke des gefrorenen Stroms schlagen. Ihnen wurde befohlen, ihre Schuhe auszuziehen, und dann wurden sie so erschossen, dass ihre Körper in die Donau fielen.

Im Jahr 2011 wurden beim Bau der Margaretenbrücke menschliche Überreste am Grund der Donau entdeckt. Forensische Untersuchungen ergaben, dass sie zu mehr als 20 verschiedenen Personen gehören, darunter Frauen und Kinder. Da die Ermittlungen in Bezug auf die Identität und die Todesursache der Opfer jedoch nicht schlüssig waren, brachen die ungarischen Behörden den Fall bald ab und lagerten die Knochen in einem Archiv.

Opfer sollen angemessen beigesetzt werden
Im August 2015 stieß ein Anthropologiestudent auf die Überreste und führte verschiedene DNA-Tests durch. Die Hinweise verdichteten sich, dass es sich bei den Knochen um Überreste von Holocaust-Opfern handelte. Jüdische Religionsführer forderten eine sofortige Beerdigung auf einem jüdischen Friedhof. Die Behörden bevorzugten anfangs eine nicht konfessionsgebundene Bestattung, da die Knochen – zwar mit geringer Wahrscheinlichkeit – auch von Nichtjuden stammen könnten.

Die Organisation Zaka ist bekannt für schwierige Einsätze in Israel etwa nach Unfällen und Selbstmordanschlägen, bei denen ihre Mitarbeiter vor Ort erste Hilfe leisten oder Leichenteile einsammeln. Die von streng religiösen Israelis gegründete Organisation will dafür sorgen, dass Juden, die eines unnatürlichen Todes sterben, ein angemessenes Begräbnis erhalten.

Foto: Dennis Jarvis (wikipedia cc-by-sa-2.0)

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