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Palästinenser wütend über Abgeordneten-Vorschlag, Tempelberg zu teilen

JERUSALEM, 13.06.2023 (NH) – Der Plan des jüdischen Knessetabgeordneten Amit Halevi, den Tempelberg zwischen Juden und Muslimen aufzuteilen, hat die Palästinensische Autonomiebehörde erbost. Der Aufteilungsvorschlag war jetzt Hauptstreitpunkt der wöchentlichen Kabinettssitzung in Ramallah. Sollte der Plan tatsächlich in die Tat umgesetzt werden und somit die jordanische Waqf-Kontrolle beendet werden, drohen die Palästinenser mit einem “wutentbranntem Religionskrieg”.

Teilungsplan soll Al-Aqsa-Verschwörung entgegenwirken

In dem äußerst explosiven Plan des Likud-Abgeordneten aus den Netanjahu-Reihen sieht Halevi vor, den Muslimen die südlich gelegene Al-Aqsa-Moschee mit ihren Nebengebäuden zuzuteilen. Die jüdischen Beter sollen den Felsendom und die Gebiete im zentralen und nördlichen Abschnitt des Tempelbergs erhalten. Das Gebiet symbolisiere den Bereich, auf dem damals das jüdische Gotteshaus, der Tempel, stand. Die jordanische Waqf-Kontrolle über das Allerheiligste und Ostjerusalem soll völlig aufgegeben werden.

Amit Halevi versucht, seine Idee historisch zu untermauern. In einem Interview erläutert das Knessetmitglied die muslimische “Al-Aqsa-Verschwörung”. Halevi zufolge ist nur ein kleiner Bereich am südlichen Bergende, auf welchem die Al-Aqsa-Moschee erbaut wurde, ein muslimisches Heiligtum. Schritt für Schritt sei das Gebetsgebäude jedoch ausgebaut worden. “Schließlich sind die heiligen Ställe Salomons annektiert und riesige Mengen Erde mit wertvollen archäologischen Funden ausgegraben und abgetragen worden. Am Ende wurde dort eine weitere riesige Moschee errichtet”, erklärt der Likud-Politiker. Auf der anderen Bergseite stehe die erste Felsendom-Konstruktion mit einem riesigen Trinkstein. Genau dieser Bereich stelle das erste heilige Gebiet des jüdischen Volkes dar. “Die Muslime nennen heute jedoch den gesamten Tempelberg “Haram al-Sharif” und genau das ist die Verschwörung von Al-Aqsa”, so Halevi.

Besuchszeiten für Juden neu koordinieren

Ein weiterer Kritikpunkt Halevis ist die Zeit- und Zugangsorganisation für jüdische Besucher auf der Plattform. Heute dürfen sowohl Juden als auch Touristen den Tempelberg nur durch das Mughrabi-Tor betreten. Der Eingang ist für nicht-muslimische Besucher jedoch nur wenige Stunden am Tag geöffnet. Muslime hingegen dürfen den Berg durch alle anderen Toreingänge besteigen. Halevi fordert das gleiche Recht für Juden. Er sieht im Tempelberg die größte Bedeutung des jüdischen Volkes: „Wir haben kein Vermögen, aber wir haben die Bundeslade und die Tafeln mit den Zehn Geboten. Das ist die Essenz des Tempelbergs. Die Beziehung zu Gott auf höchstem Niveau”, erklärt Halevi.

Der Teilungsplan des Tempelbergs sorgte für eine Welle der Empörung innerhalb der Palästinensischen Autonomiebehörde, kurz PA. Ein solcher Schritt hätte schwerwiegende Auswirkungen und würde zu “überwältigender Wut” unter dem palästinensischen Volk führen.

Eklat bei PA-Kabinettssitzung

In der wöchentlichen Kabinettssitzung in Ramallah rief Mohammad Shtayyeh, der Premierminister der Palästinensischen Autonomiebehörde, Araber, Muslime und die internationale Gemeinschaft dazu auf, umgehend in “Sanktionen gegen Israel überzugehen, um die Verletzung heiliger islamischer sowie christlicher Stätten in Jerusalem aufzuhalten.” Die Teilungsidee des israelischen Abgeordneten wird auch vom “Ministerium für Jerusalemer Angelegenheiten der PA” als äußerst gefährlich empfunden und wird als “eklatanter Angriff auf die Gefühle aller Muslime” gewertet. Terrorfraktionen in Gaza drohen bereits, den Teilungsplan als Kriegserklärung anzusehen.

Titelbild: Der Tempelberg symbolisiert nicht nur für Muslime, sondern auch für das jüdische Volk das Allerheiligste. Foto: Jamal Awad/Flash90

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