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Hunderte israelische Intellektuelle unterzeichnen gefährliche Petition gegen Netanjahus Staatsbesuche in Europa

JERUSALEM, 15.03.2023 (NH) – Mehr als 1.000 israelische Schriftsteller, Autoren und Akademiker haben sich in einer erschreckenden Petition an den britischen und deutschen Botschafter in Israel gewendet. Ziel des Schreibens ist eine Absage der geplanten Staatsbesuche des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu in den beiden Ländern. Die “Intellektuellen” des kleinen jüdischen Staates behaupten, der Regierungsplan, das israelische Justizsystem zu überarbeiten, “bringe das Land auf einen destruktiven Kurs”. Der Brief wurde auch von dem international gefeierten Autor David Grossman, der Schriftstellerin Dorit Rabinyan und dem Oscar-nominierten Regisseur Uri Barbash unterzeichnet.

Drohungen und Petition

Benjamin Netanjahu soll nach seinen Besuchen in Rom und Paris am Donnerstag nun den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz in Berlin treffen. Doch die aggressiven Massenproteste im Land überschatten Netanjahus erste Besuche außerhalb des Nahen Ostens seit seiner Wiederwahl. Israelische Expats drohen, große Anti-Netanjahu-Demonstration auf deutschem Boden zu organisieren, sollten die Staatstreffen nicht abgesagt werden. Um eine offizielle Stornierung der israelischen Staatsbesuche zu erwirken, wurde eine Petition von über 1.000 Autoren, Professoren und Wissenschaftlern unterzeichnet, in der Deutschland und England dazu aufgefordert werden, den Besuch des israelischen Premierministers aufgrund seiner Regierungspolitik sofort abzusagen.

“Wir bitten Deutschland und Großbritannien, den Angeklagten Netanjahu über die sofortige Absage seiner geplanten politischen Besuche zu informieren. Wenn diese Besuche wie geplant stattfinden, wird ein dunkler Schatten über ihnen hängen”, heißt es in der Petition an den deutschen Botschafter Stefan Seibert und den britischen Botschafter Neil Wigan.

Netanjahu und sein Pakt mit den messianischen Juden

“Der Staat Israel befindet sich derzeit inmitten einer schweren Krise, der wohl schwersten in seiner Geschichte. Das Land befindet sich in einem gefährlichen Prozess, sich von einer blühenden Demokratie in eine theokratische Diktatur zu verwandeln”, so in dem Schreiben.

Der destruktive Schritt Richtung Diktatur wird in den Augen der israelischen “Intellektuellen” von Premierminister Benjamin Netanjahu angeführt. Die kulturschaffenden Antiregierungsprotestler beschuldigen den Staatschef nicht nur des angeblichen “Betruges, der Bestechung und des Vertrauensbruches”. In ihrer angeblichen Angst um den Verlust der Demokratie wird Netanjahu unterstellt, sich mit “antizionistischen, fundamentalistischen und messianischen Elementen verschworen zu haben, die rassistische, homophobe und antidemokratische Agenden fördern.” Weiter heißt es in dem Brief, die Netanjahu-Regierung habe sich “mit verurteilten jüdischen Terroristen gegen den Staat Israel gegen alle Bürger – sowohl in Israel als auch weltweit – verbündet”. 

In der erschreckenden Petition wird die messianische Bevölkerung des Landes von den Justizreform-Gegnern mit fundamentalistischen, rassistischen Strömungen auf eine Ebene gesetzt. Das Schreiben an die europäischen Botschafter, unterzeichnet von Israels Elite, untermauert absurderweise mit gefährlichen Assoziationen die Wichtigkeit einer Demokratie im Nahen Osten. Darf im Namen der Meinungs- und Demonstrationsfreiheit die Glaubensfreiheit einer Minderheit satanisiert werden oder sind im Kampf gegen Netanjahu inzwischen alle Mittel erlaubt?

Titelbild: Antiregierungsdemonstranten fordern von Deutschland und England, den Besuch des israelischen Staatschefs abzusagen. Foto: Nati Shohat/Flash90

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