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„Organspende, jedoch nur an Juden“ – Kontroverse nach Nierenspende eines israelischen Journalisten

JERUSALEM, 18.07.2023 (NH) – In einem Transplantationsmarathon über die Organisation „Gift of Life“ haben drei Israelis ihre Nieren an unbekannte Mitbürger gespendet. Mit dem edlen Akt retteten die Spender den drei Patienten das Leben. Der Journalist Arnon Segal ist ein Lebendspender. Für seinen Wunsch, seine Niere jedoch nur an einen Juden spenden zu wollen, geriet Segal jetzt ins Kreuzfeuer: „Die Entscheidung, ein Menschenleben zu retten, solle nicht von Religion, Rasse oder Nationalität abhängig sein.“

Aussage habe rassistische Züge

Mit der Organspende des Journalisten und der damit verbundenen moralischen, bzw. unmoralischen Entscheidung, war nicht jeder einverstanden. Seine Aussage „nur an einen Juden zu spenden“, erzeugte bei vielen ein Gefühl der Ausgrenzung und sorgte für einen breiten, öffentlichen Diskurs. Israel ist zwar der Staat des jüdischen Volkes, aber das israelische Gesundheitssystem sollte allen Bürgern diskriminierungsfreie medizinische Versorgung zusichern. Eine sektorale Organspende zuzulassen, ist in den Augen vieler Israelis daher nicht trivial.

Laute und harsche Kritik erhielt Segal vor allem aus dem linken Politiksektor. Die Politikerin und ehemalige Vorsitzende der Merez-Partei Zehava Galon betitelte die Empfängerwahl des Journalisten als „Giftspritze und Verherrlichung der jüdischen Vorherrschaft“ in Israel. Das Knessetmitglied Omer Cassif nannte die Nierenspende gar ein „Mengele-Vermächtnis“. Der Vorsitzende des Ärzteverbandes des öffentlichen Gesundheitswesens, Prof. Hagai Levin wetterte ebenfalls gegen die Bedingung und „gratulierte“ Segal: „Gut gemacht, Segal für den Altruismus. Es ist eine echte Schande für den Rassismus.“ Kritiker erklärten, die Ärzte des Beilinson Krankenhauses hätten die „rassistische Organspende“ablehnen sollen. Die medizinische Einrichtung stellte schnell klar, dass das Krankenhaus die Transplantation mit aller benötigter medizinischer Kompetenz durchführe, jedoch „keine Beteiligung an der Auswahl der Spender und ihrer Präferenzen“ habe.

88 % der Lebendspender in Israel gehören der religiös-orthodoxen Gemeinschaft an. Der Wunsch nach einem jüdischen Empfänger ist daher nichts Ungewöhnliches. Foto: David Cohen/Flash90

Alle Juden sind eine Familie

Ein wichtiger Aspekt bei Organspenden von Lebensspendern ist die nationalistische Zugehörigkeit der Spender: 88 % der Lebendspender gehören dem religiösen und orthodoxen Bevölkerungssektor Israels an. Bei einer Umfrage unter den Spendern antworteten 73 % der Befragten, ihnen sei die Religion des unbekannten Empfängers sehr wichtig. Nur 3 % der Spender forderten jedoch, dass der Unbekannte auch den gleichen religiösen Lebensstil einhält.

Segal sieht den Wunsch, nur an einen jüdischen Mitbürger zu spenden, ebenfalls als äußerst legitim an. Er erklärte in den israelischen Medien, seiner Ansicht nach sei die Spende an einen Juden ein Beitrag innerhalb seines Familienkreises und daher lohne es sich für ihn, das hohe Risiko einzugehen – er rettet ein Familienmitglied. Ein Nichtjude gehört in den Augen des Journalisten nicht mehr in den Verwandtenkreis und in diesem Fall wäre er das Risiko nicht eingegangen.

Das israelische Gesundheitsministerium deklarierte, es könnte nicht in die selektive Spendenentscheidung von Arnon Segal eingreifen, da die Anpassung nicht über das nationale Transplantationszentrum vorgenommen wurde: „Der Spender hat das Recht zu entscheiden, wem er spenden möchte und wer der Spendeempfänger ist“. Dennoch betonte das Ministerium, dass Organspenden über das nationale Transplantationszentrum über einen Zuteilungsmechanismus gemäß der Warteliste, ohne Unterschied von Religion, Rasse oder Geschlecht, erfolgen. Hätte Segal über das nationale Zentrum gespendet, hätte er die Identität des Spenders nicht auswählen können.

Titelbild: Arnon Segal am Tag der Nierenspende. Foto: privat

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