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Kritik aus dem eigenen Land an Abkommen mit Emiraten

JERUSALEM, 14.08.2020 (DK) – Israel und die Vereinigten Arabischen Emirate haben die offizielle Aufnahme diplomatischer Beziehungen angekündigt. Der von Washington vermittelte Vertrag soll in drei Wochen im Weißen Haus unterzeichnet werden. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach von einem „historischen Tag“ und einer „neuen Ära in den Beziehungen zwischen Israel und der arabischen Welt“. Obwohl sich Jerusalem und die Golfstaaten in den vergangenen Jahren inoffiziell angenähert haben, kam das Abkommen dennoch überraschend. Aus dem eigenen Land erntete der große Schritt unerwartet viel Kritik. 

Siedler kritisieren Netanjahu für Annexionsaufschub

Im Gegenzug für die Normalisierung der diplomatischen Beziehungen, hat Israel einem Verzicht auf Annexion zugestimmt. Während die USA und die Emirate betonten, dass die Annexionspläne nun nicht länger zur Debatte stünden, hob Netanjahu hervor, dass es sich lediglich um einen Aufschub handle. In israelischen Siedlerkreisen wird den Worten des Premiers jedoch wenig Glauben geschenkt. Der Regierungschef habe die Souveränitätserklärung in ein Druckmittel verwandelt, heißt es. Ex-Verteidigungsminister Naftali Bennett warf Netanjahu vor, eine einmalige Chance vertan zu haben. Manche forderten in diesem Zug eine neue Führung für die rechte Fraktion der Knesset. In einer künftigen Wahl könnte Netanjahu dies teuer zu stehen kommen. 

Der Feind meines Feindes ist mein Freund

Im Mittelpunkt der Annäherung zwischen Israel und den Golfstaaten stehen nach wie vor die gemeinsamen Befürchtungen hinsichtlich der imperialistischen Ambitionen des Iran. Seit Jahren tauscht der Mossad Geheimdienstinformationen mit den arabischen Ländern aus. Doch in Zukunft sollen die Beziehungen auch auf die wirtschaftliche und wissenschaftliche Ebene ausgeweitet werden. Beide Länder verfügen im regionalen Vergleich über einen fortschrittlichen technologischen Standard.

Die Golfstaaten legten in den vergangenen Jahren immer weniger Wert darauf, ihre Beziehungen mit Jerusalem geheim zu halten. Für eine volle Annäherung bedurfte es jedoch des wichtigen Schrittes, Israel als einen rechtmäßigen Staat anzuerkennen. Der kleine Staat hofft, dass auch andere Regierungen in der Region nun denselben Mut wie die Emirate aufbringen werden.

Bild: Benjamin Netanjahu und Naftali Bennett bei Treffen mit rechter Fraktion der Knesset. Quelle: Yonatan Sindel/Flash90

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