Israelisch-russische Wissenschaftlerin im Irak entführt
JERUSALEM 06.07.2023 (LS) – Elizabeth Tsurkov, eine Israelin mit russischer Staatsbürgerschaft, ist vor etwa vier Monaten im Irak von Bewaffneten der schiitischen pro-iranischen Hisbollah-Miliz, die in dem Land operiert, entführt worden. Tsurkov ist eine renommierte Expertin für Syrien, ISIS und den Nahen Osten.
Berichten zufolge soll Tzurkov mit ihrem russischen Pass in den Irak eingereist sein. Sie wurde offenbar Anfang März entführt, als sie sich im kurdischen Gebiet von Bagdad aufhielt, von wo aus sie von einer Gruppe von Terroristen verschleppt wurde.
Bemühungen Israels
Die Presseabteilung der israelischen Regierung veröffentlichte am Mittwoch eine Erklärung.
„Elizabeth Tsurkov ist noch am Leben und wir machen den Irak für ihre Sicherheit und ihr Wohlergehen verantwortlich. Sie ist eine Akademikerin, die mit ihrem russischen Pass auf eigene Initiative in den Irak gereist ist, um im Auftrag der Princeton University in den USA zu promovieren und zu forschen. Die Angelegenheit wird von den zuständigen Stellen im Staat Israel aus Sorge um die Sicherheit und das Wohlergehen von Elizabeth Tsurkov untersucht.“
Israel verhandelt hinter den Kulissen mit der russischen und der amerikanischen Regierung und anderen, um ihre Freilassung zu erwirken.
Eine hochrangige israelische diplomatische Kontaktperson erklärte, Jerusalem tue „alles in seiner Macht stehende“, um ihre Sicherheit und Rückkehr zu gewährleisten, und stehe in Kontakt mit Tzurkovs Familie.
„Der Irak ist ein feindliches Land, es gilt für ihn eine strenge Reisewarnung der Stufe 4. Das israelische Gesetz zur Verhinderung von Infiltration verbietet auch israelischen Staatsbürgern, die einen ausländischen Pass besitzen, die Einreise in feindliche Länder.“
Die Regierungsquelle stellte klar, dass Tzurkov keine Mossad-Agentin ist. Ihre Entführer hätten diese Tat begangen, „weil sie Ausländerin, Russin und Israelin ist“.
Furchtlos durch Feindesland
Im Juli 2019 veröffentlichte Tsurkov nach einem Besuch der Stadt Mosul im Nordwesten des Iraks, die zu einem Symbol des Kampfes gegen ISIS geworden ist, einen Artikel in Yediot Ahronoth. Darin schrieb die Doktorandin: „Ich habe die kurdischen Gemeinschaften im Irak und in Syrien jahrelang erforscht. Erst kürzlich konnte ich dank meines russischen Passes und meiner Verbindungen zu den lokalen kurdischen Regierungen die von ihnen kontrollierten Gebiete im Nordirak und in Syrien besuchen.“
Elizabeth Tzurkov war sich der Gefahr im Irak bewusst. Sie erklärte: „Ich hatte Bedenken, Mosul zu besuchen, unter anderem wegen der Präsenz schiitischer Milizen in der Stadt und der Anschläge, die ISIS-Zellen weiterhin verüben (…) Als ich auf dem Weg von Erbil an immer mehr Kontrollpunkten der Milizen vorbeikam, dachte ich mir, wie dumm es ist, in Mosul tätig zu werden, nur weil ich die Einladung [von Freunden] nicht ausschlagen wollte. Das Wissen, dass ich in der Stadt mit Freunden unterwegs sein würde, die die Gegend gut kennen und wissen, wo sich noch Sprengfallen befinden, gab mir Zuversicht.“
Zuvor hatte sich die Wissenschaftlerin auf Twitter zu einem israelischen Staatsbürger geäußert, der die Grenze nach Syrien überquert hatte und entführt worden war: „Im Allgemeinen bin ich gegen Gefangenenaustausch – selbst wenn ich bei meinem nächsten Besuch in Syrien oder im Irak in Schwierigkeiten gerate – aber da dies die Politik Israels ist, war schnelles Handeln richtig.“
Titelbild: Elizabeth Tzurkov wird seit vier Monaten im Irak gefangen gehalten. Foto: privat