Archäologen entdecken Gebäude, das während der babylonischen Belagerung Jerusalems zerstört wurde
JERUSALEM 03.08.2023 (LS) – Israelische Archäologen haben ein Gebäude freigelegt, das während der babylonischen Belagerung Jerusalems im Jahr 586 v. Chr. durch ein Feuer zerstört wurde.
Die verkohlten Überreste des Gebäudes, das von den Forschern als „Gebäude 100“ bezeichnet wird, wurden einer Reihe von Analysen unterzogen, um herauszufinden, wie das Feuer ausgebrochen war und wie es sich in dem Gebäude ausgebreitet hatte. Die Forscher können zwar nur vermuten, dass das Gebäude während der Belagerung Jerusalems niedergebrannt wurde, doch die starken Schäden an dem massiven Bauwerk bestätigen ihre Hypothese.
Gebäude 100 war einst ein großes zweistöckiges Haus, das wahrscheinlich einem Mitglied der Elite Jerusalems gehörte. Es war jedoch der Zeit zum Opfer gefallen, bis es unter einem Parkplatz im südöstlichen Teil der Altstadt entdeckt wurde.
Vorsätzlich gelegtes Feuer?
„Es gab keine sichtbaren Hinweise darauf, ob das Feuer absichtlich oder zufällig entstand, und wenn es absichtlich gelegt wurde, wo das Feuer ausgebrach und wie es sich ausbreitete.“
Um herauszufinden, ob das Feuer vorsätzlich gelegt wurde, führten die Forscher FITR-Spektrometrie-Tests und archäomagnetische Analysen durch.
Die Forscher suchten in dem Gebäude nach einem Entzündungspunkt, der es ihnen ermöglichen würde, die Ausbreitung des Feuers im Gebäude zu verfolgen. Dazu maßen sie die magnetischen Signaturen von Tonscherben und zerbrochenen Bodenplatten. Auf diese Weise fanden die Forscher heraus, dass das Feuer im obersten Stockwerk des Gebäudes ausgebrochen war, da es im unteren Stockwerk Räume gab, die das Feuer nicht erreicht hatte. Das bedeutete, dass das Feuer wahrscheinlich intensiv war, aber schnell ausbrannte.
„Das weit verbreitete Vorhandensein von verkohlten Überresten deutet auf eine vorsätzliche Zerstörung durch Feuer hin, das an mehreren Stellen im obersten und untersten Stockwerk entzündet wurde, wobei die Hitze bis zur Decke des untersten Stockwerks aufstieg“, erklärten die Archäologen. „Die Ausbreitung des Feuers und der rasche Einsturz des Gebäudes deuten darauf hin, dass die Zerstörer große Anstrengungen unternommen haben, um das Gebäude vollständig zu zerstören und es unbrauchbar zu machen“.
Babylonische Strafmaßnahmen
Die Forscher vermuten, dass dieses Gebäude Ziel einer Brandstiftung als Strafmaßnahme für Ungehorsam war. Dies ist besonders wahrscheinlich, da die Größe des Hauses nahelegt, dass es einem Mitglied der gehobenen Gesellschaft gehörte. Solche Maßnahmen waren während der 30-monatigen Belagerung der Stadt üblich.
Das Königreich Judäa hatte versucht, sich gegen die babylonischen Invasoren aufzulehnen, und der neubabylonische König Nebukadnezar II. hatte daraufhin angeordnet, Jerusalem zu zerstören.
„Die Analyse mikroskopischer Feuerreste hat sich in den letzten Jahren enorm entwickelt und ermöglicht es den Archäologen, neue Fragen zur Intensität von Zerstörungsereignissen und zu den Umständen der Entstehung von Zerstörungsschichten zu untersuchen“, so die Archäologen.
Weiterführende Untersuchungen des verbrannten Hauses könnten also noch weitere spannende Einzelheiten über das Leben in Jerusalem während biblischer Zeiten zutage fördern.
Titelbild: Blick auf das Davidson Center – der archäologische Park in der Nähe der Klagemauer in der Jerusalemer Altstadt. Foto: Yonatan Sindel/Flash90