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Palästinensische “Intifada” gegen Abbas Autonomiebehörde

BETHLEHEM, 05.12.2021 (DK) – In den internationalen Medien herrschen Berichte über Auseinandersetzungen zwischen palästinensischen Demonstranten und israelischen Sicherheitskräften vor. Aber derzeit sorgen vor allem  Zusammenstöße zwischen verschiedenen palästinensischen Fraktionen für Spannungen in der Bevölkerung. Die Autonomiebehörde unter der Führung von Mahmud Abbas geht immer härter gegen Oppositionelle im sogenannten Westjordanland vor. Gegner der Regierung in Ramallah müssen mit willkürlicher Verhaftung und anderen Formen der Einschüchterung rechnen. Dies betrifft gerade Sympathisanten der Terrorgruppe Hamas und der Volksfront zur Befreiung Palästinas, der zwei größten Rivalen von Abbas Fatah-Partei. Ob auf dem Universitätsgelände oder im vorweihnachtlichen Bethlehem: Gewaltsame Proteste und Messerstechereien stehen auf der Tagesordnung. 

Ramallah ordnet Verhaftung von Hamas-Sympathisanten an

Die Spannungen nahmen ihren Anfang als palästinensische Sicherheitskräfte die Trauerfeier für den 14-jährigen Amjad Abu Sultan unterbrachen. Eine Reihe junger Männer, die bei der Beerdigung Flaggen der Hamas schwenkten, wurden an Ort und Stelle festgenommen. Fahnen der rivalisierenden Fraktionen wurden vor einigen Wochen von der Autonomiebehörde verboten. Um die Freilassung der verhafteten Männer zu bewirken, schließen sich Demonstranten rund um Bethlehem jeden Abend zusammen, verbrennen Reifen und blockieren Straßen auf dem Weg in die kleine Stadt. Abu Sultan war im Oktober von der israelischen Armee erschossen worden, als er dabei war, Molotowcocktails auf israelische Fahrzeuge in der Nähe von Bet Jala zu werfen. 

Abbas und sein Kabinett fürchten seit langem von radikalen Gruppierungen verdrängt zu werden. Der 86-jährige Autokrat ist bereits seit dem Jahr 2006 im Amt und hat seitdem keine Wahlen mehr zugelassen. Erst im Frühjahr diesen Jahres sagte er erneut die Abstimmung unter einem Vorwand ab. Als der wahre Grund für die Verschiebung der Wahlen gilt seine Befürchtung gegen die Hamas zu verlieren. 

Bethlehem fürchtet schwindende Besucherzahlen vor Weihnachten

Die Gemeinde Bethlehem hat inzwischen damit begonnen, den Krippenplatz weihnachtlich zu dekorieren. Das biblische Städtchen ist weltweit für seine festliche Atmosphäre im Dezember bekannt. Doch die Corona-Pandemie hat die lokale Wirtschaft stark in Mitleidenschaft gezogen. Gerade christliche Einwohner sind auf den ausländischen Tourismus angewiesen, der seit März 2020 weitestgehend ausbleibt. Sie fürchten nun, dass die jüngsten Spannungen die Lage noch weiter verschärfen. „Die Lage in Bethlehem ist sehr angespannt“, erklärte ein christlicher Geschäftsmann gegenüber der israelischen Zeitung Jerusalem Post. “Wir hoffen, dass die palästinensischen Sicherheitskräfte das Problem mit den Demonstranten noch vor Weihnachten unter Kontrolle bringen.”

Studenten werden in politische Kämpfe mit hineingezogen 

Palästinensische Universitäten sind ebenfalls jüngst zum Schauplatz der Gewalt geworden: In Jenin musste der Campus geschlossen werden, nachdem ein Student niedergestochen wurde. Die Freunde des Opfers Mahran Khaliliyeh behaupten, dass es sich bei den Angreifern um Mitglieder von Abbas Fatah-Partei gehandelt haben soll. Auch an der Bir Zeit Universität kam es Berichten zufolge zu einer größeren Schlägerei. Zuvor sollen palästinensische Sicherheitskräfte dort das Studentenwohnheim durchsucht haben.

Bild: Palästinensische Proteste in Kifl Haris im Juli 2020. Quelle: Nasser Ishtayeh/Flash90    

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