zurück zu Aktuelles

Coronavirus in Israel erneut außer Kontrolle: Dritter Lockdown rückt näher

JERUSALEM, 17.12.2020 (TM) – Das israelische Gesundheitsministerium hat heute früh über 2800 Neuinfektionen mit dem Coronavirus gemeldet. Gestern lag die Zahl sogar noch etwas höher. Die Rate der positiven Tests stieg auf 3,5 Prozent. Innenminister Aryeh Dery erklärte, Israel sei leider auf dem Weg zu neuen Einschränkungen. Mit der erneuten Schließung von Läden, Einkaufszentren und Märkten müsse man rechnen, zunächst in Regionen mit hohen Ansteckungsraten. Dort sollen auch die Schulen wieder dicht machen. Falls das nicht helfe, werde die Regierung in spätestens drei Wochen das öffentliche Leben im ganzen Land komplett herunterfahren. Es wäre bereits der dritte Lockdown.

Hohe Infektionsrate bei Ultraorthodoxen

Einige Beschränkungen des zweiten nationalen Lockdowns, etwa das Verbot großer Menschenansammlungen, gelten seit Mitte September und sind weiterhin in Kraft. Dennoch breitet sich das Virus weiter aus. Die Reproduktionsrate liegt aktuell bei 1,23. Das bedeutet, dass 100 infizierte Menschen 123 weitere anstecken. Besonders schnell greift das Virus innerhalb der ultraorthodoxen Bevölkerung um sich, dort beträgt die Reproduktionsrate 1,58. Auch Urlaubsrückkehrer spielen bei der Verbreitung der neuen Krankheit eine Rolle. Etliche Israelis, die die neue Reisefreiheit in die Vereinigten Arabischen Emirate zu einem Kurzurlaub nutzten, kamen infiziert zurück. Das Gesundheitsministerium erwägt nun, alle Einreisenden verpflichtend in Quarantäne zu schicken. Bislang müssen sich nur Reisende aus „roten“ Staaten, also Ländern mit kritischen Viruszahlen, selbst isolieren.

Netanjahu und Rivlin werden zuerst geimpft

Die Impfungen gegen die vom Virus verursachte Krankheit Covid-19 beginnen am Samstagabend. Dann bekommt Ministerpräsident Netanjahu (71) als erster Israeli den Impfstoff von Pfizer-Biontech injiziert. Am Sonntag folgt dann der 82-jährige Staatspräsident Reuven Rivlin. Danach sollen rund 60.000 Israelis pro Tag geimpft werden, zunächst die Beschäftigten im Gesundheitswesen und alte Menschen. Israel hat sich vertraglich genügend Dosen gesichert, um bis Ende März vier Millionen Menschen impfen zu können. Aktuelle Umfragen zeigen jedoch, dass die Israelis skeptisch sind, was die Sicherheit des Impfstoffs angeht: Nur 20 Prozent wollen sich sofort damit behandeln lassen.

Chanukka-Wunder“ in USA

Krankenhäuser in den USA haben mittlerweile ein „Chanukka-Wunder“ gemeldet: Dort reichten die Impfdosen in vielen Glasfläschchen nicht wie angegeben für fünf, sondern für sieben Personen. Man stehe mit dem Hersteller Pfitzer wegen der „überfüllten“ Fläschchen in Kontakt, hieß es von Seiten der US-Behörden. Die Kliniken nahmen den zusätzlichen Impfstoff dankbar an. Das jüdische Lichterfest Chanukka erinnert daran, dass das geweihte Öl im Tempel statt einen Tag für sieben Tage ausreichte.

Der Geschäftsführer des amerikanischen Pharmaunternehmens Pfizer, Albert Bourla, nahm in Washington an einer virtuellen Zeremonie teil, bei der Chanukka-Lichter entzündet wurden. Bourla ist der Sohn von jüdischen Holocaust-Überlebenden aus Griechenland. Der israelische Botschafter in den USA, Ron Dermer, kommentierte das so: „75 Jahre, nachdem die Nazis Millionen Menschen ermordeten, führt Dr. Bourla heute das Rennen jener an, die Millionen retten.“

Bild: Das medizinische Personal auf der Corona-Station des Ichilov-Krankenhauses in Tel Aviv feiert mit einem kleinen Leuchter das Chanukka-Fest. Foto: Flash 90

Weitere News aus dem Heiligen Land