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Tisha B’Av – eine Zeit der Trauer und des Unglücks

JERUSALEM, 07.08.2022 (MS) – Über die gesamte jüdische Geschichte hinweg – von der Zeit des jüdischen Volkes in der Wüste bis hin zur Geschichte des modernen jüdischen Staates – war der 9. Av ein Tag, an dem das Volk mit schweren Zeiten und Unglücken zu kämpfen hatte.

Die aktuellen Ereignisse der „Operation Morgengrauen“ sowie die „Operation Protective Edge“ im Juli und August 2014 fanden zur Zeit von Tisha B’Av statt.

Tragödien in der Geschichte

Am 9. des Monats Av weinte das jüdische Volk des Exodus aufgrund des negativen Berichts der zehn Spione und weigerte sich, Mose ins Gelobte Land zu folgen. Daraufhin musste das Volk 40 Jahre in der Wüste verbringen.

Weitere schwere Katastrophen fanden ebenfalls an diesem Tag statt:

Der Erste Tempel wurde von den Babyloniern unter der Führung von Nebukadnezar zerstört. 100.000 Juden wurden abgeschlachtet und Millionen weitere ins Exil geschickt. (586 v. Chr.)

Der Zweite Tempel wurde von den Römern unter der Führung von Titus zerstört. Etwa zwei Millionen Juden starben und eine weitere Million wurde ins Exil geschickt. (70 n. Chr.)

Der Bar-Kochba-Aufstand wird vom römischen Kaiser Hadrian niedergeschlagen. Die Stadt Betar – der letzte Widerstand der Juden gegen die Römer – wurde erobert und liquidiert. Über 100.000 Juden wurden abgeschlachtet. (135 n. Chr.)

Der römische General Turnus Rufus lässt das Tempelgebiet und seine Umgebung dem Erdboden gleichmachen. Jerusalem wird als heidnische Stadt wiederaufgebaut – umbenannt in Aelia Capitolina – und der Zugang für Juden verboten.

Die spanische Inquisition erreichte ihren Höhepunkt mit der Vertreibung der Juden aus Spanien an Tisha B’Av 1492.

Der Erste Weltkrieg brach am Vorabend von Tisha B’Av im Jahr 1914 aus, als Deutschland Russland den Krieg erklärte.

Am Vorabend von Tisha B’Av 1942 begann die Massendeportation der Juden aus dem Warschauer Ghetto nach Treblinka.

Zeichen der Trauer

Um die Trauer an diesem Tag zu verdeutlichen, gibt es einige Einschränkungen, die Juden traditionell befolgen:

Vom Abend des Vortags bis zum Nachteinbruch am 9. Av wird nicht gegessen und getrunken. Man wäscht sich nicht und benutzt keine Cremes oder Öle. Lederschuhe sind verboten, genauso wie das Lernen der Thora. Juden sitzen am 9. Av nicht auf normalen Stühlen, sondern auf niedrigeren Hockern und man grüßt sich nicht gegenseitig.

Während des Morgengebets werden traurige Texte über die Zerstörung der zwei Tempel gelesen und nach dem Holocaust wurden einige Texte über diese jüdische Katastrophe hinzugefügt. Nach Nachteinbruch darf wieder gegessen werden, aber die Trauer hält noch am folgenden Tag an. Erst wenn der Dritte Tempel gebaut wird, wird aus dem Trauertag des 9. Av ein Freudentag werden.

Titelbild: Juden sitzen am Boden und lesen über die Zerstörung der Tempel. Foto: Michael Giladi/Flash90

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