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Öffentliches Leben im Stillstand: Cafés, Restaurants und kulturelle Einrichtungen bleiben geschlossen

JERUSALEM, 15.03.2020 (DK) – Im Kampf gegen das neuartige Coronavirus hat Israel zu drastischen Maßnahmen gegriffen, die das öffentliche Leben stark beeinträchtigen werden. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte am Samstagabend an, dass Cafés, Restaurants, Einkaufszentren und kulturelle Einrichtungen für unbestimmte Zeit geschlossen werden. Nur wenige wichtige Betriebe, wie Supermärkte, Tankstellen und Apotheken, bleiben geöffnet. Auf die Ankündigung hin stürmten dennoch viele Israelis die Supermärkte und tätigten Hamsterkäufe. Die Regierung ermutigte Firmen und Geschäfte zudem, ihre Angestellten von zuhause aus arbeiten zu lassen. “Wir befinden uns am Höhepunkt einer internationalen Krise”, erklärte der Premier bei einer Pressekonferenz, betonte aber, dass sich das Land im weltweiten Vergleich in einer sehr guten Lage befände. Der jüdische Staat zählt inzwischen 193 Infizierte, verzeichnet jedoch nur eine langsame Fallzunahme. 

Hier gab es Toilettenpapier: Leere Regale in einem Jerusalemer Supermarkt. Foto: Yehonatan Valtser/TPS

Soziale Kontakte sollen auf ein Minimum reduziert werden

Der Premierminister bittet die Menschen, im öffentlichen Raum mehrere Meter Abstand zueinander zu halten. Die Auflagen für Versammlungen wurden noch einmal verschärft. Die Vorsitzende der Abteilung für staatliches Gesundheitswesen, Sigal Sadetsky, erklärte, dass Versammlungen ab sofort auf maximal zehn Teilnehmer begrenzt werden müssen. Dies betrifft nicht mehr nur Veranstaltungen im religiösen und kulturellen Bereich, sondern auch private Zusammentreffen. Soziale Kontakte sollten auf ein absolutes Minimum reduziert werden. Bereits am Donnerstag wurde die vorübergehende Schließung von Schulen und allen höheren Bildungsanstalten bekannt gegeben. Ab sofort sollen der Liste nun auch Kindergärten und Kitas hinzugefügt werden. 

Gerangel am Eingang eines Supermarktes in Bet Shemesh: Nach den neuen Vorschriften dürfen nicht mehr als 100 Menschen gleichzeitig in das Gebäude. Foto: Yehonatan Valtser/TPS

Gesundheitsministerium will in Kürze weitere Schritte bekannt geben

In den nächsten Tagen sollen weitere Schritte bekannt gegeben werden, so der Direktor des Gesundheitsministeriums, Moshe Bar Siman Tov. Nach Angaben der israelischen Medien droht eine starke Einschränkung im öffentlichen Nahverkehr. Bislang stellen die Fahrten mit Bussen und Zügen eine Ausnahme hinsichtlich der Begrenzung öffentlicher Ansammlungen dar. 

Desinfektion eines Busses in Holon. Foto: Kobi Richter/TPS

Netanjahu forderte bei der Pressekonferenz am Samstag die Bildung einer Notstandsregierung. Unter den gegebenen Umständen schließt das Mittebündnis Blau-Weiß nun auch eine große Koalition unter der Führung Netanjahus nicht länger aus. “Wir sind bereit, einer Notstandsregierung beizutreten, unter der Bedingung, dass sie sich zu gleichen Teilen aus dem rechten und linken Block zusammensetzt”, erklärte die Partei gegenüber der Tageszeitung Haaretz. Seit den Wahlen am 2. März befindet sich Israel zum dritten Mal binnen eines Jahres in einer Pattsituation. Weder das rechtskonservative noch das linke Lager haben genug Stimmen, um eine Mehrheitskoalition zu bilden.

Bild: Israelis stehen am Samstagabend vor einem Supermarkt in Ashdod Schlange. Quelle: Flash90

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