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Israel baut Anlage für koscheren Strom am Schabbat

JERUSALEM 08.05.2023 (LS) – Das Kabinett hat am Sonntag ein umstrittenes Stromspeicherprojekt gebilligt, mit dem die Bedenken strenggläubiger Juden gegen die Nutzung von Strom, der von anderen Juden am Schabbat erzeugt wird, ausgeräumt werden sollen.

Der Plan für den Stromspeicher in Bnei Brak hat einen Preis von etwa 120 Millionen NIS (30 Millionen Euro).

Strom einschalten ist am Schabbat verboten

Während gläubige Juden in der Regel am Schabbat keine elektrischen Geräte in Betrieb nehmen, verbrauchen sie den Strom passiv, indem sie Zeitschaltuhren verwenden, bei denen der Strom nicht ein- oder ausgeschaltet werden muss. Auch in Kühlschränken, Klimaanlagen, Aufzügen und Lampen fließt der Strom während des Schabbats weiter. Orthodoxe Politiker und Rabbiner wollen, dass dieser Strom koscher ist, d. h. nicht von Juden während des Schabbats erzeugt wird.

Derzeit werden in vielen überwiegend von Orthodoxen bewohnten Stadtvierteln am Schabbat Generatoren eingesetzt, doch diese Methode stellt nach Ansicht von Kritikern ein Sicherheitsrisiko dar und kostet erheblich mehr als dosierter Strom.

Kritik der Opposition

Kritiker werfen der Regierung vor, wieder einmal den Forderungen der orthodoxen Parteien nachzugeben und dadurch die Lebenskosten für alle Bürger des Landes zu erhöhen. Säkulare Israelis haben kein Problem mit unkoscherem Strom am Schabbat, aber müssen durch ihre Stromrechnung trotzdem indirekt für die Anlage zahlen.

“Dies wird von der Mittelschicht finanziert, die in den israelischen Verteidigungsstreitkräften dient, arbeitet und Steuern zahlt”, enmpörte sich Yisrael-Beitenu-Vorsitzender Avigdor Liberman auf Twitter.

Israel Katz, der Minister für nationale Infrastruktur, Energie und Wasser, verteidigte den Plan als “Erleichterung der Stromerzeugung in Zeiten mit geringer Nachfrage, um sie in Zeiten mit hoher Nachfrage bereitzustellen, auch für religiöse Viertel, während gleichzeitig der Einsatz von umweltschädlichen Generatoren reduziert wird.“

Die Kosten für das Pilotprojekt werden nicht aus den Taschen der Verbraucher bezahlt, bekräftigte Katz in einem auf Twitter geposteten Video und erklärte, der Speicher sei “profitabel” und werde sich selbst tragen.

Pilotprojekt

Tatsächlich handelt es sich bei der geplanten Anlage um ein Pilotprojekt. Das Israelische Elektrizitätswerk sucht generell nach der Möglichkeit von lokalen Speichermöglichkeiten in Wohngebieten mit hoher Bevölkerungsdichte.

Die Entscheidung, eine solche Pilotanlage in Bnei Brak zu errichten, hat den zusätzlichen Vorteil, dass sie eine Lösung für einen kleinen Teil der orthodoxen Juden bietet, die am Schabbat Dieselgeneratoren betreiben und damit auch ein Problem der Dieselabgase in der städtischen Umwelt verursachen. Es ist daher irreführend, dieses Projekt lediglich als ein Geschenk an die Ultraorthodoxen darzustellen, wie es die Kritiker dieser Anlage tun, und nicht als ein notwendiges Element in der Entwicklung des israelischen Stromnetzes.

Titelbild: Kontrollraum des Kraftwerks der Israelischen Elektrizitätsgesellschaft in Hadera. Foto: Yaakov Naumi/Flash90

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