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Geheime Gespräche mit Jordanien und Ägypten entspannen die Lage auf dem Tempelberg

JERUSALEM, 10.04.2023 (TPS) – Islamistische Palästinenser, die auf dem Tempelberg Gewalt mit der israelischen Polizei provozierten, haben Jordanien in eine schwierige Situation gebracht. Während eines Gipfeltreffens von israelischen, jordanischen und palästinensischen Sicherheitsbeamten in Akaba im Februar hatte es eine Einigung gegeben, dass Juden während der letzten zehn Tage des Ramadan nicht auf den Tempelberg steigen dürfen.

Ein hochrangiger Beamter der Palästinensischen Autonomiebehörde, der an dem Gipfeltreffen teilnahm, erklärte am Montag gegenüber dem israelischen Pressedienst Tazpit (TPS): „Es handelt sich um ein gegenseitiges Abkommen, in dem sich Israel und Jordanien verpflichtet haben, eine Situation zu verhindern, in der sich Juden und Muslime während der sensiblen Tage des Ramadan gleichzeitig auf dem Al-Aqsa-Platz aufhalten.“

Juden und Muslime werden getrennt

Der Perimeter-Rat im Osten Jerusalems, der Jordanien unterstellt ist, war Partner der Absprachen und wurde darüber informiert, dass jüdische Besuche am Ende des Ramadan nicht erlaubt sein würden. Daraufhin veröffentlichte der Rat am 21. März eine offizielle Bekanntmachung, in der es hieß, dass das islamische Gebot der ha’atqaf, also der Abgeschiedenheit, nur an den letzten zehn Tagen des Ramadan erlaubt sei. Die „Abgeschiedenheit“ fordert die Muslime auf, sich während der Nacht hinzusetzen, zu meditieren und in Ruhe über ihre Beziehung zu Allah nachzudenken.

Islamistischen Palästinensern gelang es jedoch in den ersten Tagen des Pessach-Festes, sich über Nacht in der Al-Aqsa-Moschee zu verbarrikadieren. Sie horteten Steine und Feuerwerkskörper. Das führte heftigen Zusammenstößen zwischen israelischen Polizisten und Palästinensern in der Moschee. Die Polizei untersucht derzeit, ob auch Rohrbomben in das Gotteshaus geschmuggelt wurden.

Gespräche trotz Konflikten

Ein hoher Beamter des islamischen Waqf, einer Treuhandschaft, die die tägliche Verwaltung des Tempelbergs überwacht, sagte gegenüber TPS: „In der Schabbatnacht, als sich erneut Hunderte von jungen Muslimen in den Hallen der Moscheen verbarrikadierten, gab es direkte Kontakte zwischen Israel, Jordanien und Ägypten. Dies führte zu der Entscheidung der Jerusalemer Polizei, dieses Mal nicht gewaltsam einzudringen.“ Der Waqf wird von Jordanien beaufsichtigt und finanziert.

Der Waqf-Beamte erklärte: „Jordanien hat große Angst vor dem Erstarken der Muslimbruderschaft und der Hamas und ihrem negativen Einfluss auf die Ereignisse in den Moscheen, aber das Verhalten der israelischen Polizei bei der Auflösung der Belagerer in der Pessach-Nacht hat der Hamas in die Hände gespielt.“ Am Samstagabend betrat die Polizei die Moschee jedoch nicht. Die Palästinenser wurden stattdessen von Waqf-Wächtern ins Freie geleitet.

Jordanien setzt sich einerseits für Absprachen mit Israel ein, ist aber andererseits darauf bedacht, dafür in muslimischen Ländern nicht negativ dargestellt zu werden. Die Freilassung von Hunderten palästinensischer Jugendlicher, die nach den schweren Ausschreitungen am Pessach-Abend in Al-Aqsa verhaftet wurden, wurde wohl durch eine geheim gehaltene Vereinbarung zwischen Israel, Jordanien und den Palästinensern erreicht.

Bereits im vergangenen Jahr hatte der damalige Premierminister Naftali Bennett Juden daran gehindert, den Tempelberg während der letzten zehn Tage des Ramadan zu besuchen. Gleichzeitig hatte Jordanien Maßnahmen ergriffen, um die Praxis der Abgeschiedenheit auf dem Tempelberg zu verhindern.

Brennpunkt heilige Stätten

Der Tempelberg, auf dem der Erste und der Zweite Tempel errichtet wurden, ist die heiligste Stätte des Judentums überhaupt. Die Westmauer, die auch als Klagemauer bekannt ist, ist der einzige Überrest einer von Herodes dem Großen errichteten Stützmauer, die den Tempelberg umgibt. Es ist der heiligste Ort, an dem Juden frei beten können.

Der heikle Status quo des Tempelbergs geht auf das Jahr 1967 zurück, als Israel im Sechstagekrieg die Altstadt von Jerusalem von Jordanien befreite. Aus Angst vor einem Religionskrieg stimmte der damalige Verteidigungsminister Moshe Dayan zu, dass der islamische Waqf, eine muslimische Treuhänderschaft, weiterhin die täglichen Angelegenheiten der heiligen Stätte verwaltet, während Israel die Gesamthoheit behält und für die Sicherheit verantwortlich ist.
Gemäß dem Status quo durften Juden und Nicht-Muslime den Tempelberg zwar besuchen, aber nicht dort beten.

Bild: Auf dem Tempelberg, oberhalb der sogenannten Klagemauer, befinden sich heute der muslimische Felsendom und die Al-Aqsa-Moschee. Foto: Yosef Mizrahi/TPS

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