Israel nimmt Schulbetrieb wieder auf
JERUSALEM, 17.05.2020 (DK) – Nach zwei Monaten Pause nimmt Israel nächste Woche den Schulbetrieb für alle Klassenstufen wieder auf. Nachdem Kinder der ersten bis dritten und der elften bis zwölften Klasse bereits zum regulären Unterricht zurückkehrten, schließen sich nun auch alle anderen Altersstufen an. Diese Woche infizierte sich eine Klassenlehrerin aus Rehovot bereits kurz nach der Öffnung der Grundschule mit dem neuartigen Coronavirus. Die betroffene Bildungseinrichtung muss für die nächsten Wochen geschlossen bleiben. Ähnlich ergeht es Schulen in stark betroffenen Wohngebieten.
Schuldirektorin: Maßnahmen sind schwer umsetzbar
Rosmary Saunders, die Direktorin einer internationalen Schule in Jerusalem erklärte gegenüber Fokus Jerusalem: „Die Situation ist sehr schwierig und angespannt, weil die Schüler nun zurückkommen und soziale Distanz bewahren müssen. Wir haben Klassen von mehr als 20 Schülern. Wie können die Kinder da immer zwei Meter Abstand voneinander halten?“ Um die Regelungen einzuhalten, so Saunders, müssen Klassenlehrer demnach immer mehrere Gruppen gleichzeitig unterrichten. Sie fügte hinzu: „Wenn wir die Schüler nicht auf Abstand halten, müssen sie den ganzen Tag Masken tragen, und das ist einfach nicht umsetzbar, nicht bei dieser Hitze. Im Moment herrschen Temperaturen bis zu 40 Grad.“
Rückkehr zum Schulalltag soll Wirtschaftsaufschwung dienen
Bei der vollen Öffnung der Bildungseinrichtungen handelt es sich um einen weiteren Schritt der Regierung, die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Im vergangenen Monat bilanzierte die israelische Staatsbank, dass die Schließung der Schulen die Wirtschaft um rund 2,6 Mrd. Schekel pro Woche gebracht hat. Da die Fallzahlen in Israel weiter im Sinkflug begriffen sind, sollen langsam alle Wirtschaftssektoren hochgefahren werden. Die Öffnung der Schulen ermöglicht es Eltern jetzt wieder voll in den Berufsalltag einzusteigen.
Die Normalisierung des Schulbetriebs wird als geringes Risiko eingeschätzt. Bei Kindern wurde bislang ein überwiegend leichter Verlauf von COVID-19 verzeichnet. Doch in den vergangenen Wochen machte eine seltene Kinderkrankheit Schlagzeilen. Experten vermuten einen Zusammenhang zwischen dem Coronavirus und dem neuen Kawasaki-Syndrom. Allein in Europa wurden bislang 230 Fälle verzeichnet. Noch ist Israel nicht von der Ansteckungskrankheit betroffen.
Bild: Unterricht in einer ultraorthodoxen Schule im Mai 2020. Quelle: Nati Shohat/Flash90