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Nach Festnahme geflohener Häftlinge: Unruhen und Raketenbeschuss

NAZARETH, 12.09.2021 (DK) – Die israelische Polizei hat nach tagelanger Fahndung vier der sechs geflohenen Häftlinge aus einem israelischen Hochsicherheitsgefängnis gefasst. Bei den festgenommenen Männern handelt es sich um palästinensische Terroristen, unter ihnen Zakaria Zubeidi, der ehemalige Anführer der Al-Aksa-Märtyrer-Brigade. Die Polizei gab an, dass sie Hinweise von mehreren arabischen Anwohnern in der Stadt Nazareth erhalten hätten, denen die Männer verdächtig vorkamen. Bereits am Freitag waren der Drahtzieher hinter dem Ausbruch, Mahmoud al-Arida, und ein weiteres Mitglied des Islamischen Dschihad, Yaquob Qadiri, festgenommen worden. Nur wenige Stunden später wurden auch Zubeidi und sein Komplize Mohammed al-Arida ausfindig gemacht. Nachdem der Ausbruch in Teilen der palästinensischen Gesellschaft jedoch als Sieg gefeiert wurde, sehen sich die Anwohner in Nazareth nun Drohungen ausgesetzt. Ihre Kooperation mit den israelischen Sicherheitskräften wird gerade von palästinensischen Terrororganisationen als Verrat betrachtet. 

Arabische Anwohner spielten wichtige Rolle bei Festnahme

Nach Tagen ohne Essen machten die entflohenen Häftlinge in der arabisch-israelischen Stadt Nazareth unbeabsichtigt auf sich aufmerksam. Anwohner wurden um Nahrung gebeten und Mülltonnen nach Essbarem durchwühlt. Die Familie einer Anwohnerin, die das merkwürdige Verhalten der Männer pflichtbewusst an die Polizei meldete, fühlt sich nun in ihrer eigenen Heimatstadt nicht mehr sicher. Mit Mord droht man der vermeintlichen Verräterin, die das dürftige Versteck der Häftlinge preis gab. Terrorgruppen versuchen den Anruf der Anwohnerin als Einzelfall darzustellen. Damit soll vor allem erreicht werden, ein Narrativ aufrechtzuerhalten, das alle Palästinenser und Araber geschlossen hinter den verurteilten Verbrechern sehen will. Dieser Eindruck trügt jedoch. Israels Minister für öffentliche Sicherheit, Omer Barlev, betonte, dass zahlreiche Anrufe von arabischen Israelis in der Gegend eingegangen waren. „Vier Tage lang irrten die Flüchtlinge umher und glaubten, sie würden bei arabischen Israelis Zuflucht und Hilfe finden, aber sie haben sich geirrt“, schrieb Barlev auf Twitter. „Überall, wo sie hinkamen, lehnten arabische Bürger sie ab und riefen die Polizei. Respekt allen mündigen Bürgern!“

Tausend palästinensische Demonstranten gehen auf die Straße 

In Gegenden, in denen palästinensische Terrorgruppen sich großer Beliebtheit erfreuen, führten die Gefangennahmen allerdings zu Unruhen unter der Bevölkerung. Im Heimatort der Terroristen, der Stadt Jenin im sogenannten Westjordanland, kam es zu Krawallen. Über tausend Palästinenser lieferten sich am Wochenende gewaltsame Auseinandersetzungen mit der israelischen Polizei. Auch die Fatah-Partei, die von Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas angeführt wird, bekannte sich offiziell zu den verurteilten Terroristen. In einer Erklärung hieß es, die Gefangennahme der entflohenen Häftlinge werde „die Entschlossenheit der Gefangenen und aller Palästinenser stärken, den Kampf und Widerstand gegen die Besatzung fortzusetzen“.

Hamas nimmt Israel unter Beschuss

Die im Gazastreifen regierende Terrororganisation Hamas hat Israel im Licht dieser Ereignisse erneut mit Angriffen gedroht. Offiziell herrscht seit Monaten eine Waffenruhe zwischen den beiden Parteien. Diese wird von der Hamas jedoch immer wieder gebrochen. Kurz nach Bekanntgabe der Festnahme der vier Häftlinge feuerte die Miliz eine Rakete auf Israel ab. Innerhalb von 24 Stunden wurde Israel ein zweites Mal unter Beschuss genommen. Israel reagierte mit Luftangriffen auf militärische Stützpunkte im Gazastreifen.

Bild: Arabische Israelis protestieren gegen die Festnahme von vier palästinensischen Flüchtlingen. Quelle: Jamal Awad/Flash90

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