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Organspende: Familien von Opfern setzen Zeichen für den Frieden

LOD, 31.05.2021 (DK) – Der mutige Schritt von zwei Familien jüngster Opfer in den blutigen Auseinandersetzungen der vergangenen Wochen ist zu einem Symbol der Völkerverständigung geworden: Angehörige eines jüdischen Familienvaters und die Eltern eines erschossenen arabischen Teenagers haben entschieden, die Organe der Verstorbenen zu spenden. Die Niere des 56-Jährigen Yigal Yehoshua ging an eine christliche Araberin aus Jerusalem. Die Organe des 17-jährigen Muhammad Mahammid Kiwan retteten sechs Israelis das Leben. Im Angesicht des aufflammenden Nahostkonflikts wollen die Hinterbliebenen ein Zeichen für den Frieden zwischen den beiden Parteien setzten. 

Niere eines jüdischen Opfers rettet Araberin aus Jerusalem das Leben

Als Randa Aweis einen Anruf erhielt, dass sie nach Jahren des Wartens eine neue Niere erhalten solle, konnte sie es zunächst kaum glauben. “Ich stand unter Schock, einfach unter Schock. Ich war glücklich, aber stand auch unter Schock”, erzählte die 59-Jährige. Die Operation war für sie lebenswichtig. Später wurde sie von der Frau des verstorbenen Yehoshua angerufen, die ihr unter Tränen eine gute Gesundheit wünschte. Ihr Mann war im Zuge ethnisch motivierter Gewalt auf dem Nachhauseweg in seinem Auto von einem Mob getötet worden. Nachdem in seiner Heimat Lod jahrelang Juden und Araber friedlich miteinander lebten, war die Stadt in den vergangenen Wochen von gewalttätigen Krawallen heimgesucht worden. 

Organe eines muslimischen Teenagers helfen sechs israelischen Patienten

Zur selben Zeit war es in arabisch-israelischen Ortschaften im Norden des Landes ebenfalls zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. In der Stadt Umm-al-Fahm war Kiwan bei einem solchen Protest schwer verletzt worden. Später erlag er seinen Verletzungen im Krankenhaus. Seine Eltern entschieden sich, dass die Organe ihres Sohnes gespendet werden sollten. “Gott sei Dank haben sechs Menschen, deren Leben in Gefahr war, aufgrund dieser Spende überlebt. Darauf bin ich stolz”, so der Vater Mahmoud Kiwan. Mit diesem Akt der Menschlichkeit will auch er an einer besseren Zukunft bauen.

Es begann mit Corona-Regelungen rund um den Tempelberg im Fastenmonat Ramadan und schaukelte sich hoch, nachdem Zwangsräumungen im Stadtteil Sheikh Jarrah angekündigt wurden: Die Proteste zwischen der israelischen Polizei, palästinensischen Demonstranten und jüdischen Extremisten führten zu den heftigsten Gewaltausbrüchen in Israel seit vielen Jahren. Gerade in gemischt arabisch-jüdischen Städten mussten unbeteiligte Passanten um ihr Leben fürchten. Die Propaganda der Terrororganisation Hamas fachte das Feuer weiter an. Diese feuerten Hunderte von Raketen auf israelisches Gebiet. Nach einem elftägigen Gefecht hält die Waffenruhe zwischen dem jüdischen Staat und dem Gazastreifen nun jedoch schon seit über einer Woche. Auch die Lynchversuche haben zahlenmäßig abgenommen. Anlass zur Hoffnung geben aber vor allem die Friedenszeichen aus der Mitte der Bevölkerung.

Bild: Die Beerdigung von Yigal Yehoshua, der der Mobgewalt in Lod zum Opfer fiel. Quelle: Avshalom Sassoni/Flash90

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