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Wissenschaftler entdecken Tsunami-Beweise im alten Israel

JERUSALEM, 10.07.2023 (NH) – Vor etwa 20 Jahren hat in Israel kaum jemand die Gefahr eines Tsunamis an den Mittelmeerküsten des Heiligen Landes ernst genommen. Laut langjährigen Studien der „School of Marines“ der Universität Haifa wurde das frühmittelalterliche Caesarea jedoch von einem Tsunami zerstört. Gleich vier solcher Ereignisse sollen sich demnach an den Küsten der glorreichen Hafenstadt abgespielt haben. Die Wahrscheinlichkeit, dass zukünftige Tsunamiwellen die Küsten Israels treffen könnten, sei den Forschern zufolge zwar moderat, dennoch warnen die Experten: „Wenn es in der Vergangenheit passiert ist, wird es auch in der Zukunft passieren.“

Statt Schiffwracks – Tsunamibeweise

Das Caesarea-Archäologieprojekt der Universität Haifa wurde bereits in den 1990er-Jahren ins Leben gerufen. Im Jahr 2016, im Rahmen der Sanierung des Caesarea-Nationalparks und mit Unterstützung der israelischen Altertumsbehörde wurde das Projekt wiedereröffnet. Jetzt veröffentlichten die Wissenschaftlerteams ihre atemberaubende Studie. Den Ergebnissen zufolge soll das mittelalterliche Caesarea von einem Tsunami zerstört und erst Jahre später wieder aufgebaut worden sein. Die Studienarbeiten geben jedoch nicht nur Aufschluss darüber, wie Menschen in der Antike auf Naturkatastrophen reagierten, sondern trägt dazu bei, zukünftige Katastrophen vorherzusagen.

Die Forschungsarbeiten wurden von Dr. Beverly Goodman Tchernov und Charles J. Everhardt IV der Universität Haifa geleitet. Dr. Goodman stieß allerdings eher zufällig auf die spannenden Tsunami-Hinweise. Die Geoarchäologin kam zunächst nach Caesarea um bei der Erforschung des alten Hafens und antiken Schiffswracks in der Nähe der Küste zu helfen. Doch plötzlich stieß das Forscherteam auf geologische Schichten, die für die Caesarea-Region ungewöhnlich waren.

Gleich vier Tsunamis suchten die Stadt heim

„Wir begannen mit Unterwasserbohrungen, um zu sehen, ob es sich um lokale Schichten handelte, die etwas mit dem Bau des Hafens zu tun hatten. Als wir sahen, dass sich die Schichten jedoch über das gesamte Gebiet erstreckten, wurde uns klar, dass es sich hier um etwas Großes handelt“, erklärt Goodman.

Geologische Bohrungen in unterschiedlichen Tiefen brachten insgesamt vier Tsunami-Ereignisse um die antike Stadt Caesarea Maritima ans Licht. Demnach soll sich eine der Naturkatastrophen im Jahr 1500 v. Chr. und eine weitere zwischen 100 und 200 n. Chr. ereignet haben. Der früheste Tsunami soll auf den Ausbruch des Vulkans Santorini zurückzuführen sein. Seine Eruption hat damals den gesamten Mittelmeerraum betroffen. Zwei weitere Wasserwellen haben sich in den Jahren 749 n. Chr. infolge eines Erbebens und 1100-1200 n. Chr. abgespielt. Die Tsunami-Schäden im Jahre 749 n. Chr. blieben mehrere Jahrzehnte unbehoben. Die Ablagerungen wurden lediglich eingeebnet und überbaut, wodurch die Überreste der Tsunami-Ablagerung effektiv erhalten blieben.

Tsunamigefahr im heutigen Israel

„Die Studie verdeutlicht, wie Küstengebiete unter Erdbeben und Tsunamis leiden. In den letzten 10 bis 15 Jahren haben wir verstanden, dass Tsunamis ein größeres Risiko darstellen, als uns ursprünglich bewusst war“, erklärt Dr. Goodman Tchernov. „Diese Studie liefert uns sehr wichtige Datenpunkte für potenzielle Tsunamis, die in Zukunft eintreffen werden. Es informiert uns über mögliche Risiken und worauf wir vorbereitet sein müssen. Indem wir einen Teil der Überreste einer Katastrophe der Vergangenheit untersuchen, bekommen wir ein besseres Gefühl dafür, wo sich die Risikozonen entlang der Küste befinden“, so Goodman. Gegenwärtig gibt es nur wenige Dutzend Tsunami-Ablagerungen, die in archäologischen Küstenstädten weltweit gemeldet wurden. Die Studie der israelischen Universität ist daher einzigartig.

Titelbild: Caesarea – die israelische Hafenstadt wurde im Jahr 2000 in einer vorläufigen UNESCO-Liste als Weltkulturerbe aufgenommen. Foto: Pixabay

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