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Schwierige Rettungsaktion für neun Israelis im äthiopischen Kriegsgebiet

TIGRAY / JERUSALEM, 18.11.2020 (TM) – Neun Israelis sind in einer komplizierten Aktion aus dem Norden Äthiopiens gerettet worden. Sie saßen im Kriegsgebiet in der Provinz Tigray fest. Das Außenministerium in Jerusalem gab bekannt, dass die äthiopische Regierung, die dortige Armee, die Vereinten Nationen und regionale Hilfsorganisationen an ihrer Rettung mitgewirkt hätten. Fünf der Israelis sind Mitarbeiter von Firmen, die in Äthiopien an landwirtschaftlichen Bewässerungsprojekten arbeiteten. Sie wurden von der äthiopischen Armee in Sicherheit gebracht. Die anderen Vier sind Freiwillige einer humanitären Hilfsorganisation. Ein Rettungskonvoi der Vereinten Nationen brachte sie aus der Gefahrenzone.

Hunderte Tote, Zehntausende auf der Flucht

Äthiopiens Ministerpräsident Abiy Ahmed, der 2019 den Friedensnobelpreis erhielt, hat eine große Militäroffensive gegen die abtrünnige Provinz Tigray gestartet. Es gab bereits Hunderte von Toten, Zehntausende sind auf der Flucht. Zwischen der Provinz und der Zentralregierung in Addis Abeba gab es bereits seit Monaten heftige Spannungen, die Anfang November eskalierten. Angeblich überfielen Rebellen einen Stützpunkt der äthiopischen Armee und eroberten schwere Waffen. Das führte zum Ausbruch des Bürgerkriegs. Beide Seiten werfen sich Massaker und schwere Menschenrechtsverletzungen vor. Zudem droht der bitter armen Region eine Hungerkatastrophe.

Vor wenigen Tagen forderten die Kämpfe das erste Opfer in der äthiopischen jüdischen Gemeinde. Ums Leben kam Girmew Gete (36). Er hatte 24 Jahre lang vergeblich darauf gehofft, nach Israel einwandern zu dürfen. Er hinterlässt eine Frau und eine vierjährige Tochter. Seine Großmutter (84) lebt bereits seit einigen Jahren in Kiryat Gat im Süden Israels.

Jüdische Gemeinden in Not

Die äthiopische Gemeinschaft in Israel befürchtet, dass die Kämpfe auf die Provinz Amhara übergreifen. Dort, in der Stadt Gondar, leben drei Viertel der jüdischen Äthiopier, die ins Heilige Land übersiedeln möchten. Viele haben schon vor Jahren ihre Heimatdörfer verlassen, um in einem der jüdischen Zentren in Gondar auf ihre Ausreise zu warten. Es handelt sich um rund 14.000 Menschen, die nach Angaben ihrer Verwandten im Heiligen Land nun in tödlicher Gefahr schweben. Sie seien nicht nur durch den Bürgerkrieg bedroht, sondern auch durch antisemitische Attacken, die in Krisenzeiten stets zunähmen. Deshalb sollten sie sofort nach Israel ausgeflogen werden.

Der Einwanderungs-Ausschuss des israelischen Parlaments will sich heute mit der Angelegenheit befassen. Bisher hat die Regierung in Jerusalem sich lediglich bereit erklärt, Anfang nächsten Jahres 2000 Einwanderer aus Äthiopien aufzunehmen. 

Bild: Eine aus Äthiopien stammende Israelin betet in Jerusalem. Fast alle Mitglieder ihrer Gemeinschaft haben noch Familienangehörige in dem armen, von einem Bürgerkrieg erschütterten afrikanischen Land. Foto: Oliver Fitoussi / Flash 90

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