zurück zu Aktuelles

Polizei ermittelt wegen Sexualstraftaten gegen ZAKA-Gründer

JERUSALEM, 15.03.2021 (TPS/TM) – Die Vorwürfe haben in Israel eine Schockwelle ausgelöst: Yehuda Meshi-Zahav, Gründer und Vorsitzender der religiös-orthodoxen Rettungsorganisation ZAKA und eine hochkarätige israelische Persönlichkeit, soll über Jahrzehnte hinweg Sexualstraftaten gegen Jungen, Mädchen und Frauen begangen haben. Die Tageszeitung Ha‘aretz veröffentlichte eine Enthüllungsgeschichte, wonach der 61-Jährige, der kürzlich für den Israel-Preis nominiert wurde, „eine dunkle Seite hat.“ Er habe seine Machtposition ausgenutzt. Innerhalb der ultraorthodoxen Gemeinschaft sei das ein offenes Geheimnis gewesen.

Die Polizei gab am Sonntag bekannt, dass sie ein Ermittlungsverfahren eingeleitet hat. Sie nimmt eine 2013 abgeschlossene Untersuchung wieder auf, in der ähnliche Vorwürfe gegen Meshi-Zahav erhoben wurden. Polizeibeamte berichteten jedoch im israelischen Fernsehkanal 12, dass es einen erheblichen Unterschied zwischen den Aussagen der mutmaßlichen Opfer gegenüber den Reportern und den bisher von den Ermittlern gesammelten Aussagen gebe. Daher werde die Untersuchung wahrscheinlich einige Zeit dauern.

Missbrauch und Vergewaltigung

In dem Zeitungsbericht werden dem prominenten Ultraorthodoxen sexuelle Übergriffe, Vergewaltigung und der Missbrauch von sechs Personen zwischen 1983 und 2011 vorgeworfen. Die Anschuldigungen gegen Meshi-Zahav wurden sowohl von Männern als auch von Frauen erhoben, von denen einige zum Zeitpunkt der mutmaßlichen Ereignisse minderjährig waren. Seitdem seien mehr als ein Dutzend weitere Zeugen aufgetaucht, heißt es in Fernsehberichten. Unklar ist, wie viele der angeblichen Taten bereits verjährt sind.

Die Leitung von ZAKA erklärte, dass sie „Vertrauen in die offiziellen Ermittlungsbehörden hat, die die zu untersuchenden Angelegenheiten auf professionellste Weise prüfen werden. Die Mission von ZAKA geht über eine Einzelperson hinaus. Die Organisation wird ihre Arbeit zum Wohle der Bürger Israels, des jüdischen Volkes und aller Bedürftigen mit Engagement und Loyalität fortsetzen.“

Beschuldigungen bestritten

Meshi-Zahav bestritt die Anschuldigungen und behauptete, sie seien eine Verschwörung, um ihn zu diffamieren. Er sagte, diese Anschuldigungen seien bereits vor 18 Jahren vorgebracht worden, als er bei den offiziellen Feierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag Israels mit dem Anzünden einer Fackel geehrt wurde. Aus Sorge um die heilige Organisation, die er mit seinen beiden Händen aufgebaut habe, trete er zurück. Zudem verzichte er auf den Israel-Preis.

Meshi-Zahav machte im Januar Schlagzeilen, als seine Eltern beide innerhalb weniger Tage an Covid-19 starben. Er kritisierte jene Rabbiner scharf, die das Virus verharmlosten, und unterstrich, sie hätten Blut an ihren Händen.

Die ZAKA-Helfer sind überwiegend orthodoxe Juden. Sie unterstützen den Rettungsdienst, helfen bei der Suche nach Vermissten, sammeln Blut und Körperteile ein und sorgen für eine ordentliche Beerdigung. ZAKA arbeitet bei der Identifizierung von Opfern eng mit der Polizei zusammen. ZAKA ist von den Vereinten Nationen anerkannt und wurde als „Freiwilligen-Organisation des Jahres 2001“ ausgezeichnet. Yehuda Meshi-Zahav hatte die Organisation 1989 gegründet.

Bild: Yehuda Meshi-Zahav, Gründer und Vorsitzender der ZAKA-Rettungsorganisation, ist zurückgetreten. Mehrere Männer und Frauen werfen ihm Sexualstraftaten vor. Foto: Kobi Richter/TPS

Weitere News aus dem Heiligen Land