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EU-Aussage “Israel hat die Wüste begrünt”, erzürnt Palästinenser

JERUSALEM, 30.04.2023 (NH) Die Europäische Union hat dem kleinen jüdischen Staat zum 75. Unabhängigkeitstag gratuliert. Die feierliche Glückwunschbotschaft der EU-Präsidentin Ursula von der Leyen wurde auf dem Twitteraccount des Staatenverbundes veröffentlicht. Die euphorischen Geburtstagswünsche der Präsidentin stießen jedoch auf eine rasche palästinensische Gegenreaktion und sorgten für weltweiten Eklat. Für die rassistischen Grüße soll sich von der Leyen nun entschuldigen.

Von der Leyen gratuliert Israel

Israel zelebrierte vergangene Woche seinen 75. Geburtstag. Dem Terror zum Trotz feierte das ganze Land ausgelassen unter den blau-weißen Fähnchen, die die Existenz eines jüdischen Staates für sein Volk demonstrieren. Anscheinend ließ sich auch die Europäische Union von der Geburtstagsatmosphäre anstecken: In einer herzlichen Sonderbotschaft gratulierte die EU-Vorsitzende Ursula von der Leyen Israel zum Jahrestag. “Vor 75 Jahren wurde mit der Unabhängigkeit Israels ein Traum verwirklicht. Nach der größten Tragödie der menschlichen Geschichte konnte das jüdische Volk endlich ein Zuhause im versprochenen Land errichten”, begann von der Leyen ihre Ansprache. “Heute feiern wir 75 Jahre lebendige Demokratie im Herzen des Nahen Ostens. 75 Jahre Dynamik, Einfallsreichtum und bahnbrechende Innovationen. Du hast die Wüste buchstäblich zum Blühen gebracht”, würdigte die EU-Präsidentin.

Videobotschaft provoziere palästinensischen Zorn

Von der Leyen, die Israel und Ramallah im vergangenen Jahr besuchte, lobte auch die Beziehungen zwischen der EU und Israel.

Die Glückwünsche der Europäischen Union stießen auf palästinensischer Seite jedoch auf scharfe Kritik. Die Palästinensische Autonomiebehörde, kurz PA, bezeichnete die Rede als “rassistisch”. Die Botschaft wurde als “propagandistischer Diskurs” und als Teil einer “anhaltenden Enteignung” der Palästinenser aufgefasst. Weiter behauptet die PA “das palästinensische Volk werde somit entmenschlicht und seine reiche Geschichte und Zivilisation verfälscht”. Besonders die Präsidenten-Aussage “Israel habe die Wüste zum Blühen gebracht” wurde von der PA als eine “antipalästinensische Trope” betitelt. Der Ausdruck wird von Israel gern verwendet, um den blühenden Erfolg seit der Gründung des Staates im Jahr 1948 zu verdeutlichen. Die Palästinenser argumentieren jedoch, das Argument deute darauf hin, dass das Land zuvor brach und unbewohnt war und somit ihre “lange Geschichte und tiefen Wurzeln im Land” auslöscht. Hamas-Vertreter warfen der Präsidentin zudem “Heuchelei” vor.

“Katastrophe” statt Feierlichkeiten

Die Videobotschaft der EU-Beamten wurde schnell auch in den sozialen Medien weltweit verurteilt. Die Äußerung der Europäischen Union werfe „ernsthafte Zweifel an ihrem erklärten Bekenntnis zum Völkerrecht und zu den Menschenrechten auf”.

Der 75. Unabhängigkeitstag Israels symbolisiere für die palästinensische Bevölkerung die sogenannte “Nakba” bzw. “Unglück”. Der Nakba wird jährlich am 15. Mai, einen Tag nach der israelischen Unabhängigkeitserklärung, gedacht. Die Entstehung eines jüdischen Staates markiere die Flucht von etwa 700.000 Palästinensern aus dem früheren britischen Mandatsgebiet. Die Aussagen der EU beschönige daher “Israels illegale Besatzung und das Apartheidregime”.

Nun fordert die Palästinenser-Führung von der Präsidentin eine offizielle Entschuldigung.

Titelbild: Die EU-Präsidentin Ursula von der Leyen bei einem ihrer Besuche in Israel. Die Geburtstagsgrüße der Spitzenbeamtin in Brüssel sorgten für einen Skandal. Foto: Yonatan Sindel/Flash90

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