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Oberrabbiner Lau mit Ultimatum: „Ab sofort werden keine Konversionsurkunden unterzeichnet“

JERUSALEM, 30.12.2021 (NH) – Der israelische Oberrabbiner David Lau droht, die Unterzeichnung von Konversionsurkunden umgehend einzustellen. Er verlangt, dass Regierungschef Bennett dafür sorgt, dass Religionsminister Matan Kahana von seinem jetzigen Standpunkt zurückrudert. Kahana plädiert für Erleichterungen im Konversionsprozess. Über die Frage, wer Jude ist und wie ein Übertritt zum Judentum erfolgen kann, wird seit Jahren heftig gestritten.
Erleichterung beim Übertritt
Der Oberrabbiner protestiert gegen die geplante Erleichterung der Konversion in Israel und die Absicht, den Leiter der Bekehrungsbehörde, Rabbi Moshe Weller, zu entlassen. Weller arbeitete in den vergangenen drei Jahren eng mit dem Oberrabbinat zusammen. Beide Institutionen unterstützen eine Konversion nach den traditionellen orthodoxen Vorgaben.
Sollte David Lau seine Drohung wahr machen und keine Konversionsurkunden mehr ausstellen, würden Dutzende Einwanderer und potenzielle Konvertiten auf den Abschluss ihres Konversionsverfahrens warten müssen. Folglich wären Hochzeiten, Scheidungen, Geburten, Beerdigungen und selbst Einwanderungen verzögert oder gefährdet.
Orthodoxe machen Machtanspruch geltend
Der säkulare Finanzminister Avigdor Liberman betitelt dies als „einen echten Schaden für die israelische Öffentlichkeit, insbesondere für israelische Soldaten, Mitglieder der äthiopischen Gemeinschaft und diejenigen, die konvertieren möchten.“
Israel hat zwei Oberrabbiner. David Lau vertritt die aschkenasischen (europäischen) Juden, Yitzhak Yosef die sephardischen (orientalischen) Juden. Beide lehnen die geplanten Veränderungen ab. Im März hatte der Oberste Gerichtshof Israels entschieden, dass der Staat auch Konversionen zum Judentum anerkennen muss, die in Israel von konservativen und reformjüdischen Strömungen durchgeführt wurden. Als Konsequenz daraus haben die Übergetretenen das Recht auf die israelische Staatsbürgerschaft. Lau erklärte schon damals, wer nicht-orthodox konvertiert habe, „ist kein Jude.“
Religionsminister Kahana unterstützt die Reform. Die Idee wird auch von einer Reihe national-religiöser Rabbiner vorangetrieben. Der Reformplan des Ministers zielt vor allem darauf ab, einen Übertritt zum Judentum einfacher zu machen und die Prüfung vor dem Konversionsgericht zu erleichtern. Zu den Vorschlägen Kahanas gehört auch, einen Übertritt für Personen zu erleichtern, die jüdischer Abstammung sind, aber nach jüdischem Recht dennoch nicht als jüdisch gelten, weil ihre Mutter keine Jüdin ist. Kahana wurde wegen seiner Haltung von ultraorthodoxen Abgeordneten übel beschimpft. Er bekam Morddrohungen, inzwischen wird der Minister rund um die Uhr von Personenschützern bewacht.
Den Übertritt zum Judentum zu vereinfachen scheiterte bislang stets am Widerstand der Orthodoxen, des Oberrabbinats und des obersten rabbinischen Gerichtshofs. Jede Übertragung von Zuständigkeiten an eine staatliche Behörde, die dem Premierminister unterstehen würde und nicht orthodoxen Entscheidungsträgern, wird seit Jahren mit starker Hand verhindert.
Die orthodoxen Rabbiner betiteln die Reform als eine Katastrophe und eine schwere Verletzung des Judentums. Sie erklärten, dass weiterhin nur streng halachische Kriterien maßgeblich für eine Konversion sein könnten.

Titelbild: Der aschkenasische Oberrabbiner von Israel, David Lau, beharrt darauf: Wer Jude werden will, muss nach orthodoxen Regeln konvertieren. Foto: Yonatan Sindel / Flash90

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