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44 byzantinische Goldmünzen entdeckt: Sie erzählen eine dramatische Geschichte

JERUSALEM, 05.10.2022 (NH) – Rund 1.400 Jahre alte Münzen sind bei Ausgrabungen der israelischen Altertumsbehörde im Nahal Hermon-Naturreservat auf den Golanhöhen entdeckt worden. Die Forscher sprechen von einem lebenden Beweis für dramatische Momente in der Geschichte des Heiligen Landes. Die reinen Goldmünzen erzählen die Geschichte der Eroberung des byzantinischen Reiches durch die muslimischen Umayyaden. “Wer auch immer diese Münzen in der Wand versteckt hat, hegte wahrscheinlich die Hoffnung auf ein Wunder. Er hoffte, eines Tages selbst zurückzukehren und seinen Besitz einzusammeln. Aber das konnte er leider nicht”, erklären die Archäologen.

Spannender Fund bei Stromnetzarbeiten

Die Ausgrabungen finden in Vorbereitung auf den Anschluss der “Maqam Nabi Khader”-Stätte an das israelische Stromnetz statt. Nabi Khader war ein wichtiger drusischer Prophet, weshalb der Ort im Norden Israels der drusischen Gemeinschaft heilig ist. Das religiöse Kulturerbe befindet sich in dem arabischen Dorf Kfar Yasif in Galiläa. Die Mittel für die Ausgrabungen werden vom israelischen Elektrizitätswerk zur Verfügung gestellt.

Dr. Gabriela Bichovsky ist eine der bekanntestem Münzexpertinnen bei der israelischen Altertumsbehörde. Sie untersuchte den atemberaubenden Fund und konnte feststellen, dass einige der Münzen mit dem Abbild des Kaisers Phokas (602-610 n. Chr.) und viele weitere mit dem des Kaiser Herakleios (610-641 n. Chr.) geprägt waren. Die Erkenntnis datiert den Münzen-Schatz auf die Tage der arabischen Eroberung.

Münzprägung dokumentiert die wachsende Macht des Kaisers

Dr. Yoav Lerer, leitender Direktor der Ausgrabung, erklärt, dass die Münzen während der Eroberung Israels durch die muslimischen Kalifen der Umayyaden in einer Mauer aus Quadersteinen versteckt wurden. “Der Fund zeichnet uns das Bild von einem Moment aus vergangener Zeit. Man kann sich tatsächlich vorstellen, dass eine Person ihr Vermögen aus Angst vor dem Krieg versteckt, in der Hoffnung, zurückzukehren und seinen Besitz zurückzuholen. Heute wissen wir, dass sein Schicksal das jedoch nicht ermöglicht hat”, so Lerer. Weiter fügt Lerer hinzu, dass “der Münz-Fund Aufschluss über die Wirtschaft der Banias-Siedlung in den letzten 40 Jahren der byzantinischen Herrschaft über die Stadt“ geben könne.

“Die meisten Münzen gehören dem byzantinischen Kaiser Herakleios”, erklärt Dr. Bichovsky. “Besonders interessant ist, dass man zu Beginn seines Lebensweges als Kaiser nur sein eigenes Porträt auf der Münze sieht. Sehr schnell aber schließen sich Porträts seiner Familienmitglieder an. Man kann tatsächlich den Wachstumsprozess seiner Söhne auf den Münzen mitverfolgen. Von der Kindheit – bis sie schließlich auf der Münze in gleicher Größe wie ihr kaiserlicher Vater mit einem langen Bart erscheinen.”

Mit dem kaiserlichen Werdegang des Vaters wird auch bald das Porträt eines seiner Söhne auf die Goldmünzen geprägt. Foto: Yaniv Berman und Dafna Gazit / Israel Antiquities Authority

Aus Panias wird Banias

Banias ist eine berühmte archäologische Ausgrabungsstätte. Der archäologische Nationalpark wird auch von ausländischen Touristen gerne besucht.

In den verschiedenen historischen Epochen existierte in Banias auch eine Siedlung. Das erste Dorf wurde von den Kanaanitern gegründet. In der Mitte haben sie einen Tempel für ihren Gott Baal errichtet. In der hellenistischen Zeit diente die Ansiedlung als Ort der Anbetung des Gottes “Pan“. Auf diesen Namen ist auch der ursprüngliche Name “Panias” zurückzuführen. Die arabische Namensänderung auf Banias, da im arabischen Alphabet der Buchstabe “P” nicht existiert, fand erst einige Jahre später statt.

Den Höhepunkt erreichte die damalige Ansiedlung unter der römischen Herrschaft. König Herodes, gefolgt von Philipp, seinem Sohn, baute den Ort wieder auf und nannte ihn zu Ehren von Augustus Caesar “Caesarea – Philippi”. Im Christentum wurde Banias berühmt dafür, der Ort zu sein, an dem Jesus seinem Jünger Petrus die Schlüssel zum göttlichen Himmelreich übergab.

Historische Geschichte der Banias-Siedlung

Auch die Kreuzfahrer versuchten im Jahr 1129, die Siedlung als strategische Ausgangsstation für die Eroberung von Damaskus zu nutzen. Doch der Plan wurde durch die muslimischen Streitkräfte nur drei Jahre später, im Jahr 1132, jäh zerstört.

Eli Escozido, Direktor der israelischen Altertumsbehörde, verdeutlicht: “Dies ist ein wichtiger und sehr wertvoller archäologischer Fund, um die Geschichte der Siedlung auf dem Golan zu studieren. Es ist ein Schatz aus der Übergangszeit, die eine der wichtigsten Perioden in der Entwicklung der Stadt Banias war. Die israelische Altertumsbehörde wird in Abstimmung und Zusammenarbeit mit der Natur- und Parkbehörde handeln, um den Schatz der breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.”

Titelbild: Ein wertvoller Fund von 44 reinen Goldmünzen erzählt spannende vergangene Geschichten. Foto: Yaniv Berman und Dafna Gazit / Israel Antiquities Authority

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