Jüdischer Mann wegen scheinbar nationalistisch motiviertem Angriff verhaftet
JERUSALEM 18.06.2023 (LS) – Ein 21-jähriger Jude ist am Freitagmorgen wegen eines mutmaßlichen „nationalistischen“ Angriffs auf einen arabischen Mann im Osten Jerusalems vor zwei Monaten verhaftet worden, wie israelische Medien berichten.
Der Mann wird verdächtigt, dem Opfer mit einer Brechstange auf den Kopf geschlagen zu haben, nachdem er ihn am 15. April mit einer jüdischen Frau auf dem Rasen der Shimon-Hatzadik-Straße im Jerusalemer Stadtteil Sheikh Jarrah sitzen sah.
Das Opfer ging nach Hause, aber bald darauf begann sich sein Zustand schnell zu verschlechtern. Einige Stunden später wurde er in ein Krankenhaus gebracht, wo eine schwere Kopfverletzung und eine Hirnblutung diagnostiziert wurden; er wurde sediert und eine Woche lang an ein Beatmungsgerät angeschlossen.
Flucht und Rückkehr
Die am Tatort eintreffende Polizei leitete eine Untersuchung ein und stellte einen Haftbefehl gegen den Verdächtigen aus. Dem Verdächtigen gelang es jedoch, unmittelbar nach dem Angriff aus dem Land zu fliehen, und er wurde erst bei seiner Landung in Israel am Freitagmorgen festgenommen.
Der Verdächtige schwieg während seines Verhörs. Das Gericht ordnete an, seine Haft um fünf Tage zu verlängern.
Die Behörden gehen von einem „nationalistischen“ Angriff aus, da der Täter wahrscheinlich nicht billigte, dass ein Araber mit einem jüdischen Mädchen flirtet.
Konflikte in Sheikh Jarrah
Sheikh Jarrah ist aufgrund von Streitigkeiten über Landbesitz seit Jahren der Mittelpunkt vieler Auseinandersetzungen zwischen jüdischen und arabischen Bewohnern des Viertels.
Vor dem Unabhängigkeitskrieg im Jahr 1948 lebten dort jüdische Familien. Diese waren gezwungen zu fliehen, als es während des Krieges zu Ausschreitungen in der Gegend kam.
Nach dem Krieg übernahm Jordanien die Kontrolle über das Gebiet und palästinensische Familien zogen in die Häuser ein. Nach dem Sechs-Tage-Krieg erlangte Israel die Kontrolle, woraufhin die jüdischen Besitzer versuchten, zurückzukehren.
Im vergangenen Jahr gab der Oberste Gerichtshof der Berufung der palästinensischen Familien teilweise statt und entschied, sie seien nicht gezwungen, ihre Häuser zu räumen. Stattdessen könnten die Familien für eine niedrige Miete in den Häusern wohnen bleiben.
Titelbild: In Sheikh Jarrah leben Juden und Araber nicht sehr friedlich beieinander. Foto: Flash90